Pssst … bloß nicht auffallen: Number26 führt ganz leise das kostenpflichtige Kontomodell ein …
Das neue Kontomodell “N26 Flex” richtet sich ausschließlich an bonitätsschwache Kunden. Neben monatlichem Grundpreis werden sämtliche Bartransaktionen einzeln bepreist. Reagiert Number26 damit auf die rechtlichen Vorgaben zum Basiskonto?
von Tobias Baumgarten
Bisher ist das Berliner FinTech Number26 hauptsächlich für sein modernes und vor allem kostenloses Girokonto bekannt. Seit Montag, dem 11.07.2016, bietet das Startup noch ein weiteres Kontomodell, um das es allerdings deutlich weniger Aufhebens macht, als um andere Neuerungen in letzter Zeit: das N26 Flex.Diese ungewohnte Leisetreterei dürfte daran liegen, dass die Berliner kürzlich ihre Bonitätsanforderungen an neue Kunden für das kostenlose Flaggschiff erhöht haben – und wer die neuen Anforderungen nicht erfüllt, bekommt nun ersatzweise das neue Kontomodell angeboten.
Normales Konto ohne Dispo-Kredit für 6 Euro pro Monat
Inhaltlich handelt es sich bei N26 Flex im Prinzip um das normale Girokontoprodukt von Number26. Die Kunden können also SEPA-Zahlungen durchführen, MoneyBeam und MasterCard/Maestrocard nutzen, Bargeld am Automaten oder im Supermarkt abheben sowie die PFM-Funktionen und alle Partner im FinTech-Hub nutzen. Einzig einen Dispo-Kredit gibt es nicht.
Davon abgesehen ist der einzige Unterschied der Preis: denn für N26 Flex werden die Kunden 6 Euro monatlichen Grundpreis bezahlen müssen. Barverfügungen werden zusätzlich mit 2 Euro je Vorgang bepreist – ohne Freiposten und auch bei Nutzung von Cash26 im Supermarkt. Ein ziemlich teures Vergnügen also, womit das neue Kontomodell im Wettbewerbsvergleich ziemlich schlecht dasteht.
In seinem Blog-Eintrag verschweigt Number26 dieses Detail allerdings geschickt und geriert sich als Robin Hood, der all jenen, denen die Banken (bisher!) ein Girokonto verwehrt haben, endlich die Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglicht. Dabei drängt sich der Verdacht auf, dass N26 Flex lediglich die (teure) Umsetzung des gesetzlich vorgeschriebenen Basiskontos durch Number26 ist.
number26 wird stückchenweise “normal”
Auf jeden Fall entzaubert sich Number26 mit dem neuen Kontomodell ein Stück weiter selbst, nachdem es ja kürzlich mit der sehr komplizierten Fair-Use-Policy schon einen Teil seines Glanzes verloren hatte. Mit steigender Komplexität wandelt sich das FinTech sukzessive in Richtung einer „normalen“ Bank, die es eigentlich selbst revolutionieren wollte.
Tobis Baumgarten
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