Versicherung 2.0 per Big Data: individueller, mehr Service, weniger Betrug, schnelle Prozesse + Vernetzung
Ohne eine fundierte Datenbasis läuft nichts bei den Versicherungen. Das war in der Vergangenheit schon so und wird künftig mit der Nutzung von Big Data umso mehr der Fall sein. Doch welche Chancen bietet Big Data den Versicherern genau? Das Plädoyer für Big Data.
von Scott Gnau, CTO Hortonworks
Big Data steht vor der Tür, doch viele Versicherer scheuen noch davor zurück, die Daten zum Wohle der Kunden zu nutzen – dabei gibt es fünf spannende Bereiche, in denen Big Data für einen echten Innovationsschub sorgen könnten:
1. Individuellere Versicherungsprodukte
Zunächst können Assekuranzen durch Big Data ihre objektiven Risiken genauer einschätzen und die Prämien entsprechend berechnen. Beispielsweise können Logistikunternehmen durch die Übermittlung der GPS-Daten von Transporten oder Angaben über die Supply Chain an die Versicherung übermitteln, um eine passgenauere Kalkulation zu erreichen. Daneben können andere Versicherungsarten genauer auf die Nutzung von beispielsweise Verkehrsmitteln abgestimmt werden, da genau erfasst werden kann, in welchem Gebiet mit welcher Unfallhäufigkeit sich wie viele Fahrten ereignen.
Mit einer zusätzlichen Datenbasis können Versicherer so maßgeschneiderte Angebote unterbreiten – je nach Zielgruppe und Risiko.”
Nimmt man beispielsweise die Kraftfahrzeugversicherung, erfolgt eine Differenzierung nach Region und Fahrzeugtyp bereits jetzt. Eine intelligentere Differenzierung der Policen kann jedoch zielgenauer ein risikoarmes Verhalten belohnen, was jetzt noch bei der groben Unterteilung der Kriterien nur schwer möglich ist.
2. Schutz vor Betrug
Neben der Gestaltung von Versicherungsprodukten bietet der Einsatz von Big Data jedoch auch mehr Sicherheit vor Betrugsversuchen. Dem klassischen Versicherungsbetrug kommen Prämienveruntreuung, Provisionsbetrug, Diebstahl bei Vermögenswerten oder Betrug bei Arbeitsunfallversicherungen hinzu.
Durch maschinelles Lernen können IT-Systeme diese Betrugsversuche in einem Big-Data-Umfeld erkennen. So werden anfallende Daten unter Zuhilfenahme von festen Regeln markiert, um abweichende Muster, die typisch für einen Betrug stehen, schneller offenlegen zu können.”
Tritt ein Schadensfall ein, können datenbasierte Hinweise dem mit der Prüfung betrauten Personal als Entscheidungshilfe dienen.
3. Bessere Kundenbetreuung
Doch auch in der individuellen Kundenbetreuung können Versicherungen durch den Einsatz von Big Data punkten. Die Schlüsse, die aus der Analyse großer Datenmengen erfolgen, sind für den Außendienst Basis für eine individuelle Ansprache des Versicherten. Gerade wenn der Wettbewerb ähnliche Produkte anbietet, kann durch ein maßgeschneidertes Angebotsportfolio die Loyalität der Kunden erhöht werden. Dies konnte früher nicht so individuell bewerkstelligt werden – einerseits, weil der Datenbestand vor zehn oder zwanzig Jahren so noch nicht vorhanden war. Andererseits, weil auch bei Verfügbarkeit einer guten Datenbasis die Informationen noch nicht in dem Umfang verarbeitet werden konnten, um tatsächlich ein rundes Bild abgeben zu können. Ohne Big Data konnte außerdem nur ein Typus von Daten berücksichtigt werden. Um Rückschlüsse aus mehreren, nicht miteinander vernetzten Plattformen zu gewinnen, ist ein entsprechendes System unabdingbar. Eine Fokussierung des Vertriebs auf tatsächlich affine potenzielle Kunden vermindert den Streuverlust in der Ansprache und sorgt somit für eine effizientere sowie profitablere Steuerung der Akquise.
Hier spielt die nahezu in Echtzeit mögliche Analyse beispielsweise im Bereich Social Media mit ungeheuren Mengen unstrukturierter Daten eine wichtige Rolle.”
4. Straffere Betriebsabläufe
Eine weitere Chance liegt in der Beschleunigung interner Arbeitsabläufe bei ausgefüllten Dokumenten wie etwa Kundeninformationen oder Antragsformularen. So kann die Unternehmens-IT einen eigenen Dokumenten-Cache anlegen und sie mit einem Meta-Tag versehen. Auf diese Art und Weise sind die enthaltenen Informationen leichter auffindbar.
Dies beschleunigt den Bearbeitungsablauf und sorgt dafür, dass der Versicherungsnehmer schneller mit einer Antwort des Versicherers rechnen kann. In Zeiten veränderter Erwartungen an die Geschwindigkeit der Kommunikation ist das ein unschätzbarer Wettbewerbsvorteil.”
5. Vernetzung über die betriebsinterne Ebene hinaus
Besonders im Endkundengeschäft ist die Verwendung von Apps oder Internetportalen mittlerweile gelebte Praxis. So bieten beispielsweise Krankenversicherungen den Service, Arbeitsunfähigkeitsmeldungen im Krankheitsfall digital zu erfassen. Früher war dieser Prozess rein postalisch oder Fax-gestützt. Nachdem ein Versicherter seine Krankmeldung an die Krankenversicherung gesendet hat, musste sie aufwändig eingescannt und richtig kategorisiert werden. Dieser Prozess ist personalintensiv und damit teuer.
Mittels einer App können Versicherte ihren Scan der Meldung per Smartphone an den Kostenträger übermitteln. Durch intelligente Software kann die richtige Zuordnung automatisch erfolgen.”
Doch nicht nur die Zuordnung, auch die Weiterverarbeitung kann durch Big Data effizienter gestaltet werden. Ganze Prozessstränge sind so automatisiert abbildbar.
Fazit: Künftig wird Big Data ganz selbstverständlich zum Versicherungsgeschäft gehören
Die Vorteile für die Versicherungen – die Möglichkeit zur Erstellung passgenauer Produkte, der Schutz vor Betrug, die Verbesserung der Kundenbetreuung – und damit eine wettbewerbsfähigere Marktposition und die Vereinfachung interner Organisationsabläufe liegen auf der Hand. Diejenigen Anbieter, die sich durch den Einsatz von Big Data rechtzeitig positionieren können, dürften die dafür notwendige Investition relativ zügig amortisiert haben.aj
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