Stichtag 31. Juli – CESOP bereitet Banken Kopfzerbrechen: Der Situationsbericht
Das Thema CESOP ist auf der Management-Ebene deutscher Finanzinstitute angekommen. Wenige Tage vor Abgabefrist des ersten CESOP-Reportings am 31. Juli kämpfen viele Banken mit hausgemachten Problemen und der teils herausfordernden Interaktion mit dem Bundeszentralamt für Steuern (BZSt). Auf Grundlage von Rückmeldungen und Erfahrungen aus der Finanzbranche gibt Tobias Münsterberg (IT-Manager bei DPS) einen detaillierten Situationsbericht.
von Tobias Münsterberg, IT-Manager DPS
Vorab ist festzuhalten, dass viele Zahlungsdienstleister ihre ersten Meldepflichten im Rahmen der neuen EU-Richtlinie gegen Mehrwertsteuerbetrug formal bereits rechtzeitig erfüllt haben. Die hierzulande über die Massendatenschnittstelle „DIP“ (Digitaler Posteingang) beim BZSt einzureichenden Informationen werden anschließend in einer europäischen Datenbank, dem zentralen elektronischen Zahlungsinformationssystem (Central Electronic System of Payment Information – CESOP) gespeichert, aggregiert und mit anderen europäischen Datenbanken abgeglichen.Früh zeichnete sich ab, dass die Rückmeldungen der nationalen Steuerbehörden zum Lackmustest für die CESOP-Anwendungen der Zahlungsdienstleister werden.”
Genau das bewahrheitet sich jetzt: die meldepflichtigen Banken bekommen Fehler entlang der gesamten Prozesskette – von Datensammlung und -aggregation bis hin zur Übermittlung via „DIP“ – aufgezeigt. Zugleich lassen Reaktionszeit und Qualität der Rückmeldungen seitens des BZSt auch behördenseitig deutliches Optimierungspotenzial erkennen.
Startschwierigkeiten bei BZSt
Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch bankenseitig an vielen Punkten nachzubessern gilt. Folgend vier ausgewählte Themenfelder, die bei den Projektteams aktuell für Kopfzerbrechen sorgen:
1. Unterschätzte Komplexität: Die Datengrundlage für das CESOP-Reporting speist sich gerade bei größeren Banken und Finanzgruppen aus zahlreichen Zuliefersystemen (u.a. Kreditkartenprozessoren, Giro- und Debitkarten, SEPA, TARGET2 und Auslandszahlungsverkehr). Insbesondere bei externen Akteuren haben die Institute keinen direkten Einfluss auf den Lieferzeitpunkt der Daten. So haben einige Kreditkartenprozessoren den notwendigen Input erst mit großer Verzögerung bereitstellen können. Zudem wurden aus den o.g. Systemen oftmals fachliche Daten nicht korrekt bereitgestellt.
2. Fehlerquelle API: CESOP ist eine Schnittstellen-Thema – von der Anbindung von Zuliefersystemen bis hin zur Dateneinreichung im XML-Format über die „DIP“-Massendatenschnittstelle des BZSt. Die Detailtiefe der Probleme lässt sich hier gut veranschaulichen. Vor Datenübermittlung wird mittels eines Hash-Verfahrens eine Prüfsumme ermittelt. Genau an diesem Punkt traten bei einigen Finanzinstituten Probleme auf, woraufhin keine Daten-Signatur erstellt werden konnte.
3. Fehlender Überblick: Aus vorgenannten Datenqualitätsproblemen und der schieren Menge an zu verarbeitenden Informationen ergibt sich klar die Notwendigkeit eines zentralen, bankinternen Interface, das eine vorherige Überprüfung der beim BZSt einzureichenden Datensätze erlaubt. Einige Finanzinstitute agieren jedoch noch ohne diesen Überblick. Im Ergebnis müssen riesige Datenmengen rückwirkend mehrfach korrigiert werden; notwendige Löschmeldungen können nur mit großem Aufwand erzeugt werden, u.v.m.
4. Sonderfälle und CESOP-Änderungen treiben Aufwand: In Produktion identifizieren die Projektteams gerade außerhalb der „SEPA-Welt“ immer wieder herausfordernde Datenkonstellationen, die teils händisch angepasst werden müssen. Genannt werden etwa Probleme bei der Landermittlung und besondere Geschäftsvorfälle, die nicht eindeutig ausgewertet können. Parallel wächst die Erkenntnis, dass es mittelfristig immer wieder regulatorische Anpassungen bei CESOP und Änderungen bei den Liefersystemen geben wird. Im Ergebnis dürften die Banken mit wiederkehrenden Kosten konfrontiert sein, welche sich insbesondere aus manuellen bzw. halbautomatischen Tätigkeiten ergeben.
Die hier geschilderten Erkenntnisse von CESOP „in Produktion“ verdeutlichen, dass die steuerlichen Meldepflichten einen hohen Lästigkeitswert mit fehlendem betriebswirtschaftlichem Mehrwert vereinen. Letztlich werden Zahlungsdienstleister verpflichtet, die Arbeit der Steuerbehörden auf eigene Kosten zu unterstützen. Es ist daher nachvollziehbar, dass die bei der Erfüllung der Verpflichtungen entstehenden Aufwände so gering wie möglich gehalten werden sollen.
Die Ergebnisse der ersten CESOP-Meldungen dürften hier in einigen Fällen jedoch zu einer Neubewertung führen. Der manuelle Aufwand und die dadurch gebundenen personellen Ressourcen sind deutlich höher als vermutet.”
CESOP „is here to stay“ und wird bei den meldepflichtigen Finanzinstituten mittel- und langfristig wiederkehrende Aufwände verursachen.Tobias Münsterberg, DPS/aj
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