Red Hat: Trotz Legacy-IT – die IT der Banken könnte mit Container und Microservices viel schneller sein
Die schnelle Reaktion auf geänderte Markt- und Kundenanforderungen wird für Finanzinstitute immer wichtiger, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden. Eine entscheidende Rolle kommt dabei der IT zu, die hohe Flexibilität und Agilität bieten muss. Vor allem Technologien wie Container und Microservices rücken dabei zunehmend ins Blickfeld. Das Plädoyer für Linux-Container und Microservices.
von Andreas Neeb, Enterprise Solution Architect und
Michael Fettweiss, Sales Manager Financial Services, Red Hat
Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, da die neue EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 (Payment Services Directive 2), die von den EU-Mitgliedsstaaten bis Anfang 2018 umgesetzt werden muss, eine weitere Öffnung des Zahlungsverkehrsmarkts vorsieht.
Die Richtlinie zielt auf die Schaffung eines einheitlichen Rechtsrahmens im EU-Binnenmarkt für Internet- und mobile Zahlungen. Unter anderem soll auch die Entwicklung und Nutzung innovativer Technologien für mobile und Online-Zahlungen gefördert werden. Im Zuge dessen werden Finanzinstitute verpflichtet, den Zahlungsverkehr auch für Non-Banken zu öffnen, das heißt, sie müssen via APIs (Application Programming Interfaces) Zugänge für Drittparteien für den Kontozugriff schaffen.
Die verschärfte Konkurrenzsituation wird Banken zwingen, schnell mit neuen Angeboten und Services Kunden zu binden.
Erschwert werden Innovationen im Bankenbereich aber vielfach noch durch die genutzten klassischen IT-Modelle, die in der Entwicklung auf Wasserfall-Verfahren setzen.”
Allerdings setzt auf Bankenseite zunehmend ein Veränderungsprozess ein. Verstärkt wird inzwischen auf agile Entwicklungsmethoden zurückgegriffen. Eine herausragende Bedeutung nehmen dabei Technologien und Verfahren wie Container und Microservices ein.
Monolithisch strukturierte Anwendungen stoßen in puncto Agilität prinzipbedingt an ihre Grenzen. Ändern Entwickler nur einen kleinen Teil der Anwendung, muss die gesamte Applikation zumeist unter großem Aufwand neu getestet werden. Mit Container-Technologien und Microservices-Architekturen können diese Entwicklungsprozesse deutlich flexibler gestaltet werden.
Linux-Container und Microservices beschleunigen IT-Prozesse
Die Linux-Container-Technologie bietet eine komfortable und effiziente Möglichkeit, um neue Applikationen schnell zu entwickeln und bereitzustellen. Linux-Container ermöglichen zum einen die Softwarepaketierung, mit der Entwickler Applikationen zusammen mit ihren Laufzeitabhängigkeiten bündeln und auf kompatiblen Container-Hosts ausführen können. Solche Container sind schnell betriebsbereit und portabler als traditionelle Applikationen, da sie die komplette Applikationsumgebung enthalten. Zum anderen unterstützen sie auch die isolierte und performante Bereitstellung von mehreren Applikationen auf einem Host-Betriebssystem. In beiden Fällen werden den Containern die Systemressourcen fest zugeordnet. Der Linux-Kernel wird dabei von allen auf einem System laufenden Instanzen geteilt, dadurch ist der Verwaltungsaufwand sehr gering.
Durch Vorteile wie hohe Agilität oder einfaches Management eignen sich Container-Technologien für unterschiedlichste Einsatzszenarien. Red Hat etwa hat seine Platform-as-a-Service (PaaS)-Lösung Red Hat OpenShift Container Platform, bei der viele Prozesse in einem System parallel und voneinander isoliert laufen, von vornherein mit Containern implementiert. Vor allem auch bei Applikationen, die aus Komponenten bestehen und einer Microservices-Architektur folgen, bieten sich Container an.
Im Gegensatz zu monolithischen Architekturen bestehen Microservices aus lose gekoppelten, voneinander unabhängigen Diensten mit einer in sich abgeschlossenen, fachlichen Funktionalität.”
Dank Versionierung auf den Schnittstellen kann vielfach ausgeschlossen werden, dass Änderungen an einem der Services Einfluss auf die Funktionsweisen oder Eigenschaften eines anderen Services haben. Zudem lassen sich Updates mit Erweiterungen oder Verbesserungen gezielter und häufiger vornehmen, ohne die gesamte Anwendung aktualisieren zu müssen. Wie bereits Serviceorientierte Architekturen (SOA) gezeigt haben, lassen sich kleinere Services mit definierten Schnittstellen deutlich besser austauschen. Und auch die Skalierbarkeit ist deutlich höher als in monolithischen Architekturen, da sich Dienste unabhängig und bedarfsgerecht skalieren lassen.
Aktuell werden vor allem Browser-basierte Anwendungen häufig als Microservice konzipiert, etwa bei E-Commerce-Anwendungen oder im Bankenbereich bei Online- und Mobile-Banking-Applikationen.”
Eines darf dabei aber nicht übersehen werden: Die Einschätzung, dass Container und Microservices nur für die Konzeption neuer Applikationen geeignet sind, ist nicht zutreffend. Auch vorhandene Applikationen können transferiert werden, und es sind in aller Regel deutlich mehr als vermutet; nach Erfahrungswerten von Red Hat aus Projekten bei Banken eignen sich bis zu 80 Prozent aller Applikationen dafür. Bei Java-Anwendungen etwa ist eine Migration sehr einfach.
Michael Fettweiss arbeitet bei der Red Hat GmbH in Deutschland als Vertriebsleiter im Financial-Service-Bereich. Er ist für die Weiterentwicklung und Strategie in diesem Bereich verantwortlich und verfügt über eine mehr als 20-jährige Erfahrung in diesem Bereich.
Bimodal liegt im Trend
Bezogen auf die gesamte Bank-IT bedeuten diese Veränderungen, dass sich eine IT der zwei Geschwindigkeiten herauskristallisiert. Im Mittelpunkt steht weiterhin die klassische IT-Infrastruktur mit dem Kernbankensystem, die auf Sicherheit und Stabilität und weniger auf die schnelle Umsetzung neuer Funktionen und Services ausgelegt ist. In Ergänzung zur traditionellen IT tritt aber eine Infrastruktur, die eine schnelle und flexible Entwicklung und Bereitstellung von Anwendungen unterstützt.
Diese Einschätzung vertreten auch viele Marktforscher, etwa Gartner mit seiner „bimodalen IT“. Sie gehen davon aus, dass die meisten Unternehmen bald eine IT-Architektur nutzen, die auf einer Verknüpfung traditioneller und agiler Vorgehensmodelle basiert.
Sie umfasst die herkömmliche und sichere operative IT-Basis sowie die nicht-lineare und agile IT. In der operativen IT-Basis werden traditionelle Scale-Up-Applikationen mit strategisch wichtigen Daten betrieben. Die agile IT hingegen nutzt Scale-Out-Applikationsmodelle, mit denen auf neue Geschäftsanforderungen oder Rahmenbedingungen schnell reagiert werden kann.”
Ein solches IT-Modell ermöglicht es, für unterschiedliche Workloads und betriebliche Anforderungen die jeweils am besten geeignete IT-Umgebung und Plattform zu nutzen, zum Beispiel Bare-Metal-Server, klassische Scale-Up-Virtualisierungsumgebungen oder auch IaaS (Infrastructure as-a-Service)- und PaaS-Umgebungen in Private, Hybrid oder Public Clouds.
Aspekte wie Agilität, Flexibilität und Geschwindigkeit sind in der IT in einer Zeit der allgegenwärtigen Digitalisierungswelle mit dynamisch wechselnden Markt- und Kundenanforderungen unerlässlich. Unter technologischen Gesichtspunkten wird dabei künftig kaum ein Weg an Container- und Microservices-Architekturen vorbeiführen. Auch Banken werden sich dieser Entwicklung stellen müssen, um gegenüber neuen Wettbewerbern nicht ins Hintertreffen zu geraten.aj
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