STRATEGIE4. Februar 2025

Wero, wie, was? Das sagen (un)beteiligte Banken und die „Konkurrenz“

Schwerpunkt: Instant Payments
Mit welchen Banken lässt sich Wero nutzen?
Wero/Statista

Seit knapp sechs Monaten, seit Anfang Juli 2024, ist Wero live – das Bezahlsystem, das die amerikanische Marktmacht im Zahlungsverkehr untergraben soll. Zeit also, die ersten Monate Revue passieren zu lassen. Das IT-Finanzmagazin hat dazu Befürworter (DZ Bank und den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken), Zweifler (Commerzbank) und die „Konkurrenz“ Twint befragt.

von Dunja Koelwel

Wero ist bereits der zweite Anlauf, nachdem die deutschen Banken mit Giropay seit 2015 versucht haben, eine eigene Alternative zu Visa, Mastercard und Paypal zu etablieren. Dieser Versuch ist gescheitert. Nun will die European Payment Initiative (EPI) mit einer eigenen Variante alles besser machen.

Neben großen Instituten wie der Sparkasse und den Genossenschaftsbanken der Volksbank Raiffeisenbank, Sparda Bank und PSD Bank nimmt auch die Postbank an dem Programm der European Payment Initiative (EPI) teil. Insgesamt sind 16 Finanzdienstleister und Bankenverbünde aus Deutschland, Belgien und Frankreich an der EPI und damit auch an Wero beteiligt, der Großteil davon ist in Frankreich beheimatet.

Die offizielle Seite von Wero führt zwar 33 einzelne Banken auf, für deren Kunden das Versenden und Empfangen von Geld in Echtzeit mittels der Wero-Option in der Banking-App des jeweiligen Instituts verfügbar ist, ein Großteil davon gehört allerdings zu größeren Verbünden. So gehören beispielsweise die Banque Populaire, Caisse d’Epargne, Crédit Cooperatif und Banque Palatine zur Groupe BPCE, laut S&P Global die achtgrößte Finanzgruppe Europas gemessen an den Vermögenswerten.

Beim Wero-Start wurde die hierzulande bekannte App Twint zusammen mit der dänischen App Mobile Pay oft als Vorbild für Wero genannt. Das muss nicht verwundern, ist Twint doch eine Erfolgsgeschichte. In der Schweiz haben sich viele längst an die App gewöhnt. Auf mehr als fünf Millionen Smartphones ist Twint hierzulande installiert. Im Jahr 2023 wurden rund 590 Millionen Twint-Transaktionen getätigt.

Plädoyer für Wero

Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) sowie die DZ Bank sind von der neuen Payment-Variante überzeugt. Ralf-Christoph Arnoldt, Bereichsleiter Zahlungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und Gregor Roth,  für das Transaction Banking der DZ BANK verantwortlich, erklären gemeinsam ihre Überlegungen.

Was werden die Banken diesmal anders machen?

“Das EPI-Scheme ist ein offenes Ökosystem. Shareholder und Scheme-Member bei EPI können sowohl Issuer als auch Acquirer sein. Das Einbringen dieser beiden Blickwinkel und Interessen in einem Scheme ist auf europäischer Ebene einmalig. Die Integration von Wero erfolgt für alle Märkte mit einem Vertrag bei ihrem Acquirer.

Vorteilhaft ist die technische Umsetzung mit einer kundenfreundlichen Usability und optimaler Integration von Wero in der VR Banking App.”

Als weiterer wichtiger Aspekt ist zu nennen, dass wir mit Wero Anwendungsfälle abdecken, die bislang nicht im Fokus standen. Ab dem 19. Februar kommt die nächste Ausbaustufe mit Wero-PRO für das Kleingewerbe und Solo-Selbstständige. Mit der bargeldlosen Abwicklung von Zahlungen direkt mit dem eigenen Smartphone, ergänzt um Funktionen für diese Zielgruppe ist die genossenschaftliche Finanzgruppe sogar First Mover.”

Wie verhindert man, dass Wero das gleiche Schicksal erleidet wie Paydirekt?
Ralf-Christoph Arnoldt, BVR
Ralf-Christoph Arnoldt ist langjähriger Zahlungsverkehrsexperte in der genossenschaftlichen Finanzgruppe und Bereichsleiter Zahlungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR, Webseite) sagt: Der Digitalisierungstrend hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und mit Wero gehen wir nach Paydirekt den nächsten logischen Schritt zur Stärkung der Payment-Landschaft.Ralf-Christoph Arnoldt ist langjähriger Zahlungsverkehrsexperte in der genossenschaftlichen Finanzgruppe und Bereichsleiter Zahlungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR, Webseite).

“Das strategische Erfordernis einer digitalen Bezahllösung in einer Wallet mit Anbindung direkt am Konto gilt aus unserer Sicht mehr denn je. Der Digitalisierungstrend hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und mit Wero gehen wir nach Paydirekt den nächsten logischen Schritt zur Stärkung der Payment-Landschaft mit einer Lösung, die auf europäische Souveränität einzahlt. Dies verringert zudem die Abhängigkeit von Dritten, sei es aus den USA oder anderen nicht-europäischen Ländern.”

Wie versucht der BVR diese Initiative zu unterstützen?

“Der Bundesverband der Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR) unterstützt die Initiative in seiner Rolle als Verbandsvertreter. Eine europäische Lösung der verschiedenen Banken als Alternative zu bestehenden digitalen Zahlmethoden aus USA, China und aus anderen Ländern außerhalb Europas mit Kostenvorteilen für den Online-Handel und somit auch für den Verbraucher in Europa zu etablieren, ist das übergeordnete, gemeinsame Ziel.

Gregor Roth, DZ Bank
Gregor Roth ist seit über 20 Jahren für das Transaction Banking der DZ Bank (Webseite) verantwortlich. Als Bereichsleiter des Bereichs Transaction Management verantwortet Gregor Roth ein vielfältiges Leistungsspektrum rund um Zahlungsverkehr, Karten und Bezahllösungen -"Mit Wero-PRO und dem nächsten geplanten Schritt, dem technischen Marktlaunch von E-/M-Commerce, werden wir für unsere Banken und vor allem ihren Endkunden die Vision einer digitalen europäischen Realität über die nächsten Jahre auf- und ausbauen"Gregor Roth ist seit über 20 Jahren für das Transaction Banking der DZ Bank (Webseite) verantwortlich. Als Bereichsleiter des Bereichs Transaction Management verantwortet Gregor Roth ein vielfältiges Leistungsspektrum rund um Zahlungsverkehr, Karten und Bezahllösungen.

Der BVR unterstützt die Projektumsetzung seit Beginn, setzt sich als Verband für die Interessen der Genossenschaftsbanken ein und begleitet die werbliche Kommunikation Richtung Endkunden.”

Mit Wero-PRO und dem nächsten geplanten Schritt, dem technischen Marktlaunch von E-/M-Commerce, werden wir für unsere Banken und vor allem ihren Endkunden die Vision einer digitalen europäischen Realität über die nächsten Jahre auf- und ausbauen.”

Wero? Muss nicht sein

Außen vor sind dagegen zum Beispiel die Commerzbank und Neo-Banken wie N26, die sich nicht an EPI und Wero beteiligen wollen. Auf Nachfrage des IT-Finanzmagazins meinte dazu ein Sprecher der Commerzbank: „Die Entwicklung neuer Bezahlverfahren beobachten wir mit großem Interesse, auch die von Wero. Wir haben entschieden, uns an der Startphase nicht zu beteiligen.  Zum Bezahlen im Internet, so unsere Beobachtung, nutzen unsere Kunden immer häufiger Apple oder Google Pay mit Commerzbank-Kreditkarten.“

Konkurrent TWINT freut sich über Anerkennung

Jens Plath, TWINT
Jens Plath ist seit Mai 2020 CMO und Mitglied der Geschäftsleitung von TWINT (Webseite). Seine Erfahrungen im Payment hat er primär bei PayPal gesammelt, wo er zuvor mehrere Jahre die Bereiche Partnerschaften und das P2P Geschäft für die DACH Region geleitet hat. Jens Plath interessiert sich für innovative Business Models, die den Alltag der Menschen vereinfachen.Jens Plath ist seit Mai 2020 CMO und Mitglied der Geschäftsleitung von TWINT (Webseite). Seine Erfahrungen im Payment hat er primär bei PayPal gesammelt, wo er zuvor mehrere Jahre die Bereiche Partnerschaften und das P2P Geschäft für die DACH Region geleitet hat. Jens Plath interessiert sich für innovative Business Models, die den Alltag der Menschen vereinfachen.

Jens Plath, Mitglied der Geschäftsleitung von TWINT kommentiert die Entwicklung von Wero: „TWINT verfolgt den Start von Wero mit großem Interesse. Wir sehen es als Anerkennung unserer Vorreiterrolle im Bereich des mobilen Bezahlens, dass ein neues System wie Wero auch von TWINT inspiriert ist. In der Schweiz haben wir es geschafft, ein Ökosystem zu etablieren, das auf Lokalität, Alltagsrelevanz und die enge Zusammenarbeit mit Banken, Händlern und Zahlungsdienstleistern setzt.“

Dieser Ansatz hat TWINT seiner Überzeugung nach zu einem festen Bestandteil des täglichen Lebens in der Schweiz gemacht – vom Hofladen bis zum Großhändler. Mittlerweile wird TWINT von der großen Mehrheit der Schweizer Bevölkerung genutzt und ist eines der führenden Zahlungsmittel.

Da Wero in der EU startet und auf den dortigen SEPA-Regularien basiert, hat die Lancierung zunächst keine direkten Auswirkungen auf TWINT.

Plath: „Unser Fokus liegt auf der Schweiz, wo wir auf einer eigenständigen Infrastruktur aufbauen und schon jetzt erfolgreich mit internationalen Partnern wie Adyen, Mollie und Stripe zusammenarbeiten. Über diese Plattformen ermöglichen wir es Händlern wie Airbnb, Zalando oder Booking.com, Zahlungen mit TWINT anzubieten.“

Wero könnte bei entsprechender Marktabdeckung und Relevanz ein interessanter Partner für TWINT im Sinne der Interoperabilität werden.”

Voraussetzung ist, dass auch Wero eine starke Alltagsrelevanz schafft, wie es TWINT durch den lokalen Fokus gelungen ist. „Für TWINT steht der Mehrwert für die Menschen in der Schweiz im Vordergrund. Wir wünschen Wero viel Erfolg und freuen uns, wenn durch Projekte wie dieses die Bedeutung digitaler Zahlungssysteme weiterwächst“, resummiert Plath.dk

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