Vom Hoffnungsträger zum Problemfall: Warum die Bitcoin-Revolution in El Salvador gescheitert ist
Mit der Kryptowährung sollten künftig Steuern oder Gehälter, aber auch private Einkäufe oder Restaurantbesuche bezahlt werden, erklärte Präsident Nayib Bukele voller Enthusiasmus anlässlich der Einführung vor drei Jahren. Dabei dürfte es auch eine Rolle gespielt haben, dass man von den teuren Auslandsüberweisungen wegkommen wollte und erhoffte, dass Bürger aus dem Ausland so bei günstigen Gebühren Geld ins Land bringen könnten. Auch sollten ärmere Bevölkerungsschichten so besser zu einem Teil des Geldkreislaufs werden. Der IWF warnte schon damals, Gründe dafür waren die großen Wertschwankungen der Kryptowährung sowie die Angst vor Risiken für die Finanzstabilität des Landes.
Wallet Chivo: Nur das Begrüßungsgeld war beliebt
Gespeichert wurde das digitale Geld in einer Wallet namens Chivo, wobei (ähnlich wie bei vergleichbaren CBDC-Projekten in anderen Ländern) Bürger ein Startguthaben erhielten – im Fall von El Salvador war dies der Gegenwert von 30 US-Dollar. Viele Bürger sicherten sich das Guthaben, nutzen die Wallet danach aber kaum noch. Schon bald zeigte sich, dass die Zahl der Akzeptanzstellen niedrig blieb. Einige Bitcoin-affinen Orte wurden zwar schnell zum Anziehungspunkt für Touristen – und das erhöhte die Preise für die Einheimischen empfindlich. Und so war das Bitcoin-Projekt mehr ein Ding für Touristen als eine Kryptowährung, die die gesamte Wirtschaft zum Positiven verändern sollte.
Die Vergangenheitsform kommt hin, denn jetzt hat die Regierungspartei per Gesetz dahingehend verkündet, dass der Bitcoin nicht mehr als verpflichtend zu akzeptierende Zweitwährung besteht. Das neue Gesetz sieht außerdem vor, dass das digitale Geld nur noch von natürlichen Personen und Unternehmen genutzt werden soll, nicht mehr für staatliche Dinge. El Salvador musste den Bitcoin letztlich als offizielle Währung abschaffen, um vom Internationalen Währungsfonds (IWF) einen Kredit in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar zu erhalten. Schon im Dezember einigte sich der IWF daher mit der Regierung von Präsident Nayib Bukele auf das Darlehen, verbunden mit der Prämisse, die Risiken im Zusammenhang mit der Kryptowährung zu vermindern und dadurch die Staatsfinanzen zu stabilisieren.
Offiziell gestaltet sich das alles übrigens etwas anders: Das Gesetz spricht von der Abschaffung als Währung, aber von der Beibehaltung als offiziellem Zahlungsmittel. De facto ändert das aber recht wenig, denn die Akzeptanz sei ohnehin abseits von Touristenpfaden nie sonderlich hoch gewesen, berichten Verbraucher – und einklagbar war all das auch nicht. Also Raider heißt jetzt Twix.tw
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