STRATEGIE27. Februar 2020

Revolut: Wo bitte geht’s zur Gewinnzone?

Revolut

Unter „Portokasse“ kann man das, was aktuell das FinTech Revolut einsammelt, wohl nicht mehr verbuchen. Während sich N26 aus dem Markt in Großbritannien zurückzieht, hat sich die aus England stammende Digitalbank Revolut eine halbe Milliarde US-Dollar (umgerechnet 460 Mio. Euro) von Investoren besorgt. Das in London ansässige Startup wird damit zum höchstbewerteten europäischen Start-up und lässt die N26, die Anfang letzten Jahres zum mit inzwischen 3,5 Milliarden Dollar bewerteten FinTech-Einhorn aufstieg, hinter sich.

Das FinTech Revolut erzielt damit eine Bewertung von 5,5 Milliarden US-Dollar und liegt mit der schwedischen Klarna gleichauf. Insgesamt erhielt Revolut somit in den vergangenen fünf Jahren rund 840 Millionen Dollar von Investoren, zuletzt unter anderem vom Silicon-Valley-Venture-Kapitalgeber TCV. Der hielt oder hält Anteile unter anderem an Airbnb, Facebook, Netflix sowie einigen anderen großen Technologieunternehmen und hat in der Tat oft richtig gelegen, wenn es um Investments ging.

Und während die N26 sich aus weniger lukrativen Märkten wie dem britischen zurückzieht, um leichter erreichbares Wachstum zu realisieren, will  Vorstandschef Nikolay Storonsky das Geschäft in Europa breiter aufstellen:

Storonsky Revolut
Revolut

Unser Fokus ist jetzt, die Bank-Operationen in Europa auszurollen, die Zahl der Leute zu erhöhen, die Revolut als ihr tägliches Konto benutzen, und die Profitabilität anzustreben.“

Nikolay Storonsky, Gründer und Vorstandschef bei Revolut

Man wolle, hatte Storonsky bereits im Herbst angekündigt, mehr ins Kerngeschäft investieren, die immerhin 36 Märkte, in denen man unterwegs ist, weiter wachsen lassen.

Wie viele Erstkonten hat Revolut?

Bemerkenswert ist aber, dass Revolut derzeit noch kein Geld verdient: 8 Millionen Kunden, von denen nicht klar ist, für wie viele das digitale Konto ein ernsthaft genutztes oder noch besser das Erstkonto ist, dazu ein Umsatz von 58 Millionen GBP, dem 33 Millionen GBP Verlust entgegenstehen.

Eine echte Vollbanklizenz hat das Start-up nur in Litauen, sodass das Geld nur über Umwege (dank E-Geld-Lizenz) in Form einer abwickelnden Bank dem Einlagensicherungsfonds unterliegt. Das wäre aber die Grundvoraussetzung, um mitttelfristig auch im Kreditgeschäft punkten zu können. Als USP führt Revolut gerne seine App an – und die Möglichkeit, Geld nicht nur am Automaten abzuheben, sondern auch in mehrere Dutzend Währungen günstig umzutauschen. Günstig heißt dabei, dass man zu Banköffnungszeiten unter der Woche den günstigen Großbankenwechselkurs verspricht.

Kann Revolut etablierten Banken gefährlich werden?

karn684/bigstock.com/Revolut

Derzeit bemüht sich Revolut um eine Banklizenz in der Schweiz, was aber zumindest die etablierten Banken dort nach eigenen Angaben wenig beunruhigt. Denn Revolut werde immer noch als „One-Trick-Pony“ gesehen, als Banking-Start-up, das aus dem länder- und währungsübergreifenden Geldtransfer ein Geschäftsmodell entwickelt und ein Konto drum herum gestrickt habe, berichtet ein Vertreter eines Dienstleisters im Banking-Umfeld.

Immerhin könnte die neue Finanzspritze dem Unternehmen die Möglichkeit geben, organisches Wachstum mit Fokus auf die Zielgruppe der „jungen digitalen Nutzer“ unter Beweis zu stellen. Da kämpft Revolut in erster Linie (neben Monzo oder Klarna) auch gegen N26, die ja zumindest in Revoluts britischem Heimatmarkt diesen schon das Feld überlassen werden.

Einen Teil der 500 Millionen Dollar, die wir gesammelt haben, werden wir für die Schaffung neuer Funktionen für die Nutzer ausgeben.“

Nikolay Storonsky, Gründer und Vorstandschef bei Revolut

Um das Kerngeschäft für Privat- und Geschäftskunden in den Märkten zu stärken, in denen man bereits ist, wird es vor allem um das Kundenerlebnis gehen – um die App, die ein Stück innovativer sein muss als bei der Konkurrenz, um den Kundenservice, der optimal erreichbar sein sollte und um zusätzliche Features, etwa im Kryptowährungskontext oder im Bereich der Services für Geschäftskunden. Der Kundenservice war bekanntermaßen die Achillesferse anderer Neobanken, die zu schnelles Wachstum hingelegt hatten.

Denn der Plattformgedanke, verbunden mit Provisionen für die Vermittlung von Geschäft, könnte Revolut ein Stück mehr in Richtung Profitabilität führen. Denn während viele etablierte Banken heute schon über geringere Margen und schlechtere Gewinne jammern, müssen Neobanken wie Revolut überhaupt erst einmal in die Gewinnzone kommen – und das wird gerade bei der extrem preissensiblen Online-gewöhnten Zielgruppe rein über Erträge und laufende Gebühren schwierig. tw

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