So teuer ist das Postbank-Debakel für die Deutsche Bank wirklich
Die Deutsche Bank will die Misere bei der Tochter Postbank bis Jahresende vollständig in den Griff bekommen, doch das kostet sie viel Geld. Dabei hat das Bankhaus eigentlich keine große Auswahl – denn langsam schaltet sich die Politik ein und fordert Schadenersatz für die Kunden. Dennoch sieht sich der Dax-Konzern auf gutem Weg, seine für 2025 gesetzten Ziele zu übertreffen.
Trotz der Probleme bei der Postbank wächst die Zuversicht beim Mutterhaus Deutsche Bank. Der Vorstand sei zuversichtlich, die für 2025 gesetzten strategischen Ziele nicht nur zu erreichen, sondern sogar übertreffen zu können, schrieb Konzernchef Christian Sewing am Mittwoch in einem Brief an die Mitarbeiter anlässlich der Bilanz für das dritte Quartal. Die zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit den Postbank-Problemen schätzte Finanzchef James von Moltke auf etwa 30 bis 35 Millionen Euro im vierten Quartal. Im dritten Quartal seien es weniger als 10 Millionen Euro gewesen.In den vergangenen Monaten hatte es erhebliche Beschwerden von Postbank-Kundinnen und -Kunden vor allem im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung gegeben. Sie beklagten sich nach Angaben von Verbraucherschützern zum Beispiel über gesperrte Konten und verzögerte Anschlussfinanzierungen. Ein Sonderbeauftragter im Auftrag der Finanzaufsicht BaFin überwacht inzwischen, dass die Deutsche Bank die Probleme in den Griff bekommt.
Seit dem vergangenen Jahr wurden schrittweise zwölf Millionen Kunden der Postbank mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer Plattform zusammengeführt. Zuletzt meldete der Konzern große Fortschritte bei der Behebung der Probleme. Das betreffe besonders Pfändungsschutzkonten und Auszahlungen von Baufinanzierungen bei der DSL-Bank.
Sewing: Zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet
Vorstandschef Sewing zufolge sind inzwischen zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet.
Das gibt uns große Zuversicht, dass wir unseren Kunden wie geplant bis Ende des Jahres wieder das Serviceniveau bieten können, das sie zu Recht von uns erwarten.”
Christian Sewing, Vorstandschef Deutsche Bank
Die Deutsche Bank stellte im Zusammenhang mit den Postbank-Problemen 25 Millionen Euro als Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle zurück. Im vierten Quartal könne eine ähnliche Summe anfallen, sagte Finanzchef von Moltke in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Im dritten Quartal musste der Konzern wegen höherer Steuern einen Gewinnrückgang hinnehmen. Während der Vorsteuergewinn um sieben Prozent auf 1,7 Milliarden Euro stieg, entfiel auf Aktionäre ein Überschuss von gut einer Milliarde Euro und damit acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten jedoch einen stärkeren Rückgang erwartet. So legte das Geldhaus lediglich 245 Millionen Euro für mögliche Kreditausfälle zurück, rund 100 Millionen weniger als ein Jahr zuvor.
Starke Geschäfte in der Unternehmensbank
Die gesamten Erträge des Konzerns wuchsen trotz der stark gestiegenen Zinsen lediglich um drei Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Während es in der Unternehmensbank deutlich und der Privatkundenbank leicht aufwärts ging, musste der Konzern in der Investmentbank und bei der Fondstochter DWS Rückgänge hinnehmen. In beiden Segmenten bremste das schwierigere Marktumfeld das Geschäft.
Dass die Deutsche Bank vor Steuern überhaupt mehr verdiente als im Vorjahr, verdankte sie der hauseigenen Unternehmensbank. Die Sparte verdoppelte ihr Vorsteuerergebnis auf 805 Millionen Euro, während die anderen Bereiche vor Steuern weniger Gewinn erzielten als im dritten Quartal 2022.
Für das Gesamtjahr rechnet Vorstandschef Sewing jetzt mit höheren Erträgen für den Konzern: Sie sollen rund 29 Milliarden Euro erreichen und damit etwa das obere Ende der bisherigen Zielspanne. Dabei hat das Unternehmen aber wohl auch keine Wahl beim Krisenmanagement: Denn wenn die BaFin ungeduldig wird (erste Anzeichen dafür gab es bereits), könnte das Debakel für die Deutsche Bank noch deutlich teurer werden.dpa
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