Sparkassen wollen CO2-Kompensation in Kfz-Versicherung integrieren
Die Sparkassen Direktversicherung bereitet einen „Umwelttarif“ vor, der Versicherungsleistungen mit einer CO2-Kompensation verbindet, um Autofahren nachhaltiger zu machen. Eine Kundenbefragung deckt auf, dass noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist.
Die Klimakatastrophe ist derzeit nur eine Krise unter vielen: Ukraine-Krieg und Taiwan-Streit, Gasknappheit und Strompreisexplosion, Inflations- und Rezessionsängste bestimmen die Schlagzeilen neben aktuellen und künftigen Wetterextremen. Das hat auch Konsequenzen auf Verhalten und Einstellungen der Konsumenten in Bezug auf Nachhaltigkeit, so eine Umfrage der Sparkassen Direktversicherung (Website).„Umweltfreundlicher“ Autofahren?
Kundinnen und Kunden wurden befragt, was sie von einem Umwelttarif in der Kfz-Versicherung halten würden, der gegen Mehrbeitrag eine CO2-Kompensation beinhaltet. Unter den vier Antwortmöglichkeiten lag mit 74 Prozent die Option „Darum kümmere ich mich lieber selbst“ einsam an der Spitze. Auf Platz zwei folgte mit 14 Prozent die Entgegnung, dass der CO2-Ausstoss nicht kompensiert werden könne und die Idee deshalb unsinnig sei. Nur jeder achte Befragte könnte sich vorstellen, einen solchen Umwelttarif zu buchen: rund 10 Prozent würden Mehrkosten bis 50 Euro akzeptieren, für zwei Prozent wäre auch ein Mehrbetrag von mehr als 50 Euro tragbar.
Jürgen Cramer, Vorstandsmitglied der Sparkassen Direktversicherung, sieht in dieser Frage zwei Extrempositionen. Die der ‚Klimafrage-Puristen‘, für die jede Kompensation ohnehin Augenwischerei sei und nur hundertprozentige Vermeidung als Lösung in Frage komme. In seinen Augen hieße das, keine Autos mehr – und damit auch keine Kfz-Versicherung.
Die andere sei eine echte, vollständige CO2-Reduktion auf technischem Weg, also das Heraussaugen von CO2 aus der Atmosphäre mittels „Direct Air Capture“ (DAC). Das bietet beispielsweise das Schweizer Start-up Climeworks an. Nur: Für eine Tonne CO2 fallen im Moment um die 600 US-Dollar an. Zwar wird erwartet, dass diese Kosten für DAC in den nächsten zehn bis zwölf Jahren auf 150 Dollar die Tonne sinken könnten. Doch derzeit wären bei beispielsweise vier Tonnen CO2 für unverzichtbare Fahrten mit dem Auto zum Arbeitsplatz 2.400 US-Dollar fällig, und damit ein Vielfaches der Kfz-Versicherungsprämie.
Veränderte Einstellungen
Unrealistische Maximalforderungen helfen genauso wenig wie Greenwashing, also Aktionismus für das eigene Image ohne tatsächliche Wirkung, konstatiert das Vorstandsmitglied der Sparkassen Direktversicherung. Gefragt sei ein ehrlicher, sinnhafter Ansatz der Kompensation sein, der bei diesem Problem des CO2-Ausstoßes durch Autos tatsächlich hilft. Dass dafür momentan nur 12 Prozent der Kfz-Versicherungskunden zu gewinnen sind, ist nach seinen Worten bedauerlich. Dieser Wert füge sich aber in das Bild, das auch bereits von anderen Studien gezeichnet wurde.
So hatte das Deutsche Institut für Lebensmittelqualität berichtete kürzlich, dass die steigenden Preise momentan das Kaufverhalten dominierten. In einer repräsentativen Online-Umfrage gaben fast 70 Prozent an, deutlich mehr Geld für Essen auszugeben als vor dem Ukraine-Krieg. Sie achten mehr auf Sonderangebote und günstige Preise, Klima- und Umweltschutzaspekte sind demgegenüber in den Hintergrund gerückt.
Eine Befragung von Yougov im Auftrag von Bearingpoint zeigte, dass Nachhaltigkeit bei Versicherungen an Bedeutung verliert: 2021 fanden noch 71 Prozent der deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern, dass Versicherungsunternehmen mit ihren Produkten nachhaltiges Verhalten fördern sollten, 2022 waren es nur noch 53 Prozent. 32 Prozent wären bereit, für mehr Nachhaltigkeit auf Versicherungsleistungen zu verzichten, 27 Prozent würden für mehr Nachhaltigkeit eine höhere Prämie zahlen.
Werben für Nachhaltigkeit nötig
Der Versicherungsmanager gesteht ein, dass unter den 74 Prozent der Kfz-Versicherten, die mit „Um diese Angelegenheit kümmere ich mich lieber selbst“ antworteten, sich viele befinden, die in der Tat aus eigener Kraft Klimakompensationen vornehmen. Effizienter erscheint ihm allerdings eine Bündelung der Aktivitäten.
Dementsprechend ist es das Ziel der Sparkassen Direktversicherung, mit dem Umwelttarif einen wirksamen Mechanismus zu entwickeln, der Kompensationen in Abhängigkeit vom individuellen CO2-Ausstoß vorsieht. Diese Kompensationen sollen idealerweise über passend ausgewählte, auf Herz und Nieren geprüfte Projekte erfolgen. Darüber hinaus soll Nachhaltigkeit wieder stärker ins Bewusstsein rücken:
Sobald wir an den Start gehen, werden wir die Herausforderung annehmen, möglichst viele Kundinnen und Kunden für einen Umwelttarif zu begeistern. Wir alle sind aufgerufen, in unserem jeweiligen Bereich und nach individuellen Möglichkeiten einen Beitrag im Sinne des Klimaschutzes, einer gemeinsamen Zukunft und für die Kinder der Welt zu leisten.“
Jürgen Cramer, Vorstandsmitglied der Sparkassen Direktversicherung
Der Umwelttarif soll ein Beitrag der Sparkassen Direktversicherung zu mehr Nachhaltigkeit sein. hj
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/144884
Schreiben Sie einen Kommentar