Transparenz bei Kreditkartenumsätzen – Barclays startet mit Ethoca “Consumer Clarity” (Mastercard-Tochter)
Laut Datos Insights (ehem. Aite) ist jede vierte Reklamation von Kunden und Kundinnen auf unzureichende Transparenz und unklare Darstellungen der Umsätze im Online-Banking zurückzuführen. Ethoca Consumer Clarity der Mastercard-Tochter Ethoca (Website) möchte das ändern. Als eine der ersten Banken in Deutschland führt die Hamburger Direktbank Barclays die digitale Banking-Innovation ein. Im Interview erklären Gaurav Mittal, Executive Vice President bei Ethoca, und Julia Hagemann, Programme Director bei Barclays, die Lösung.
Herr Mittal, was ist Ethoca Consumer Clarity genau?
Nicht immer lassen sich Kontobuchungen eindeutig zuordnen.Das Problem: Manchmal ist nicht klar, wer sich hinter der Transaktion verbirgt oder der angegebene Verwendungszweck ist nicht aussagekräftig.”
Genau hier setzt Ethoca Consumer Clarity an. Wir wollen mehr Transparenz und ein besseres Kundenerlebnis schaffen, um Rückbuchungen sowie transaktionsbezogene Kundenanfragen zu verringern.
Mit Consumer Clarity bieten wir Bankkunden umfassende Kaufinformationen – also „Enhanced Merchant Data“ – zu ihren kartenbasierten Transaktionen. In ihrer Banking-App oder in ihrem Online-Konto werden ihre Buchungen mit zusätzlichen Informationen wie eindeutigen Händlernamen oder Logos als visuelle Komponente angereichert.”
Diese neuartige und kundenfreundliche Transaktionsübersicht kann auch dem Callcenter-Personal des Kartenherausgebers bereitgestellt werden, um bei Kundenanfragen besser reagieren zu können.
In welchem Datenformat werden die Merchant-Daten gespeichert und übertragen?
Gaurav Mittal: Der Datenaustausch zwischen Handel und Bank findet über die Consumer Clarity API, eine RESTful API, statt und erfolgt via JSON (Java Script Object Notification) geschützt durch TLS (Transport Layer Security). Die Programmierschnittstelle kann ohne großen Aufwand in die bestehenden Systeme der Banken implementiert werden.
In Echtzeit ruft die Bank die Ethoca-API auf, um zusätzliche Details zu Transaktionen anzuzeigen. Ethoca antwortet auf die API-Anfrage mit relevanten Details wie Händlerinformationen, Logos und – wenn gewünscht – mit vollständigen digitalen Belegen als erweiterte Elemente in der Transaktionsansicht.”
Dabei nimmt Ethoca Consumer Clarity eine Intermediärrolle als Vermittler zwischen der kartenausgebenden Bank und dem Händler ein. Diese Kaufdetails werden direkt vom Händler abgerufen und über die API direkt an das Konto der Karteninhaber übertragen. Ethoca erhält lediglich definierte Transaktionsinformationen wie Datum, Uhrzeit und Höhe des Betrags, die eine eindeutige Zuordnung der Zahlungstransaktionen erst ermöglichen.
Welche Kundenvorteile bietet diese Technologie?
Julia Hagemann: Wir wissen, dass unseren Kundinnen und Kunden die Übersicht und Kontrolle ihrer Ausgaben sehr wichtig ist.
Durch die Einblendung der Händlerlogos und klar zuordnungsbaren Markennamen erhalten sie eine höhere Transparenz über die Umsätze.”
Es gibt immer wieder Fälle, in denen fehlerhafte Rückbuchungen durchgeführt werden, weil Umsätze von Kundinnen und Kunden nicht richtig zugeordnet werden können. Das wird dank der Machine-Learning-Technologie von Ethoca in Zukunft viel weniger der Fall sein.
Dadurch reduziert sich das Anrufvolumen und es erspart allen Seiten Ärger und Zeit – den Kundinnen und Kunden, Händlerinnen und Händlern und uns als Bank. Eine Win-Win-Win-Situation für alle.”
Gaurav Mittal: Wir stellen außerdem fest, dass die Steigerung des Kundenerlebnisses auch das Top-of-Wallet-Verhalten der Kunden von Banken, die dieses verbesserte Nutzererlebnis bieten, fördert.
Für welche Kartentypen ist die Funktion verfügbar?
Julia Hagemann: Barclays war es zum Projektstart wichtig, eine Lösung zu implementieren, die agnostisch gegenüber den großen Kreditkartensystemen ist und zuverlässig funktioniert. Genau das ermöglicht uns Ethoca. Deshalb dürfen sich alle Kundinnen und Kunden über die Neuerungen freuen. Egal, ob sie eine Barclays Kreditkarte oder eine unserer Kreditkarten von unserem Partner Eurowings nutzen.
Gaurav Mittal: Genau, mit unserer Lösung können alle kartenbasierten Transaktionen – also zum Beispiel auch Debit-Karten – mit zusätzlichen Händlerinformationen angereichert werden.
Warum hat Barclays diese Lösung in Deutschland eingeführt?
Wie einfach lässt sich die Schnittstelle implementieren oder aktualisieren?
Julia Hagemann:
Die Technologie ist nicht in unsere lokale Infrastruktur implementiert, wir sind über eine Schnittstelle direkt an die Ethoca-Datenbank angebunden. Dadurch erhalten wir in Echtzeit immer die aktuellen Daten.”
Gaurav Mittal: Wir nutzen für unser weltweites Netzwerk fortschrittliches Cloud Computing mit Machine Learning und eine versionslose API. Dadurch können die Banken den Consumer Clarity Service einfach und flexibel einsetzen, ohne dass sie ihre Backend-Technologie ändern müssen, wenn neue Funktionen verfügbar sind.
Sind die “Enhanced Merchant Data” in Echtzeit aktualisierbar oder gibt es eine zeitliche Verzögerung?
Gaurav Mittal: Unser System verarbeitet heute problemlos 100.000 Transaktionen und mehr pro Sekunde.
Die gewöhnliche Antwortzeit für die Händlerdetails beträgt durchschnittlich eine Sekunde oder weniger je API-Anfrage.”
Welche Sicherheitsmaßnahmen werden bei der Übermittlung der “Enhanced Merchant Data” ergriffen?
Welchen Nutzen zieht die Bank aus den übermittelten Daten?
Julia Hagemann: Als Direktbank sind die Barclays Privatkunden App und das Online-Banking für uns einer der wichtigsten Berührungspunkte, den wir mit Kundinnen und Kunden haben. In Kombination mit dem eigentlichen Produkt, der Kreditkarte, prägt sie das digitale Kundenerlebnis sehr stark. Mit Innovationen wie dieser versuchen wir dieses Erlebnis kontinuierlich zu verbessern.
In Deutschland gehören wir zu den ersten Banken, die dieses Feature implementieren. Durch die Reduzierung des Anrufvolumens und der Chargebacks hoffen wir, den operativen Aufwand für uns als Bank zu senken und uns so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.”
Welche Zusatzfunktionen sind in der Zukunft denkbar bzw. geplant?
Julia Hagemann: Wir können uns für die Zukunft vorstellen, weitere Funktionen zu nutzen, die unseren Kundinnen und Kunden weiterhelfen. Über die Barclays Privatkunden-App könnte beispielsweise ein digitaler Bon ausgestellt oder bei Point-of-Sale-Transaktionen der exakte Händlerstandort angezeigt werden.
Gaurav Mittal: Unsere versionslose API erlaubt unseren Kundinnen und Kunden, neue Funktionen hinzuzufügen und zu nutzen, sobald sie verfügbar sind, ohne dass eine zusätzliche Integration erforderlich ist.
Frau Hagemann, Herr Mittal – vielen Dank für das Interview.aj
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