Swatch Pay: Neustart in Deutschland mit Commerzbank und Vimpay
Vor ziemlich genau einem Jahr startete der Schweizer Uhrenhersteller Swatch in Deutschland mit seinem Payment-Verfahren Swatch Pay. Dabei handelt es sich um eine kontaktlose Bezahlfunktion auf NFC-Basis. Anders als bei vollwertigen Smartwatches mit Bezahlfunktion ist in der analogen Uhr, die in diversen Designs erhältlich ist, ein einfacher NFC-Chip integriert, der ähnlich wie bei der Kredit- oder Debitkarte arbeitet. Warum Swatch Pay jetzt in Deutschland neue Banking-Partner brauchte, was inzwischen am Onboarding-Prozess verbessert wurde und warum das Bezahlverfahren ein echtes Alleinstellungsmerkmal in Richtung Understatement hat.
Das hat gleich mehrere Vorteile: Denn zum einen lässt sich die Lösung ähnlich unkompliziert mit allen hierfür geeigneten Kassensystemen nutzen – und das sind bekanntermaßen inzwischen die meisten – und zum anderen funktioniert all das auch dann, wenn die Batterie der Uhr selbst leer ist. Die hierfür nötige Energie kommt vom Kassenterminal. Weiterer Vorteil am Rande: Anders als bei einer Smartwatch wirken die Uhren eher unspektakulärer und dürften dadurch weniger diebstahlgefährdet sein. Wie alle anderen Swatch-Modelle auch sind sie wasserfest bis zu einer Tiefe von 30 Metern. Sollte die Uhr einmal verlorengehen, kann die hinterlegte Bezahlkarte mit einem Klick in der Swatch Pay-App einfach gesperrt oder entfernt und auf die nächste Uhr umgeleitet werden.Die Swatch-Uhren liegen je nach Modell bei rund 80 bis 105 Euro – und das Unternehmen erklärte bereits im vergangenen Jahr, dass der Aufpreis für die Bezahlfunktion unter dem Zifferblatt eigentlich nur ein paar Euro ausmache. Könnte also gut sein, dass das eine elegante Möglichkeit für kontaktloses Bezahlen ist, die angesichts des aktuellen Corona-bedingten Kontaktlos-Booms auch in Zukunft erhalten bleiben wird.
Swatch Pay: Uhren können via Internet freigeschaltet werden
Ab sofort können alle Swatch-Pay-Modelle ganz bequem nicht nur online bestellt, sondern auch eingerichtet werden. Die bisher etwas lästige Aktivierung in einem Swatch-Store vor Ort in einigen ausgewählten Städten ist nicht mehr erforderlich. Möglich wird das mit Hilfe einer Technologie von Wearonize. Dazu wird das Exemplar der Uhr bereits in einem System mit einer unverwechselbaren Nummer versehen (quasi ein virtueller Zwilling erstellt) und der Kunde gibt beim Kauf bereits an, dass er den NFC-Chip nutzen will. Der Kunde kann dann mit Hilfe einer entsprechenden Android-App das Gerät via Wearonize auf sich anmelden und mit seinem Konto verknüpfen. Das funktioniert im Übrigen auch mit Swatch-Pay-fähigen Uhren, die bereits im Umlauf sind, erklärt Swatch auf Nachfrage.
Man könne so, erklärt das Unternehmen in der Pressepräsentation, den Kunden mehr Flexibilität gewährleisten und dennoch die Sicherheit gewährleisten. In Hinblick auf die Geldwäschegesetze und die damit verbundenen Verpflichtungen der Banken – dies war in der Vergangenheit ein Argument für die Aktivierungspflicht vor Ort gewesen – lässt sich das alles offenbar problemlos mit Hilfe der dahinterstehenden Banken und FinTechs lösen. Hier kommt nämlich die nächste Neuerung: Nachdem Swatch zumindest in Deutschland vor einem Jahr mit Boon / Boon Planet am Start gewesen war, braucht es ja jetzt neue Banking-Partner, nachdem beide Dienste aus dem Hause Wirecard bekanntlich seit Oktober Geschichte sind.
Banking-Partner in Deutschland sind ab sofort die Commerzbank und die Mobile-Payment-App Vimpay mit der virtuellen Debit Mastercard. Die Commerzbank-Kunden hinterlegen dazu, sofern sie eine (je nach Kontenmodell kostenlose) Karte von Mastercard oder Visa haben, diese in der Swatch-Pay-App als Zahlungsmittel. Allerdings funktioniert dies zumindest bisher noch nicht mit den zu Comdirect gehörenden Karten – mittelfristig, so erklärt die Comdirect, wolle man das aber auch den Comdirect-Kunden anbieten.
Einfaches Bezahlen wie mit jeder NFC-Karte
Für Nicht-Commerzbank-Kunden oder solche ohne Mastercard oder Visa dort wird mit der Mobile-Payment-App Vimpay ebenfalls eine Lösung auf Basis einer virtuellen Debit-Mastercard an die Hand gegeben. Diese wird dann ebenfalls einfach in der Swatch-App hinterlegt. Diese lässt sich bankenunabhängig über jedes Girokonto aufladen und der gewünschte Betrag auf die virtuelle Debit Mastercard übertragen – auf Wunsch auch in Echtzeit. Vimpay war bereits in anderen Ländern für die Swatch-Pay-Idee am Start und auch für die Commerzbank, die sich ja gerade in einem Umbruchprozess befindet, ist all das kein Neuland angesichts der bereits vorhandenen Wearable-Integrationen etwa von Garmin.
Das Prinzip beim Bezahlen bleibt im Übrigen dasselbe: Das Zahlungsmittel hat man direkt am Handgelenk, hält die Uhr an das PoS-Terminal und wartet bis ein Signalton zu hören ist und schon ist die Zahlung erfolgt. Wie bei allen Mastercards ist ab 50 Euro zusätzlich die Eingabe der PIN am POS-Gerät erforderlich.
Tokenisierung nur unter Android möglich
Bemerkenswert ist der Onboarding-Prozess gelöst, für den – wie gesagt – kein Vorsprechen in der Filiale mehr erforderlich ist. Nach dem Kauf im Online-Shop wird der Kunde auf die Swatch-Pay-Website geleitet, wo er einen Account erstellt und seine bevorzugten Zahlungsdaten hinterlegt. Anschließend muss nur noch die Swatch-Pay-App auf das Smartphone geladen werden, dort schließt dann ein Identifikations- und Verifizierungsprozess die Aktivierung ab. Möglich ist all dies freilich nur unter Android, da hierfür die NFC-Schnittstelle genutzt wird. Technisch sei es aber auch unter iOS möglich, erklären die beteiligten Unternehmen.
Swatch betont, das mobile Bezahlen auf Basis von Swatch Pay unterliege sämtlichen Sicherheitstechnologien von Mastercard. Dabei werden beim kontaktlosen Bezahlen mit der Swatch-Uhr die echten Kartendaten durch eine alternative Nummer, einen sogenannten Token, ersetzt. Beim Bezahlen wird lediglich diese verschlüsselte Kopie an das Kassenterminal übertragen, was auch datenschutztechnisch vernünftig scheint. Der Token ist dem jeweiligen Gerät immer eindeutig zugeordnet. Es werden keine vertraulichen Karten- oder Kontoinformationen des Nutzers übermittelt. Realisiert wird all das in Kooperation mit Giesecke+Devrient.
Mit der Commerzbank ist ab sofort die erste deutsche Bank Partner von SwatchPay. Damit gelingt uns ein weiterer wichtiger Schritt, dem Kunden kontaktloses Bezahlen zugänglicher zu machen – gerade in einer Zeit, in der es gefragter denn je ist. Schließlich ist dies die sicherste Art zu bezahlen.“
Bernardo Tribolet, Vice President Marketing Swatch International
Insgesamt handelt es sich bei der Lösung um eine sehr effiziente kontaktlose Variante, die sich technisch und im Look & Feel von allem unterscheidet, was bisher am deutschen Markt präsent ist. Man erregt offenbar mit einer solchen rein analogen Uhr mehr Aufsehen als mit einer Apple Watch. Für die Banking-Partner ist diese Affinität der Nutzer zu Wearables ein echtes Zukunftsthema – denn nach dem Smartphone könnten Wearables eine einfache Lösung – sowohl technisch sicher als auch wirtschaftlich vernünftig – darstellen. tw
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/115838
Schreiben Sie einen Kommentar