Praxis: Migration von SESAM nach Oracle beim Münchener Verein
Die Statistiklösung beim MÜNCHENER VEREIN war über Jahrzehnte gewachsen und basierte auf einer SESAM-Datenbank auf einem Mainframe der Firma Fujitsu mit dem Betriebssystem OSD . Die Datenbank enthält alle Bestandsdaten der Versicherung und gibt eine Übersicht über die Verträge. Für die Erstellung von Statistiken wurden in einer Eigenentwicklung Daten aus der SESAM-Datenbank über Cobol-Programme an ein Allgemeines Statistik System, kurz ASS, weitergegeben.
Komplex, unflexibel & fehleranfällig
„Diese Vorgehensweise war kompliziert und unflexibel. Zudem ließ sich mit aktuellen Techniken nicht auf die ASS-Daten am Host zugreifen“, erinnert sich Marko Mahler, Anwendungsentwickler in der Abteilung IT-Qualitätssicherung und Querschnittsysteme. „Wir wollten mit unserem Reporting schneller und flexibler werden, um unseren IT-Kunden mit dem neuen Reporting schnellere Handlungsmöglichkeiten ermöglichen zu können. Aus dem Grund haben wir beschlossen, unsere Statistik-Datenbank auf ein relationales Oracle-System zu portieren, aus dem man dann mit SQL einzelne Tabellen auswählen kann.“
Erweiterung während einer Migration?
Nachdem der Umstieg der Statistik-Lösung auf Oracle schon begonnen hatte, wurde das Projekt noch erweitert. Der Vertragsspiegel, die Lösung, mit der die Außendienstmitarbeiter des MÜNCHENER VEREIN ihren Vertragsbestand einsehen und verwalten können, sollte in eine Web-Anwendung überführt werden. Die bislang eingesetzte Software wurde nicht mehr gewartet und lief zudem nicht mehr auf Rechnern mit dem Betriebssystem Microsoft Windows 8. Auch in diesem Fall sollte die dahinter liegende Datenbank von SESAM auf Oracle migriert werden. „Das Problem dabei war, dass die Datenbank für den Vertragsspiegel mehr Daten enthält als die Statistik-Datenbank und wir daher für dieses Teilprojekt nicht auf die Ergebnisse des ersten Projektes zurückgreifen konnten“, erklärt Marko Mahler. „Rückblickend wäre es besser gewesen, zuerst den Vertragsspiegel umzustellen, denn so mussten wir viele Daten aus der zentralen Datenbank in zwei Datenbanken überführen und dabei die Konsistenz der Daten sicherstellen.“
Das Entwicklungsteam um Marko Mahler benötigte für das Statistik-Projekt ein Werkzeug, um dem Analysesystem SAP Business Objects Daten für verschiedene Berichte in dem benötigten Format zur Verfügung zu stellen. Während anfangs noch die SESAM-Datenbank auf dem Mainframe als Quelle diente, sollte später mit demselben Werkzeug auch Oracle als Datenquelle genutzt werden können. „Wir haben uns verschiedene Lösungen angesehen, aber am Ende hat nur eine einzige Software unser Anforderungsprofil erfüllt, und das war Talend“, so Marko Mahler. „Fujitsu-Siemens bietet für seine Mainframes nur JDBC als Schnittstelle und Talend war die einzige Datenintegrationslösung mit eingebautem JDBC-Konnektor“. Der Münchener Verein entschied sich daher für die Version Talend Enterprise Data Quality.Der erste Schritt der Umsetzung
Im ersten Schritt wurde für die Statistik-Lösung die benötigte Datenversorgung zu Oracle mit Talend nachgebaut, dabei ist noch die Sesam-Datenbank Hauptdatenquelle. Mit Talend müssen ETL-Jobs nicht im herkömmlichen Sinne programmiert werden. Stattdessen bietet die Software die Möglichkeit, in einer grafischen Oberfläche definierte Komponenten miteinander zu verbinden. Wenn später ein ETL-Job geändert werden muss, weil beispielsweise die Oracle-Datenbank zur Datenquelle wird, so muss lediglich die entsprechende Komponente ersetzt werden. Die Software erstellt aus den visuell erstellten Jobs dann Java-Code. Dabei entspricht jeder ETL-Job einem Java-Programm. Ein großer Vorteil für das 13-köpfige IT-Team, das über große Java-Erfahrung verfügt.
Der Online-Vertragsspiegel baut bereits auf einer neuen Oracle-Datenbank auf, welche durch Talend befüllt wird. Datenquellen sind auch hier die Sesam-Datenbank, mehrere periphere Systeme der Host-Landschaft sowie die durch Talend aufgebaute Oracle-Datenbank der Statistik-Lösung. Die Außendienstler loggen sich über die Webseite der Versicherung ein und können dann ihren Vertragsbestand komfortabel verwalten, schnelle Auskünfte einholen und über Abfragen Möglichkeiten für Zusatzgeschäft eruieren. Eine Anbindung der unabhängigen Makler ist geplant. Gleichzeitig wird die zugrunde liegende Datenbank zukünftig auch als Basis für Anwendungen wie das unternehmensweite Kundenmanagement (Customer Relationship Management, kurz CRM) genutzt.
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