Solaris: E-Money-Geschäft eingestellt, mehr Entlassungen und CCO weg … Transformation oder Rückschritt?
von Joachim Jürschick
Die Entscheidung, große Teile des E-Money-Geschäfts einzustellen und damit das gesamte EMI-Team freizusetzen, ist ein drastischer Schritt (wir berichteten). Während Höltkemeyer betont, dass diese Maßnahme notwendig sei, um den zukünftigen Erfolg von Solaris sicherzustellen, ist offensichtlich: Hier wird ein strategischer Fehler der Vergangenheit korrigiert. Die Abschreibung des EMI-Geschäfts in Höhe von 123 Millionen Euro, der zu einem Gesamtverlust von 178 Millionen Euro führt, zeigt die enorme Größe der Fehleinschätzungen.Chief Commercial Officer Jörg Diewald ist schon weg
Dass man dann auch noch Chief Commercial Officer Jörg Diewald nach sechs Jahren erfolgreicher Tätigkeit ziehen lässt – kein gutes Omen. Ist sein Rücktritt ein Zeichen interner Unstimmigkeiten oder eher ein natürlicher Schritt in einer Umstrukturierungsphase? Seine Rolle bei der erfolgreichen Migration des ADAC-Kreditkartenportfolios zeigt, dass er offensichtlich zum bisherigen Erfolg beigetragen hat. Wenn Führungskräfte geplant das Unternehmen verlassen, präsentiert man üblicherweise sofort einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Das fehlt, um planvoll zu wirken.
Eine glänzende Zukunft aufbauen”
Die angekündigte Transformation soll Solaris also nun zu einem “stärkeren, widerstandsfähigeren und profitabel wachsenden Unternehmen” machen. Doch wie soll dies gelingen, wenn gleichzeitig Mitarbeiter entlassen werden und erfahrene Führungskräfte das Unternehmen verlassen? Die Anpassung der Organisationsstruktur ist sicher notwendig, aber sie muss transparent und mit neuen Zielen überzeugen. Doch da kam leider nichts Konkretes. Es klingt sehr nach Marketing.
Im Rahmen dieser Umstrukturierung werden wir entsprechende Stellen abbauen und bedauern zutiefst, dass wir im gesamten Team von Solaris SE Entlassungen vornehmen.”
Die Konkurrenz im Bereich Embedded Finance ist heftig und nur Unternehmen, die nicht nur innovativ & compliant sind, sondern auch nachhaltig wirtschaften, bestehen. Und klar ist: Auch die BaFin hat Solaris genau auf dem Radar (wir berichteten). Die Kommunikation der jüngsten Entscheidungen zeigt allerdings nur Einsparbemühungen – es wird keine neue ‘disruptive’ Idee angedeutet.
Wir sind bereit, disruptiver denn je zu sein …”
Dazu kommt: Fachkräfte sind rar. Will man Mitarbeiter halten, muss das Unternehmen transparent kommunizieren, Zukunftspläne verkaufen und sozial verantwortlich handeln. Harte Entlassungen nur mit einem “tut uns leid” abzuhaken, ist Zündstoff. Auch bei FinTechs.
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