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ALLGEMEIN5. Juni 2024

Studie der Bundesbank: So stehen die Deutschen zum digitalen Euro

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Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Meinungs­forschungs­unternehmens Forsa im Auftrag der Deutschen Bundesbank ergab, dass viele Menschen in Deutschland dem digitalen Euro gegenüber aufgeschlossen sind. Die Umfrage, die im April 2024 unter 2012 Personen durchgeführt wurde, zeigt jedoch auch, dass die Kenntnisse über das geplante neue Zahlungsmittel in der Bevölkerung noch lückenhaft sind.

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass die Hälfte der Befragten sich grundsätzlich vorstellen kann, einen digitalen Euro als zusätzliche Bezahloption zu nutzen. Diese Offenheit gegenüber einem neuen Zahlungsmittel zeigte sich auch bei denjenigen, denen der digitale Euro zuvor nicht bekannt war. Lediglich 41 Prozent der Befragten hatten bereits von dem digitalen Euro gehört, gelesen oder gesehen, während 59 Prozent das Konzept nicht kannten.

Ein zentrales Anliegen der Befragten ist der Schutz ihrer Privatsphäre. Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, dass dieses Argument im Zusammenhang mit der Verwendung des digitalen Euro sehr wichtig oder wichtig sei. Besonders positiv wurde die geplante Offline-Version des digitalen Euro bewertet, die einen ähnlichen Schutz der Privatsphäre wie das Bargeld bieten soll. Hierzu äußerten sich 59 Prozent der Befragten als sehr wichtig oder wichtig.

Der Schutz der Privatsphäre ist ein wesentlicher Schwerpunkt in der aktuellen Vorbereitungsphase des Eurosystems, die bis Oktober 2025 andauert.

Frank Rumpenhorst/ / Deutsche Bundesbank

Die Zentralbanken des Eurosystems haben keinerlei Interesse an den Daten der Nutzerinnen und Nutzer.“

Joachim Nagel, Bundesbankpräsident 

Er fügte hinzu, dass mit dem digitalen Euro die Privatsphäre deutlich besser geschützt wäre als bei den heutigen kommerziellen Zahlungslösungen.

Unabhängigkeit von weltpolitischen Verwerfungen

Bundesbank

Für viele Befragte (72 Prozent) war zudem wichtig, dass der digitale Euro auf einer europäischen Infrastruktur beruht und somit unabhängig von weltpolitischen Ereignissen oder Entscheidungen funktioniert. Die Tatsache, dass der digitale Euro wie das Euro-Bargeld ein staatliches, europäisches Zahlungsmittel ist, war für 63 Prozent der Befragten von Bedeutung.

Gleichzeitig offenbarte die Umfrage grundsätzliche Missverständnisse selbst unter denjenigen, die bereits vom digitalen Euro gehört hatten. So waren 15 Prozent der Ansicht, der digitale Euro solle das Bargeld ersetzen, und 12 Prozent meinten, mit dem digitalen Euro werde das Bargeld abgeschafft. Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Bundesbank und zuständig für das Projekt Digitaler Euro, stellte klar: „Bargeld ist ein Kernprodukt der Bundesbank und der anderen Zentralbanken im Eurosystem. Wir werden Bargeld nicht abschaffen.“

Schutz der Privatsphäre als wichtige Voraussetzung

Bundesbank

Nur wenige Befragte wussten, dass der digitale Euro wie die Euro-Banknoten von den Zentralbanken des Eurosystems herausgegeben würde. Lediglich 17 Prozent konnten korrekt angeben, dass es sich um digitales Geld als zusätzliches Zahlungsmittel handelt, das von der EZB oder der Bundesbank herausgegeben wird. Eine beachtliche Anzahl der Befragten hatte auch hier noch lückenhafte Kenntnisse über den digitalen Euro. 16 Prozent der Befragten hielten den digitalen Euro für eine „Kryptowährung“. Balz erläuterte hierzu: „Die Kurse von Krypto-Assets wie Bitcoin oder Ethereum schwanken stark, sie erfüllen nicht die klassischen Funktionen einer Währung, ihre Wertstabilität wird nicht von einer Notenbank gestützt.“

Acht Prozent der Befragten waren sogar der Meinung, der digitale Euro solle der Überwachung der Zahlungsströme dienen. Bundesbankpräsident Nagel kommentierte:

Die Umfrage zeigt uns, dass es noch viel Informationsbedarf gibt und wir mit unseren Schwerpunkten wie dem Schutz der Privatsphäre in der Vorbereitung des neuen europäischen Zahlungsmittels richtig liegen.“

Joachim Nagel, Bundesbankpräsident 

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Die Entscheidung über die Einführung des digitalen Euro wird das Eurosystem treffen, sobald der EU-Gesetzgeber die rechtlichen Grundlagen geschaffen hat. Im Juni 2023 hatte die Europäische Kommission den Verordnungsentwurf „Single Currency Package“ vorgelegt, der sowohl den digitalen Euro als auch die rechtliche Stellung des Bargelds behandelt. Nach den Europawahlen wird der EU-Gesetzgeber die Arbeit an dem Verordnungsentwurf fortsetzen. Bundesbank-Vorstandsmitglied Balz erklärte, dass die Menschen nach der aktuellen Planung frühestens im Jahr 2028 zum ersten Mal mit dem digitalen Euro bezahlen können.tw

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