Unkenntnis oder Ignoranz? Payment-Branche ist nur unzureichend auf PSD2-Richtlinie vorbereitet
Die überarbeitete Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 der EU soll am 13. Januar 2018 in Kraft treten und für Einheitlichkeit und Transparenz im europäischen Finanzmarkt sorgen. Alle Payment Service Provider sind verpflichtet, sich fristgerecht an die Vorgaben der neuen Richtlinie PSD2 zu halten. Nur wenige sind tatsächlich bereits darauf vorbereitet, wie eine aktuelle Studie von Ping Identity zeigt.
Im April 2017 wurden 188 Manager und leitende Angestellte bei größeren Finanzdienstleistern in Deutschland bezüglich ihrer Umsetzung der PSD2-Richtlinie befragt. Nach diesen Umfrageergebnissen ist bisher nicht einmal ein Viertel der Payment Service Provider (PSP) in Deutschland auf die neuen Anforderungen vorbereitet. Lediglich 18 Prozent gaben an, keine Probleme zu erwarten. Mehr als die Hälfte ist sich unsicher, ob die Compliance termingerecht umgesetzt werden kann. Dabei ist der Termin oft unbekannt, denn nur 16 Prozent sind sich bewusst, dass die PSD2-Richtlinie am 13. Januar 2018 in Kraft tritt. Fast ein Viertel der Befragten weiß nicht, welche Veränderungen nötig sind, um die Richtlinie zu erfüllen. Nur 45 Prozent gaben an, dass sie ausreichend Informationen bezüglich der neuen Richtlinie haben. In den befragten Unternehmen fehlt es offensichtlich an Schulungen und Verständnis.Ein ähnliches Bild ergibt sich für befragte kleinere Unternehmen. Wenngleich nur 8 Prozent wissen, wann PSD2 in Kraft tritt, gaben immerhin 33 Prozent hier an, keine Probleme hinsichtlich termingerechter Compliance zu erwarten. Das Informationsdefizit ist noch größer, denn nur 26 Prozent fühlen sich zur kommenden Richtlinie ausreichend informiert.
Auch in Großbritannien (die PSD2-Richtlinie tritt auf jeden Fall vor dem Brexit in Kraft und gilt damit auch dort) ist die Situation ähnlich. Nur 12 Prozent kennen den Termin für PSD2 und 35 Prozent sind sich unsicher, ob sie rechtzeitig die Compliance dazu erreichen. Nur 26 Prozent fühlen sich rund um PSD2 ausreichend informiert. Immerhin meinen aber 46 Prozent der Befragten, auf die kommenden Anforderungen vorbereitet zu sein.
Die Studie zeigt, wie beunruhigend unvorbereitet die Branche auf die in Kürze in Kraft tretende PSD2-Richtlinie ist. In knapp sieben Monaten gibt es hier eindeutig noch viel zu tun.“
Phil Allen, Vice President EMEA bei Ping Identity
PSD2 – Risiko oder Chance
Im Rahmen von PSD2 müssen Unternehmen ihre APIs öffnen und Drittanbietern den Zugang zu Kunden- und Kontendaten ermöglichen. Viele Unternehmen sehen darin eher ein Sicherheitsrisiko sowie eine höhere Gefahr von Datenmissbrauch. Daher wird die Forderung nach Öffnung von fast der Hälfte negativ betrachtet. 22 Prozent befürchten gar, dass die Betrugsanfälligkeit mit Inkrafttreten von PSD2 im nächsten Jahr steigen wird.
Unternehmen sollten PSD2 nicht nur als weitere zu erfüllende Vorschrift betrachten, sondern die Chance nutzen, sich von der Konkurrenz abzuheben. Wenn Implementierung und Compliance richtig umgesetzt werden, bieten sich völlig neuartige Möglichkeiten, die das Kundenerlebnis verbessern können. Wer dies aktiv angeht und PSD2 als Chance versteht, kann von der neuen Richtlinie auch profitieren.pp
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