Verbraucherzentrale kritisiert: Banken vernachlässigen Schutzpflichten gegen Kontobetrug
Kunden werden im Betrugsfall häufig als die Schuldigen dargestellt. Banken sollten jedoch ihre eigenen Maßnahmen zur Betrugsprävention verbessern, statt den Verbrauchern die Verantwortung zu übertragen.“
Heiko Fürst, Finanzexperte des VBZV
Der Verband betont, dass in allen Fällen außer bei grober Fahrlässigkeit und vorsätzlichem Betrug durch die Kunden die Banken haften müssen. Dennoch werden die Sorgfaltspflichten der Banken und Zahlungsdienstleister in der Praxis oft vernachlässigt.
Sicherheitslücken in technischen Systemen und unzureichende Überwachung
Die Analyse des VBZV zeigt, dass die Überwachung von Kontoaktivitäten durch Banken und Zahlungsdienstleister unzureichend ist. Technische Systeme wie Online-Banking-Plattformen und Banking-Apps weisen oft Schwachstellen auf, die Betrüger ausnutzen können. Zudem passen die Verhaltensregeln, die Banken ihren Kunden auferlegen, nicht immer zu den eigenen Sicherheitsmaßnahmen. Kunden sollen ständig über aktuelle Betrugsmaschen informiert sein, während die gesetzlichen Vorgaben für die Sorgfaltspflichten der Zahlungsdienstleister unscharf bleiben und in gerichtlichen Auseinandersetzungen kaum eine Rolle spielen.
Konkret führt die Erkenntnissammlung zu den Sorgfaltspflichten der Banken aus, dass Anbieter sich nicht immer so verhalten, dass Bankkunden zweifelsfrei Betrug erkennen können. Zudem seien viele Texte und Prozessschritte in der Kundenkommunikation wenig verständlich oder gar verwirrend. Die Warnungen würden zwar den Anbietern im Hinblick auf ihre Haftungsabwehr helfen, nicht aber wirklich der Betrugsprävention dienen. Hinzu kommt, dass die Anbieter bei dringenden Anliegen der Kunden nicht immer gut erreichbar seien.
Zudem würden sich in den Betrugsfällen regelmäßig auffällige Verwaltungseingriffe zeigen, die etwa Limit- und Dispoerhöhungen beinhalten sowie ausländische Zahlungsempfänger begünstigten. Hier würden die Vorgänge nicht immer von den Anbietern blockiert, obwohl sie klare Betrugsmuster aufweisen. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die fehlende Resilienz vieler Banking-Systeme gegen Social-Engineering-Maßnahmen. Außerdem berichten die Verbraucherschützer, dass ihnen Mitarbeiter nicht immer korrekt weiterhelfen konnten, teilweise sogar Verhaltensweisen nahelegten, die der Dringlichkeit im Rahmen des Betrugsszenarios nicht gerecht wurden.
Forderungen an den Gesetzgeber und Zahlungsdienstleister
Der Verband fordert, dass der Gesetzgeber klare Vorgaben für die Sorgfaltspflichten der Banken und Zahlungsdienstleister schafft. Diese sollten umfassendere Möglichkeiten nutzen, um betrügerische Überweisungen frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Außerdem sollten Schutzmaßnahmen wie Überweisungslimits so gestaltet sein, dass sie auch von Verbrauchern als verlässliche Sicherheitsvorkehrungen genutzt werden können. Ziel ist es, eine stärkere Haftung der Banken bei Betrugsfällen durchzusetzen und die Sicherheitsstandards für den digitalen Zahlungsverkehr zu erhöhen. Insgesamt sieht der Verband die Notwendigkeit, Verbraucher besser vor dem Verlust durch Betrügereien zu schützen und gleichzeitig die Anbieter stärker in die Verantwortung zu nehmen. Nur so könne Vertrauen in den digitalen Zahlungsverkehr langfristig gesichert werden.
Die komplette Erkenntnissammlung des VBZV zu den Versäumnissen bei den Sorgfaltspflichten der Banken steht zum kostenlosen Download als PDF bereit.
Wir wollem mehr wissen: Welche Erfahrungen haben Sie als Kunde im Falle von Betrugsversuchen gemacht? Welche Banken und Sparkassen sind hier vorbildlich oder gar übermäßig vorsichtig im Sinne des Kunden? Welche Verhaltensweisen würden sich umgekehrt die Vertreter der Banken und Finanzdienstleister wünschen? Schreiben Sie es uns in die Kommentare! tw
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