PSD2 ist nun offiziell in Kraft – der große Wurf bleibt aber noch aus
Ab dem 13. Januar 2018 gilt in Deutschland die neue Zahlungsdiensterichtlinie (Payment Service Directive, PSD2). Damit will die EU den Wettbewerb im europäischen Zahlungsverkehr weiter fördern sowie sicherer, bequemer und billiger machen. Es soll damit ein Zeitalter des offenen Bankwesens beginnen, das den Bankkunden eine neue beispiellose Freiheit beim Zugang zu Finanzdienstleistungen eröffnet.
Ein Kommentar von Ralf Ohlhausen, Business Development Director, PPRO Group
Doch wie sieht die Praxis aus? Banken und andere Zahlungsdienstleister müssen nicht sofort alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen und Kommunikationsinstrumente einführen. Sie haben nun noch immer über 18 Monate Zeit, um die technischen Vorgaben der Regulatory Technical Standards (RTS) umzusetzen.Ein entscheidender Punkt der PSD2 ist die Aufhebung des Monopols der Banken beim Zugriff auf Kontodaten. Das soll FinTechs und Startups neue Chancen eröffnen, den Wettbewerb forcieren sowie die Entwicklung und Nutzung innovativer Online- und Mobilfunkzahlungen fördern. Banken müssen nun mindestens eine Schnittstelle anbieten, über die Zahlungsdienstleister auf die Konten der Bankkunden zugreifen können – immer vorausgesetzt, der Kunde willigt dazu ein.
Die Banken wollten ursprünglich, dass die Daten dann nur noch über spezielle Schnittstellen und nicht mehr direkt über Online-Banking abgefragt werden dürfen. Die Richtlinien schreiben nun aber vor, dass Banken auch das sogenannte Screen Scraping auf Basis der willentlichen Weitergabe der Zugangsdaten an Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienste ab dem 13. Januar 2018 vorerst nicht mehr verhindern dürfen. Dieser prinzipiell ermöglichte Zugriff bietet nun den nötigen Anreiz, nicht nur eine minimalistische, sondern eine umfangreiche und für beide Seiten effizientere API-Schnittstelle zu entwickeln und anzubieten, die dann auch zu verbesserten Anwendungen führen kann.
Der große Wurf lässt also noch weiter auf sich warten. Es gibt jedoch jetzt schon viel zu tun auf beiden Seiten, d.h. Banken und FinTechs wären gut beraten, spätestens jetzt einen Zahn bei ihren notwendigen Entwicklungen zuzulegen.”
Ralf Ohlhausen, Business Development Director, PPRO Group
Zudem haben es nicht alle EU-Länder geschafft, die PSD2 bis zum jetzigen offiziellen Termin umzusetzen. Es gibt also noch einige Grauzonen, bis das geschehen ist, und dann weiterhin, bis die wesentlichen Änderungen, über welche in den vergangenen Monaten so heftig diskutiert wurde, mit den RTS (Regulatory Technical Standards) – voraussichtlich im dritten Quartal 2019 – in Kraft treten werden.pp
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/63898
Schreiben Sie einen Kommentar