Versicherungs-App einmal anders: Münchner Start-up stellt die Dorfkrug-App vor
Ein Münchner Start-up hat die „Dorfkrug-App“ vorgestellt. Die verspricht Solidarität, Transparenz und nie gekannte Effizienz und schickt sich an, zum alternativen Ansatz des klassischen Versicherungs- und Finanzwesens zu werden. Ist all das mehr als eine Idee, die nach dem dritten Bier am Stammtisch aufkam?
In der Vergangenheit spielten Versicherungs- und Solidaritätssysteme auf deutlich kleinerer, lokaler Ebene eine wichtige Rolle. Das Münchner Start-up Metanoia hat jetzt eine an die heutige Zeit adaptierte Alternative zum klassischen Versicherungs- und Kreditwesen auf den Markt gebracht, weil das Unternehmen glaubt, „das klassische Finanz- und Versicherungswesen stoße an seine Grenzen“.Die App „Dorfkrug“ als kooperatives Zusicherungssystem setzt auf Solidarität und Kooperation. Die Gruppen von Menschen, die vom gleichen Risiko bedroht sind und sich gegenseitig Unterstützung in zahlreichen Lebensbereichen zusichern, zusammenbringen – von Tierarztkosten bis zu nötigen Reparaturen oder Investitionen.
Das Gründerteam um die Geschäftsführer Quirin Münch und Thomas Kunz, das sich unter dem Namen Metanoia präsentiert, orientierte sich dabei am Modell der Gemeinwohl-Ökonomie. Bei der Entwicklung haben die beiden aber auch einen Blick in die Vergangenheit geworfen und festgestellt, dass die Gemeinwohl-Ökonomie ein Modell sein kann, das auch heute funktioniert.
Schon im 11. Jahrhundert haben sich Menschen in gegenseitigen Unterstützungsgemeinschaften organisiert, was Aufzeichnungen aus Kirchenbüchern belegen. Bis zu einer gewissen Anzahl von Personen war so das gemeinsame Zusammentreffen und Organisieren der gegenseitigen Zusicherung gut möglich gewesen. Dorfkrug überführt diese Tradition ins 21. Jahrhundert und dreht das Finanzwesen wieder auf den Ursprung, die gegenseitige Unterstützung zurück.”
Quirin Münch und Thomas Kunz, Gründer und Geschäftsführer von Metanoia
Dorfkrug-App peilt Wirkungsgrad der Einlagen von 95 Prozent an
Die Metanoia-Macher verweisen außerdem auf den zentralen Vorteil ihrer „Dorfkrug“-Idee. Versicherungen und Hilfsorganisationen verwenden heute einen nicht immer niedrigen Anteil ihrer Einnahmen für Provisionen, Verwaltungskosten und Steuern – und nur der Rest der Beiträge steht dann für den Kernzweck zur Verfügung. Bei dem kooperativen Zusicherungssystem „Dorfkrug“ entstehen lediglich Transaktionskosten von 0,60 Euro (inkl. MwSt.). Auch wenn mehrere Finanztransaktionen zur Unterstützung verschiedener (Dorfkrug-) Fälle gleichzeitig ausgeführt werden, bleibt es durch die Nutzung der Funktion „Sammelüberweisung“ bei der Gebühr von 60 Cent, und zwar unabhängig von der Summe des bewegten Geldbetrages in einer Sammelüberweisung. Der Wirkungsgrad liege dadurch, so rechnen die Gründer vor, weit über 95 Prozent.
Dorfkrug-App: Gegenseitige Zusicherung von Hilfe
Der Dorfkrug ist ein genossenschaftliches Sicherungsmodell auf Spendenbasis mit dem Grundgedanken der gegenseitigen Unterstützung und Stärkung des Gemeinwohls. Dies schafft soziale und wirtschaftliche Sicherheit. Gegenseitiges Vertrauen stärkt die Gemeinschaft und verbindet. Dorfkrug bildet Gruppen von Menschen, die vom gleichen Risiko bedroht sind und sich gegenseitig Unterstützung in ihren jeweiligen Lebensbereichen zusichern. Die Unterstützungsbereiche gliedern sich in die Kategorien Tiere, Sachen und gemischt. Wenn ein Gruppenmitglied in finanzielle Not gerät, können die Gruppenmitglieder dafür einstehen.
Durch die digitale Verwaltung sind so Gruppengrößen von bis zu 1.000 Personen leicht handhabbar, die individuell nicht mehr zu bewältigen wären. Durch die Nutzung der Schwarmintelligenz werden die benötigten Finanzmittel gezielt gesteuert. Das gemeinwohlorientierte Verhalten der Nutzer fördert dabei die Stabilität und Seriosität der Gruppen und der Gemeinschaft. Die App „Dorfkrug“ ist für Apple und Android verfügbar. Ausführliche Informationen und Modellrechnungen finden sich auf der Website des Start-ups Metanoia aus München.
Noch klingt all das reichlich weltfremd und utopisch – und die Gründer werden erst unter Beweis stellen müssen, dass sich das Konstrukt auch in irgendeiner praktischen Umgebung bewährt. Letzten Endes setzt das aber auch ein gesellschaftliches oder auf Interessensgleichheit basierendes Konzept voraus, das deutlich über die eigentliche technische Komponente dieser Anwendung hinausgeht. Wir sind jeden Falls gespannt auf die Anwendungs-Cases, die das Start-up hier in den nächsten Monaten vorstellt.tw
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