Deutsche Börse: Umstellung auf S/4 HANA in der Google Cloud

Zufrieden mit der Umstellung auf Google Cloud: Lars Bolanca, Managing Director Corporate IT, Deutsche Börse <q>Deutsche Börse — Lars Bolanca, Deutsche Börse Deutsche Börse

Als internationale Börsenorganisation und innovativer Marktinfrastrukturanbieter sorgt die Gruppe Deutsche Börse für transparente, verlässliche und stabile Kapitalmärkte. Unsere Geschäftsfelder decken die gesamte Prozess- und Wertschöpfungskette von Finanzmarkttransaktionen ab. Darüber hinaus entwickeln wir hochmoderne IT-Lösungen und bieten unsere IT-Systeme weltweit an. Mit einer breiten Palette an Produkten, Dienstleistungen und Technologien schafft unsere Gruppe Sicherheit und Effizienz für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Vertrauen, Stabilität und Compliance sind dabei die Eckpfeiler unseres Geschäfts.

von Lars Bolanca, Managing Director Corporate IT, Deutsche Börse

Vor diesem Hintergrund sind kontinuierliche Innovationen eine wesentliche Voraussetzung, um in einem schnell veränderlichen Markt wettbewerbsfähig und relevant zu bleiben. Innovation und Stabilität gehen allerdings nicht immer Hand in Hand.

Innovation bedeutet, Risiken einzugehen, und so erfordert jede Innovation einen gewissen Balanceakt, um sicherzustellen, dass wir das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden bewahren und die regulatorischen Anforderungen weiter erfüllen.”

Ausgebremst durch Engpässe in unserer lokalen Umgebung

Diese Balance zwischen Vertrauen und Innovation war ein Schlüsselfaktor beim Umstieg von unserer Legacy-Architektur auf Google Cloud. Unsere frühere, lokal betriebene SAP ERP (Enterprise Resource Planning)-Software konnte mit dem schnellen Tempo neuer Anforderungen nicht mehr Schritt halten. Gleich, ob es darum ging, nach Fusionen und Übernahmen neue Rechtsträger hinzuzufügen, Produkte wie neue Swaps oder Wertpapiere einzuführen oder einfache Anfragen zur Verbesserung unserer Arbeitsabläufe anzulegen – das System kam nicht mit. Eine simple Launch-Anfrage konnte bis zu neun Monate dauern, und der Bottleneck führte zu einem Rückstau von Anfragen im System.

Als wir mit dem Upgrade auf das neue SAP S/4 HANA begannen, war uns klar, dass ein gleichzeitiger Wechsel in die Cloud die Leistung unseres Systems erheblich verbessern würde.”

Doch zunächst mussten wir sicherstellen, dass uns unsere Stakeholder und die Aufsichtsbehörden auf diesem Weg vertrauen würden.

Dabei setzten wir vom ersten Tag an auf volle Transparenz: gegenüber unseren Kundinnen und Kunden, unseren Stakeholdern und den Aufsichtsbehörden. Als wir unsere internen Kontrollteams zum ersten Mal darüber informierten, dass wir in die Cloud wechseln wollten, blickten wir in viele ernste Gesichter. Doch das Google Cloud-Team verstand sich hervorragend darauf, bei allen Beteiligten Vertrauen aufzubauen. Gemeinsam mit unseren Stakeholdern und Google Cloud machten wir uns daran, genau zu klären, was dieser Schritt mit sich bringen und welche Auswirkungen er auf unser Geschäft haben würde. So gelang es, alle relevanten Akteure an Bord zu holen.

Als eines der ersten Unternehmen weltweit verlagerten wir unsere SAP-Workloads in Google Cloud.”

Weg vom On-Premises-Denken

Lars Bolanca

Lars Bolanca trat 2016 in die Gruppe Deutsche Börse (Website) ein und war im Bereich Produktmanagement & Entwicklung für Business und IT innerhalb der Gruppe tätig. Ab 2018 war er Head of Department der Corporate IT im CIO/COO-Bereich, seit 2024 ist er Managing Director Corporate IT. Hier ist er für alle internen IT-Leistungen der Gruppe Deutsche Börse verantwortlich, einschließlich der Unternehmens-prozesse (HR, Finanzen, Customer Care, 2nd Line of Defense), Endbenutzer- und Entwicklerarbeitsplätze, Sprache/Video/Kollaboration sowie IT Application & Infrastructure Operations. Von 2007-2016 arbeitete Lars in verschiedenen Bereichen der SAP mit Schwerpunkt Finanzen, M&A und Business Operations.

Insbesondere räumten wir dabei mit dem Mythos auf, On-Premises-Architekturen seien sicherer als die Cloud. Die meisten lokalen Rechenzentren verfügen über keine Verschlüsselung, weil man davon ausgeht, dass die Daten im eigenen Haus ohnehin sicher seien.

In Google Cloud hingegen sind unsere Daten sogar dreifach verschlüsselt: auf der Infrastrukturebene, auf der Datenbankebene und auf der Anwendungsebene.”

Anfangs waren wir nicht in der Lage, mit eigenen, bei uns verbleibenden Verschlüsselungs-Keys zu arbeiten, doch das Team von Google Cloud half uns, unsere eigenen Schlüssel zu verwenden, was die Sicherheit noch weiter erhöhte. All dies erläuterten wir unseren Stakeholdern und den Aufsichtsbehörden in offenen, transparenten Gesprächen und konnten sie auf diese Weise von den Vorteilen der Migration überzeugen.

Mit Google Cloud sind unsere Daten jetzt sicherer als je zuvor, und das ohne Leistungseinbußen. Trotzdem waren wir damit noch nicht ganz am Ziel. Denn nachdem wir unsere Systeme von unserer lokalen Infrastruktur umgezogen hatten, stellten wir fest, dass es schwerer als gedacht war, uns von unserem On-Premises-Denken zu lösen.

Viele unserer Technikerinnen und Techniker hatten seit Jahren mit Legacy-Betriebssystemen gearbeitet und hatten daher begreiflicherweise Bedenken, plötzlich auf Cloud-Workloads umzusteigen.”

Das Google Cloud-Team verstand jedoch auch diese Vorbehalte und half dabei, unsere Techniker*innen im Umgang mit den neuen Systemen zu schulen.

Dank leistungsstarker Cloud-Architektur werden wir den Marktanforderungen gerecht

Durch die Nutzung von SAP S/4HANA in Google Cloud können wir erheblich schneller auf Marktveränderungen reagieren. Wenn wir beispielsweise aufgrund eines plötzlichen Anstiegs des Handelsvolumens rasch mehr Rechenleistung brauchen, können wir sie jetzt mit wenigen Klicks erhöhen. Auch unser Entwicklungszyklus hat sich stark verkürzt. Früher hatten wir nur eine Entwicklungsumgebung, in der 10 bis 15 Entwickler arbeiten konnten, was zu Entwicklungszyklen von neun bis zwölf Monaten führte.

Jetzt haben wir 60 bis 70 Entwicklerinnen und Entwickler, die parallel in mehreren Entwicklungsumgebungen arbeiten. Dadurch sind die Entwicklungszeiten wesentlich kürzer geworden.”

Wir müssen auch keine Sorge mehr haben, dass es zu langen Verzögerungen kommen könnte, weil wir unsere Systeme um neue Hardware erweitern müssen. Mit Google Cloud können wir neue Software-Dienste einfach per Mausklick hinzufügen. Wir sind also in der Lage, innerhalb weniger Tage neue Dienste einzuführen, ohne dass wir zuvor Monate auf die Installation neuer Hardware verwenden müssen. Die Notfall-Wiederherstellungszeiten haben sich ebenfalls verbessert:

Dank automatisiertem Failover ist unser Recovery Time Objective (RTO) von zwei Stunden auf weniger als 20 Minuten gesunken, und das Recovery Point Objective (RPO) konnte von zwei Stunden auf nahezu Null reduziert werden.”

S/4 HANA auf Google Cloud ermöglicht nun Innovationen

Derzeit prüfen wir verschiedene Möglichkeiten, um die Datenanalyse-Funktionen von Google Cloud auf die großen Mengen wertvoller Geschäftsdaten in unserer SAP-Plattform anzuwenden. Bei unseren HR- und IT-Daten haben wir damit bereits begonnen. Das HR-Team hat nun erstmals schnellen Zugriff auf integrierte Geschäftsdaten in BigQuery, was Prozesse wie die Management- und Diversity-Berichterstattung verbessert und vertieft.

Zugleich untersuchen wir, wie wir mehr KI-Funktionen in unsere Arbeitsabläufe integrieren können, und testen derzeit Document AI, um in unserer Buchhaltung durch automatisierte Rechnungseingaben effizienter zu sein.”

In vielerlei Hinsicht stehen wir erst am Anfang unserer Reise. Doch nachdem es gelungen ist, mit unserem transparenten Ansatz zögernde Stakeholder und vorsichtige Regulierungsbehörden zu überzeugen, konnten wir bereits demonstrieren, welch erhebliche Verbesserungen uns Google Cloud bei Sicherheit und Leistung bringt. Jetzt können wir weitere Innovationen in Angriff nehmen, um die Effizienz und Reaktionszeiten fortlaufend zu optimieren und dafür zu sorgen, dass wir unseren Kundinnen und Kunden auch künftig relevante Produkte und Dienste bereitstellen können.