So treffsicher kann ChatGPT Aktienkurse vorhersagen
Eine neue Studie von Forschenden aus Florida hat untersucht, wie gut sich die Open-AI-Technologie GPT3 dafür eignet, Voraussagen über Aktienkurse einzelner Werte zu treffen. Dazu hat das Forschendenteam ChatGPT dazu genutzt, eine Sentimentanalyse anhand von Schlagzeilen durchzuführen. Dabei stellte sich heraus, dass ChatGPT bessere Ergebnisse lieferte als viele andere Instrumente – doch dieser Vorteil wird nicht auf Dauer bestehen bleiben.
Eine Studie, die kürzlich im Social Science Research Network von zwei Finanzprofessoren der University of Florida veröffentlicht wurde, hat Interessantes zutage gebracht. Wie das Team um Alejandro Lopez-Lira, Professor des Finanzinstituts der University of Florida, und Yuehua Tang herausgefunden hat, könnte ChatGPT zukünftige Bewegungen auf dem Aktienmarkt voraussagen – auch und insbesondere auf Einzelwerte bezogen.Die Forscher haben den Chatbot mit mehr als 50.000 Firmennachrichten aus dem Zeitraum bis Oktober 2021 versorgt und ihn aufgefordert zu entscheiden, ob es sich dabei um gute, schlechte oder irrelevante Nachrichten für die Aktienkurse der Unternehmen handelt. Auf Basis dieser Sentimentanalyse berechneten sie einen Zahlenwert, den „Chat GPT Score“, und analysierten, ob diese Werte die Aktienkursentwicklung des Unternehmens am nächsten Tag prognostizieren konnten.
ChatGPT: Besser als viele andere Prognosemethoden
Die Forscher stellten fest, dass es für die untersuchten Unternehmen eine statistisch signifikante positive Korrelation zwischen diesen Werten und der Entwicklung des Aktienkurses am nächsten Tag gab. Unternehmen mit einem höheren Score wiesen in der Regel eine bessere Performance auf als Unternehmen mit einem niedrigeren Score.
Auch wenn sich der Chatbot dabei also deutlich besser schlug als viele andere Verfahren, dürfte die Treffsicherheit der Prognosen nicht auf Dauer für Aktiengewinne sorgen können. Denn wenn viele Marktteilnehmer derartige Tools nutzen, wird sich hieraus kein signifikanter Vorteil mehr ergeben. Lopez-Lira erklärte daher gegenüber CNBC, dass er nicht glaubt, dass man in fünf Jahren noch einen Mehrwert mit derartigen Maßnahmen erzielen könne.
Wenn wir Computer haben, die nur die Schlagzeilen lesen, werden die Schlagzeilen mehr Bedeutung haben, und wir können sehen, ob jeder Zugang zu Maschinen wie GPT haben sollte.“
Prof. Alejandro Lopez-Lira, University of Florida
Wenig differenzierte Sentimentanalyse
Der Versuch hat aber auch in anderer Hinsicht die derzeitigen Grenzen der linguistischen Modelle hinsichtlich konkreter Berechnungen aufgezeigt. Zuletzt wurde bei der Microsoft-Präsentation im Februar 2023 deutlich, dass KI-Chatbots mit der Mathematik eher auf verlorenen Posten stehen und sich auch mit der Bewertung sprachlicher Inhalte (auf bewertender Basis!) schwer tun. ChatGPT war zudem nicht in der Lage, in dem Börsenexperiment einen Zielkorridor für die analysierten Aktienkurse anzugeben. Er musste auch keine mathematischen Berechnungen anstellen. Es ging den beiden Wissenschaftlern lediglich darum, anhand von Schlagzeilen die zukünftige Stimmung an der Börse zu analysieren und vorherzusagen.
Die Finanzindustrie wird also auch in Zukunft auf das menschliche Know-how zurückgreifen, aber wohl häufiger solche Auswertungen bemühen, wenn es um die Einschätzung und Untermauerung von Zahlen geht – ähnlich wie das in verschiedenen anderen Berufsfeldern laufen wird. Dennoch glauben Experten, dass künstliche Intelligenz in Zukunft weltweit bis zu 300 Millionen Arbeitsplätze gefährden könnte, heißt es in einem aktuellen Bericht von Goldman Sachs. Allein in der Finanzbranche könnten 35 Prozent der Arbeitsplätze bedroht sein.
Lopez-Lira veröffentlichte die Ergebnisse im Rahmen einer Studie. Ein Peer-Review steht noch aus.tw
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