Prognose für 2022: Wachstum bei E-Commerce befeuert Payment-Lösungen
Banking Circle befragte Vertreter der Payment-Branche zu ihren Prognosen und Erwartungen für 2022. Das Corona-bedingte Wachstum des E-Commerce-Sektors werde sich fortsetzen, so die einhellige Meinung. Daraus ergeben sich verschiedene Implikationen, insbesondere für Payment-Angebote. Daneben wurden aber noch weitere Themen genannt.
Bei der Korrespondenzbank Banking Circle selbst ist man überzeugt, dass sich Banken und Zahlungsdienstleister in diesem Jahr zunehmend auf den E-Commerce-Bereich fokussieren und dabei eine sehr dynamische Entwicklung zeigen. Søren Mogensen, Chief Growth Officer bei Banking Circle, erwartet für 2022 und darüber hinaus, dass Zahlungsdienstleister und Banken ihre Ökosysteme weiterentwickeln, um komplette Lösungspakete anzubieten, die den Anforderungen des ständig wachsenden Online-Händler-Marktes gerecht werden.Verbreitung von BNPL und Request-to-pay wächst
Daneben sieht er im Aufkommen neuer und alternativer Zahlungsmethoden einen starken Auslöser für Veränderungen in der Form des B2B-Finanzwesens. Das im Einzelhandel weit verbreitete Angebot „Buy now, pay later“ (BNPL) werde vermutlich auf weitere Bereiche ausgedehnt, wie den B2B-Sektor, Abonnements, Reisen, Dienstleistungen wie Haustierpflege und vieles mehr. Ebenso werden laut Mogensen Konto-zu-Konto-Zahlungen zulegen, wenn Request-to-Pay zulegt und die Liquiditätsaspekte des Open Bankings weiter ins Bewusstsein rücken.
Der Kampf um Händlerschnittstellen verschärft sich. Als Gewinner werden die Unternehmen hervorgehen, die auf die neuen Möglichkeiten mit umfassenden Lösungen für Kunden reagieren. Dazu benötigen sie die richtigen Partner. Dann können sie sich darauf konzentrieren, was sie am besten können.“
Søren Mogensen, Chief Growth Officer bei Banking Circle
In ein ähnliches Horn stößt Paul Swinton, CEO von B4B Payments. Es gebe starke Tendenzen im Acquirer- und PSP-Markt, um die Händler-Bindung durch erweiterte Produktangebote zu verbessern. Dazu gehören eingebettete Händlerkonten und das Angebot von Kartenfunktionen, die die Abrechnung beschleunigen, wodurch Gelder schneller zur Verfügung stehen. Auch er erwartet eine Zunahme beim E-Commerce, befeuert durch den vermehrten Einsatz von Prepaid-Lösungen.
Weniger Bargeld, mehr Krypto-Währungen
Mehr E-Commerce bedeutet auch weniger Bargeld, betont James Booth von PPRO. Dieser Trend werde sich fortsetzen und biete neue Chancen gerade für Online-Händler, die länderübergreifend expandieren wollen.
Die COVID-19-Krise war ein Katalysator für Veränderungen in der Online-Zahlungsbranche. Für die Zukunft erwarten wir eine Beschleunigung des E-Commerce-Einkaufstrends. Viele Verbraucher weltweit werden wahrscheinlich weiterhin online einkaufen und dies auch in Segmenten, in denen sie bisher nur im stationären Laden gekauft haben.“
James Booth, VP Head of Partnerships EMEA bei PPRO
Doch nicht nur die traditionellen digitalen Zahlungsmittel können von diesem Trend profitieren. Der CEO von Safepay, Sanjar Mavlyanov, sieht im Rückgang von Bargeld auch eine Unterstützung für eine wachsende Akzeptanz und Einbindung von Kryptowährungen durch viele weitere Unternehmen und Institutionen. Mehr noch: Dieses Jahr werde der Dreh- und Angelpunkt sein für diesen digitalen Wandel, so seine Prognose. Schnellere, komplexere Zahlungen, eine begrenzte physische Präsenz, günstigere Tarife und ein robustes Modell, das den digitalen Raum belebt – so beschreibt die Leitplanken, die seines Erachtens zu einer positiven Entwicklung führen werden. Unter diesen Umständen falle es Unternehmen leichter, ihre Geschäfte über Grenzen hinweg abzuwickeln – sowohl kontinental als auch national.
B2B-Finanzierungen, FinTechs und Umwelt
Neben den Payment-Themen, die im Kreis der Befragten naturgemäß im Fokus stehen, kamen aber noch andere mögliche Entwicklungen zur Sprache. Mikkel Sølvsten Velin, Gründer und Co-CEO von YouLend, verweist auf eine veränderte Nachfrage nach Unternehmensfinanzierungen. Während der Pandemie suchten KMUs flexible und einfach zugängliche Kredite, für 2022 rechnet er sogar mit einem exponentiellen Anstieg von eingebetteten B2B-Finanzierungen. In der Folge werde es zu einem sprunghaften Anstieg von E-Commerce-Plattformen kommen, die ihren Geschäftskunden Kreditlösungen anbieten.
Ein weiterer Aspekt ist die Situation der FinTechs im Spiegel von Regulierungen der Finanzmärkte. Rafal Andzejevski von PayAlly ist zwar optimistisch im Hinblick auf die Chancen von FinTechs im Jahr 2022. Ob sie diese jedoch auch nutzen könnten, sei abhängig vom Verhalten der Aufsichtsbehörden, die dem schnellen Wandel der Märkte Rechnung tragen müssten.
Während Investitionen und technologische Entwicklungen ein grenzenloses Potenzial bieten, sehen wir Herausforderungen durch die Regulierung der Zentralbanken und neue Verpflichtungen für Wirtschaftsprüfer und Andere. Auf der Suche nach klaren Regeln übersehen die Regulierungsbehörden oftmals die vielen Grauzonen im Finanzwesen.“
Rafal Andzejevski, Mitbegründer von PayAlly
Er warnte vor einer Überregulierung und forderte, den Dienstleistern Raum zu lassen, um echte Herausforderungen zu lösen, anstatt Dinge einfach abzuschalten, ohne vorher nach Lösungen zu suchen.
Nicht zuletzt fand auch der Umweltschutz Eingang in die Prognosen der Finanzmanager. Es sei sehr ermutigend, dass Verbraucher und Unternehmen die Auswirkungen ihres Finanzlebens auf die Umwelt erkennen und sich damit auseinandersetzen, betonte Anders la Cour, CEO der Banking Circle Group. Er freue sich auf weitere Innovationen und Möglichkeiten in diesem Bereich im Jahr 2022. Dafür besteht offensichtlich noch Potenzial. So sieht beispielsweise Paul Swinton von B4B Payments die Branche auf einem guten Weg, mit den Umweltbedenken von Verbrauchern und Unternehmen umzugehen. Er nennt allerdings lediglich den Einsatz von recyceltem Plastik bei den diversen Karten als Beispiel für Nachhaltigkeit. hj
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