Stillstand aus Angst? ibi-Studie: Das Kernbank-Dilemma der deutschen Institute
von Dunja Koelwel

ibi research
Dieser Auffassung sind nämlich fast alle Antwortenden (29% stimmen der Aussage voll und ganz zu, 63% stimmen eher zu). Auch im internationalen Vergleich sehen die Experten deutsche Kreditinstitute hier schlechter aufgestellt. So sind 69 Prozent der Befragten der Meinung, dass ausländische Institute bei der Modernisierung ihrer Legacy-Systeme besser dastehen (20% stimmen voll und ganz zu, 39% stimmen eher zu). Dass sich dieser Modernisierungsstau bis Ende 2027 aufgrund einer guten Ertragssituation beseitigen lässt, glauben folgerichtig auch nur 17 Prozent .
ibi research
ibi research
ibi research
Eine erste Erklärung, warum diese Einschätzung so negativ ist, wird auch gleich mitgeliefert: Gut die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass die Modernisierung der Bank-eigenen IT-Architektur und -Systeme bisher eben nur zögerlich stattgefunden hat und unter anderem die Chance, eine zentrale Rolle in Ökosystemen einzunehmen, damit verspielt ist.
Es hat erfahrungsgemäß noch nie funktioniert, auf einem alten Stand zu beharren, dies ist natürlich auch den Kreditinstituten klar. Allerdings sind die Herausforderungen derart vielfältig, dass diese vermeintliche Zögerlichkeit durchaus nachvollziehbar ist.“
Dr. Anja Peters, Geschäftsführerin bei ibi research
Herausforderungen bei der Modernisierung des Kernbank-Systems
Bestätigt wird dies bei einem genaueren Blick auf die Herausforderungen bei der Legacy-Modernisierung. Gut die Hälfte der Befragten sehen die Beherrschung der Komplexität als größte Challenge. Auch das Thema Standardisierung vs. Individualisierung beschäftigt mit 41 Prozent einen Großteil der Antwortenden, ebenso die Höhe möglicher Migrationskosten (37%) .
Aus insgesamt zwölf zur Auswahl gestellten Herausforderungen im Rahmen einer Modernisierung des Kernbankensystems konnten bis zu drei als besonders gewichtig angegeben werden, so dass hier Mehrfachnennungen möglich waren.
Zusätzlich ist mit Blick auf die Anbieterseite laut Dr. Anja Peters ein deutlicher Konsolidierungsdruck auf dem deutschen Markt für Kernbankensysteme zu beobachten, eine Vielzahl von Anbietern steht einem doch recht verteilten Markt gegenüber. 69 Prozent der Befragten sind ebenfalls der Meinung, dass der Konsolidierungsdruck auf deutsche Kernbank-Anbieter weiter zunehmen wird. Zumal der verbleibende Gesamtmarkt angesichts dessen, dass Sparkassen auf die Angebote der Finanz Informatik und genossenschaftliche Institute in der Regel auf die Leistungen der Atruvia setzen, doch recht überschaubar ist.
Die wichtigsten Aspekte eines zukunftsfähigen Kernbankensystems
- Das Thema „Befürchtungen“ zieht sich wie ein roter Faden weiter durch die Umfrage. Und die vielen Meldungen zu Cyberangriffen und Hackern machen sich auch beim ibi-Stimmungsbild bemerkbar. So ist für 59 Prozent der Befragten bei Kernbanken zukünftig die Widerstandfähigkeit gegen Cyberangriffe (Cyber Resilience) die wichtigste Eigenschaft ihres Systems.
- Mit deutlichem Abstand, nämlich mit 46 Prozent, schätzen die Befragten eine modulare Ausgestaltung der Software bzw. System-Architektur als wichtiges Feature ein, dicht gefolgt von der technologischen Offenheit im Sinne einer Full Open Banking Architecture (41%).
- Relativ gleichwertig wichtig werden regulatorische Funktionalitäten (34 Prozent), die Schnittstellen-Architektur (32%) sowie die cloud-native Fähigkeit (24%) angesehen. Aus den insgesamt elf zur Auswahl gestellten Aspekten der Zukunftsfähigkeit eines Kernbankensystems konnten bis zu drei Aspekte als besonders wichtig angegeben werden, Mehrfachnennungen waren also auch hier möglich.
Hintergrund: An dieser Zwischenauswertung der „ibi Banking Trends 2025“ beteiligten sich vor allem Experten aus Unternehmen der Finanzdienstleistung (Banken, Sparkassen, FinTechs und Versicherungen, 41%), ein knappes Drittel der Personen stammt von unabhängigen oder banknahen IT-Dienstleistern (29%), weitere aus Unternehmensberatungen (15%) und sonstigen Unternehmen (15%). Beschäftigt sind die Antwortenden zumeist in den Positionen Geschäftsführung, Bereichs-, Abteilungs- oder Gruppenleitung sowie als Fachexperten.dk
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/224321

Schreiben Sie einen Kommentar