ProfitCard 2021: Von Corona, Zukunft des Payment und der Rückkehr der Banken
Können Sie sich noch erinnern, wie es vor Corona war? Im März 2020 hat Rudolf Linsenbarth die letzte „echte“ Payment-Konferenz besucht. Es war die ProfitCard 2020. Corona hatte damals bereits erste Zeichen an die Wand gemalt. In diesem Jahr war die ProfitCard zwar auch in Berlin, aber dafür dann nur virtuell. Der persönlicher Event-Rückblick
von Rudolf Linsenbarth
ProfitCard 2021: Auch wenn es mittlerweile einen Impfstoff gibt und die Fallzahlen erheblich gesunken sind, an „business as usual“ ist auch 2021 noch nicht zu denken. Die ProfitCard 2021 musste daher, wie auch viele andere Veranstaltungen in diesem Jahr, virtuell abgehalten werden. Das Programm war trotzdem wie immer erstklassig. Exemplarisch möchte ich hier zwei Themenschwerpunkte herausgreifen.1. Starke Kundenauthentifizierung
Autor Rudolf LinsenbarthRudolf Linsenbarth beschäftigt sich mit Mobile Payment, NFC, Kundenbindung und digitaler Identität. Er ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Banken, Consulting, IT und Handel tätig. Linsenbarth ist profilierter Fachautor und Praktiker im Finanzbereich und kommentiert bei Twitter (@holimuk) die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Linsenbarth im eigenen Namen.Ich finde Payment und Digitale Identität sind zwei Seiten derselben Medaille. Genauso sehen das die Veranstalter der ProfitCard. Daher sind Themen wie der digitale Personalausweis, neue Methoden des KYC (Know Your Customer), digitale Signaturen und starke Kundenauthentifizierung immer wieder feste Programmpunkte.
Dieses Jahr wurde das Thema FIDO vorgestellt. Regelmäßige Leser meiner Artikel wissen, dass ich hier starke Impulse für Banking und Payment erwarte. Mehr dazu hier Link.
Bisher war FIDO als SCA (Strong Customer Authentication) Lösung im Finanzsektor nur eine diskutierte Option. In Europa und besonders in Deutschland kenne ich bisher keine Referenz-Implementierung bei einer Bank. Doch nun haben sich Pluscard (Scheme Karten Prozesser für die Sparkassen), Netcetera (Anbieter von 3-D Secure Lösungen) und Entersekt (Anbieter von passwortlosen Authentifizierungslösungen) zusammengetan und FIDO als weitere Option der Zahlungsfreigabe von Kreditkartenzahlungen umgesetzt.
Pluscard-Kunden ohne Smartphone haben nun die Möglichkeit, einen FIDO-Token als SCA-Methode einzubinden. Wie sich das konkret anfühlt und ob das jetzt der Durchbruch für weitere FIDO-Anwendungen im Finanzsektor ist, werde ich Rahmen meiner Identity-Reihe näher beleuchten.
2. Zukunft des Payment
Die Zukunft des Payments lässt sich in eine nahe und eine ferne Zukunft einteilen. Während #DK dabei eher die nahe Zukunft repräsentiert, gehört dem digitalen Euro also der CBDC (Central Bank Digital Currency) dann die fernere Zukunft. Für beides war auf der ProfitCard 2021 Raum.
Der digitale Euro als Gamechanger für Finanzdienstleister wurde von Andre Standke, Geschäftsführer der Dr. Thede Consulting GmbH, vorgestellt. Seine Thesen im Einzelnen:
- Ohne saubere Abgrenzung der Begrifflichkeiten ist eine Diskussion über CBDC nicht zu führen. CBDC darf nicht mit Bitcoin oder Stable Coins (die nicht von der Zentralbank kommen) in einen Topf geschmissen werden.
- Im globalen Vergleich befindet sich die EZB noch in einer sehr frühen Phase der Einführung. In anderen Ländern sind die Entwicklungen bereits erheblich weiter.
- Durch CBDC können Bankkunden ihr Geld direkt bei der EZB hinterlegen, was zu einer Disruption des bestehenden Bankensystems führen kann. Umschichtungen in größerem Umfang wären denkbar und können auch ein Bedrohung für Geschäftsbanken werden.
- Auch wenn die EZB noch keine Entscheidung bezüglich der Gestaltungsform von CBDC gefällt hat, sollen die Geschäftsbanken mit einbezogen werden und wahrscheinlich die Rolle eines Intermediäres übernehmen.
- Das von CBDC ausgehende Gefahrenpotenzial ist kleiner als die Risiken, die auf den Euroraum zukommen, wenn der digitale Euro nicht eingeführt wird.
Beim Blick in Richtung der näheren Payment-Zukunft, also #DK hatten die Macher von Paydirekt etwas für die Technikfans im Portfolio. Das von mir bereits mehrfach behandelte Themenfeld Pay@Pump wird mit Hilfe von Paydirekt um eine weitere Facette erweitert. Auch hierzu kann ich versprechen, dass wir das mittlerweile recht bunte Bild dieser Payment-Gattung in einem Folgeartikel in den richtigen Rahmen bringen werden.
Trotzdem ist es leider auch in diesem Jahr nicht gelungen, das „Big Picture“ von #DK herauszuarbeiten. Wobei das bestimmt nicht dem Konferenzveranstalter anzukreiden ist. Die Zusammenführung von girocard, giropay, Kwitt und Paydirekt bleibt verschwommen. Zumindest für den Außenstehenden ist eine geschlossene Strategie nicht erkennbar.
In dieses Bild fügt sich dann auch die Ankündigung der Targobank, dem Thema Paydirekt und damit auch #DK nun endgültig den Rücken zu kehren.
Auch wenn wir im nächsten Jahr wahrscheinlich feststellen müssen, dass mit #DK ein weiteres Payment-Vorhaben der Deutschen Kreditwirtschaft scheitern wird, der nächsten ProfitCard werden die Themen trotzdem nicht ausgehen. Die findet im Jahr 2022 am 15. und 16. März statt.
Die Banken wollen und müssen beim Thema Payment wieder zurück auf den Fahrersitz!”Rudolf Linsenbarth
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