Trade-Finance-Netzwerk Marco Polo erstmals im Live-Betrieb
Die Commerzbank und die LBBW melden ihre ersten vollständig digitalen Transaktionen über die Distributed-Ledger-Technologie von Marco Polo. Nach mehr als dreieinhalb Jahren Vorbereitungszeit konnten nun die ersten Handelsgeschäfte mit Blockchain-basierter Zahlungsabsicherung abgewickelt werden. Für die Beteiligten ist damit ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Marktreife geschafft.
Nach vielen Testläufen und Pilotprojekten wurden nun erstmal in einer Live-Umgebung Handelsgeschäfte über das Trade-Finance-Netzwerk Marco Polo (Website) abgewickelt – komplett ohne papierhaften Parallelprozess. Neben dem Wegfall der zeitaufwändigen und fehleranfälligen Papierform ist ein zentraler Vorteil der DLT-Plattform das unwiderrufliche Zahlungsversprechen zugunsten des Lieferanten, mit dem das Handelsgeschäft abgesichert ist. Zu den weiteren Entwicklungsschritten gehört eine direkte Anbindung von ERP-Systemen, so dass die Informationen aus der Transaktion automatisiert weiterverarbeitet werden können.Nationale und internationale Geschäfte
Die erste grenzüberschreitende Transaktion fand am 10. Mai 2021 statt. Beteiligt waren neben der Commerzbank die İşbank sowie das Unternehmen Kuraray Europe als Lieferant und der türkische Handelspartner Şişecam. Gegenstand der Transaktion war der Export von Spezialverbund-Glaszwischenlagen von Deutschland in die Türkei. Die Zahlung auf offene Rechnung wurde durch ein unwiderrufliches Zahlungsversprechen mittels eines digitalen Austauschs und Abgleichs von Handelsdaten ersetzt.
Die zweite Transaktion folgte als nationaler Go-Live am 20. Mai zwischen dem Pumpen- und Armaturenhersteller KSB und dem Technologiekonzern Voith als Abnehmer von Spezialpumpen. Die abwickelnde Bank war auf beiden Seiten die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Blockchain statt Papier
Das Marco-Polo-Payment-Commitment ist ein unwiderrufliches, abstraktes Versprechen der Käuferbank an den Lieferanten, am Fälligkeitstag Zahlung zu leisten. Das Zahlungsversprechen basiert auf einem Austausch und erfolgreichen automatischen Abgleich digitaler Handelsdaten im DLT/Blockchain-Network des Trade-Finance-Netzwerks. Dies schließt auch die Möglichkeit einer Finanzierung ein.
„Unsere Kunden wünschen sich innovative Lösungen rund um das Management ihrer Lieferketten. Die Commerzbank setzt in diesem Bereich auf Schnelligkeit und Transparenz, und hier haben Blockchain-Anwendungen ein enormes Potenzial. Mit dieser Transaktion machen wir einen großen Schritt in Richtung Markteinführung.“
Nikolaus Giesbert, Bereichsvorstand Transaction Banking der Commerzbank
Statt mehrerer Tage oder gar Wochen, die normalerweise für Erstellung, Versand und Prüfung der Papierbelege benötigt werden, ist die Abwicklung per Blockchain in wenigen Stunden zu erledigen. So wird die manuelle Prüfung von papierhaften Dokumenten durch den automatischen Abgleich digitaler Handelsdaten ersetzt.
Die Konditionen, die erfüllt sein müssen, um die Zahlung auszulösen, handeln Käufer und Lieferant im Rahmen der Bestellung miteinander aus. Auf dieser Basis erstellen die beteiligten Banken eine bedingtes Zahlungsversprechen. Wird die Ware ausgeliefert, lädt der Verkäufer die entsprechenden Daten hoch. Nach einem erfolgreichen Datenabgleich wird daraus ein unwiderrufliches Zahlungsversprechen.
Intensive Team-Arbeit
Bereits seit 2015 engagiert sich die Commerzbank in verschiedenen Blockchain-Projekten, sie gehörte 2017 zu den Gründungsmitgliedern von Marco Polo. Auch die LBBW trat bereits in einer frühen Phase dem Trade-Finance-Netzwerk bei, das neben Banken, FinTechs und IT-Dienstleistern auch Industriepartner umfasst.
Der Distributed Ledger von Marco Polo baut auf der Blockchain-Technologie Corda von R3 auf und garantiert sowohl die erforderliche Verbindlichkeit als auch die notwendige Diskretion der Abwicklung. Die Kommunikation erfolgt in einem eigenen Netz, das vom FinTech TradeIX betrieben wird. Die Abwicklung der Handelsgeschäfte erfolgt in einem gesicherten und geschlossenen Bereich, zu dem ausschließlich die an der Transaktion beteiligten Parteien Zugang haben. Lieferanten, Abnehmer und die beteiligten Banken genießen so zu jedem Zeitpunkt der Abwicklung exklusive Transparenz über den aktuellen Status des Projekts.
Dr. Matthias Schmitz, Geschäftsführender Direktor für Finanzen und Einkauf bei KSB, sieht die Teilnahme am Marco-Polo-Netzwerk als weiteren Schritt der eigenen Digitalisierungsstrategie. Was mit Produkten und Produktion begonnen habe, werde nun bei den Prozessen fortgesetzt. Mit DLT gelinge es, die Handelsprozesse auf ein neues, papierloses und vor allem sicheres Niveau zu heben.
Gerald Böhm, Head of Export and Trade Finance bei Voith, freut sich bereits darauf, das Payment-Commitment-Modul in Zukunft häufiger nutzen zu können. Nun gilt es, weitere Banken und Kunden für die Marco-Polo-Plattform zu gewinnen, um ein relevantes Transaktionsvolumen zu erzeugen. Das Go-Live war dazu ein wichtiger Meilenstein. Daniel Cotti, Managing Director Centre of Excellence Banking & Trade von TradeIX, ist überzeugt:
hj„Die Payment-Commitment-Livetransaktionen mit KSB, Voith, Commerzbank und LBBW beweisen, dass in Trade Finance mithilfe einer verteilten Datenbank und Blockchain-Technologie digitale End-to-End Abwicklungsprozesse mit hohem Automatisierungsgrad und elektronischem Datenabgleich möglich sind und zur Realität werden.“
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