PEX 2017 – das G20 des Payments mit XS2A, Banking- & Open API, Instant Payments, Blockchain & Co.
Payment-Konferenzen haben gerade Hochkonjunktur. Doch eine fällt aus dem Rahmen, denn sie fühlt sich an wie das G20-Treffen der Payment-Szene: Vorige Woche (26. – 27. Januar) fand die dritte Payment Exchange (PEX) statt – dieses mal in Berlin. Anwesend waren 150 hochkarätige Teilnehmer aus den Bereichen Handel, E-Commerce, Payment- und Banking – und nur auf Einladung.
von Klaus Igel
Den ersten Eindruck, dass hier „etwas anders“ ist, bekam man direkt beim Betreten des Veranstaltungsorts – coole Location, lockere Atmosphäre und keine Berührungsängste bei den Teilnehmern. Gefühlt wurde dann auch zwei Tage, nur unterbrochen durch eine kurze Nachtruhe, über Payments, E-Commerce, alternatives Bezahlen, Loyality-Programme, Banken, neue Technologien uvm. gesprochen. Langweilig ist es wohl niemandem geworden. Rein kam man allerdings nur auf Einladung (wir berichteten, Interview André Bajorat).Panel 1: XS2A / Banking API
Miriam Wohlfahrt und „Kultmoderator“ Maik Klotz haben die PEX 2017 (#PEXBerlin) offiziell und sehr kurzweilig eröffnet. Dann das erste Panel zum Thema XS2A / Banking API mit Steffen von Blumröder (DKB), Cornelia Schwertner (figo), Martin Schmidt (FintechSystems) und Kai-Uwe Mokros von Zalando. Steffen von Blumröder stellt aus Sicht der Banken die Frage, wie diese in Zukunft Geld verdienen wollen, und sieht dafür auch Banking-APIs als sehr hilfreich an. Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass man bei der Nutzung von APIs erst am Anfang steht und diese noch viele Möglichkeiten für neue Services/Use Cases bieten.
Ganz klar ist auch, dass niemand mehr an dem Thema XS2A vorbeikommt und man sich nunmehr auf eine gute/saubere Umsetzung konzentrieren muss.”
Das Problemfeld „Sicherheit der Schnittstelle / Daten“ wurde auch durch Fragen aus dem Publikum kontrovers diskutiert – mehr Daten bieten auf der anderen Seite aber auch bessere Möglichkeiten der Fraud Prevention.
Panel 2: Open API
Das nächste Panel, besetzt mit Arnulf Keese (e.ventures), Florian Christ (fino), Rafael Otero (Payment Exchange), Holger Kunkat (Mastercard) und Fabian Mansfeld (Sixt) widmete sich dem Thema Open API. Nach der Definition von Rafael Otero ist „Open API alles, was XS2A und Banking API nicht bieten kann, um Payment-Daten zu liefern“. Arnulf Keese war der Ansicht, dass es sich heute kein Anbieter mehr leisten kann, das Thema APIs zu ignorieren und keine APIs vorzuhalten. Auch hier liegen Fluch und Segen dicht beieinander – das Mehr an Daten und Möglichkeiten erfordert Lösungen, die entsprechend sicher sind. Verfechter monolithischer (Silo)Lösungen haben den Weg nach Berlin irgendwie nicht gefunden (oder sich nicht geoutet) – das Thema „API“ ist derzeit in aller Munde. Klar wurde auch, dass Open API kein Thema ist, mit dem sich der Endkunde beschäftigen will. Banken, Handel und Service-Anbieter müssen die Themen umsetzen, um den Kunden neue Use Cases anbieten zu können.
Formatwechsel: Es folgten zwei hochinteressante Keynotes von Arnulf Keese zum Thema „Wie bezahlen wir in 10 Jahren?“ und Florian Heinemann (Project A) zu „Investing in Digitally Enabled Commerce Models“.
Panel 3: Instant Payments
Beim dann folgenden Panel zu „Instant Payments“ gab es die erste Wiederholung. Steffen von Blumröder (DKB) war erneut auf der Bühne, hatte aber mit Marcus Mosen (concardis), Jun Cai (fiducia), Kilian Thalhammer (Payment Exchange) und Robert Herzig (Metro) neue Mitstreiter gewonnen. Die Vorgabe, nach der Instant-Payment-Zahlungen innerhalb von 10 Sekunden beim Empfänger sein müssen, war klar. Kontroverser wurde die Frage diskutiert, ob der Handel Instant Payments oder entsprechende Zahlungsgarantien (wie z.B. bei giropay oder paydirekt) benötigt. Für beide Modelle gibt es Use Cases, also das eine tun und das andere nicht lassen!? Use-Cases und Mehrwerte müssen im Detail noch gefunden werden, es gibt sie aber sowohl im B2B, B2C als auch im P2P-Umfeld.
Auch bei Instant Payments sind noch Hausaufgaben zu machen. Schließlich muss der Case, bei dem das Geld einfach nur „instant“ verschwindet, gelöst werden.”
Auch bei Instant Payments sind noch Hausaufgaben zu machen. Schließlich muss der Case, bei dem das Geld einfach nur „instant“ verschwindet, gelöst werden.”
Dass Instant Payments sich grundsätzlich auch als Preisfaktor auswirken können, gibt Jun Cai zu bedenken. Schließlich waren die Zahlungsgarantien bisher ein entscheidender Preisfaktor. Für einen Lacher sorgte noch Robert Herzig mit seiner alternativen SEPA-Definition „Send Euro Payments to America“. Aus dem Publikum kamen mit der „Instant-Lastschrift“ bereits Vorschläge für Instant Payments 2.0 – man hat gemerkt, dass das Thema für alle Marktteilnehmer relevant ist.
Was jetzt gebraucht wird, ist der Schritt von der Infrastruktur zu echten Marktprodukten.”
Panel 4: Blockchain – Hype v. Use Case
Anschließend das Panel Blockchain mit der Frage „Hype vs. Use Case“. Rafael Otero (Payment Exchange), Meinhard Benn (SatoshiPay), Jochen Siegert (traxpay) und Axel Apfelbacher habe diese und weitere Fragen sehr lebhaft und kontrovers diskutiert. Nach der obligatorischen Begriffsdefinition stand die Frage, in welchen Bereichen man die Blockchain im realen Leben antreffen kann – Bezahlmethoden, Smart Contracts, digitale Identität, Auskunftei der Zukunft waren nur einige Ideen, die in diesem Zusammenhang diskutiert wurden. Rund 700 verfügbare Blockchains zeigen auch, welches immense Potenzial in der Technologie gesehen wird. Gleichwohl kam immer wieder auch die kritische Frage nach dem wirklich Neuen und der aus anderen Bereichen bekannten „Henne-Ei-Problematik“. Ausgang ungewiss.
Der Award: Goldene Transaktion 2017
Der Abend startete dann mit der Verleihung der Goldenen Transaktion 2017. Den Preis gewonnen hat Payback Pay vor Barzahlen und Payrex – herzlichen Glückwunsch! Der Sieger Payback Pay überzeugte die Jury auch dadurch, dass das Thema Bezahlen gar nicht im Fokus ist. Bei der zweitplatzierten Lösung Barzahlen war es wohl auch der Fokus auf eine Zielgruppe, die von fast allen anderen Anbietern gerne vergessen wird.
Tag 2: Alternative Payments, Loyalty Programs, Daily Business Payments
Bei den Alternative Payments haben sich Sikander Hauser (Alipay), Joschka Friedag (Cringle), Thomas Grosse (Google), Alexander Graubner-Müller (Kreditech), Rafael Otero und Christian von Hammel- Bontens (Wirecard) mit den Neuerungen bei Social Payments, P2P, Voice und Bitcoin beschäftigt. Die Besetzung des Panels mit Vertretern von Google und AliPay gab Anlass zur Hoffnung auf Fakten, z.B. nach dem Start von Android Pay in Deutschland.
Android Pay: Immerhin ließ Thomas Grosse durchblicken, dass es „sehr schnell gehen könne“ und Google mit Android Pay vor allem sein Ökosystem aufwerten will.”
Bei Alipay wurde ebenfalls deutlich, das Payments eben nur ein Teil der Plattform sind. Die Financial Services (Geldanlagen, Kredite usw.) sowie Lifestyle Services sind neben Payments weitere Säulen. Neben der regen Diskussion zu Voice / Social Payments kam auch zu Tage, dass die heutigen Lösungen noch extrem viel Optimierungsbedarf haben. Jochen Siegert ist der nachvollziehbaren Meinung, dass gerade schlechte Apps mobile Payments verhindern. Christian von Hammel-Bonten beharrliche Aussage, nach der „der Kunde das Problem ist“, war zwar scherzhaft gemeint, zeigte aber auch, das man selbigen nicht übergehen kann.
Die letzte Runde wurde mit dem Schlusspanel Daily Business Payments eingeleitet. Mark Henkel (21sportsgroup), Ronald Reschke (Fashionette), Gerrit Müller (TechStyle), Björn Hoppe (Lampenwelt) und Miriam Wohlfarth (Payment Exchange) griffen zunächst nochmal das Thema XS2A auf. Björn Hoppe sieht hier die Anbieter in der Pflicht, der Handel erwartet funktionierende Lösungen und will sich nicht selbst damit auseinandersetzen. Miriam Wohlfahrt stellte auch aus Sicht von RatePay die neuen Möglichkeiten für bessere Use Cases / Optimierung heraus, die der „Blick in die Kundenkonten“ ermöglicht. Neben Fragen zum optimalen Checkout (wie viele Payment-Methoden braucht man eigentlich?) kamen auch spannende Insides aus dem Fraud Management zu Tage (erheblicher Anstieg an Fraud-Versuchen, problematische Kundengruppen etc.). Mark Henkel sieht Payments nicht isoliert, vielmehr geht die Optimierung des Payments mit der Optimierung vieler weiterer Prozesse in den Unternehmen einher.
Dass das Thema „mobile“ lange im Handel angekommen ist, wurde auch mit Zahlen belegt – zwischen 50 und 70 Prozent des Umsatzes werden bei den im Panel vertretenen Händler bereits „mobile“ getätigt.
Beim Thema Voice Commerce ist man seitens des Handels aber noch skeptisch.
Das Fazit zur PEX 2017
Sehr gelungene Veranstaltung, interessante und gute Mischung bei den Themen/Vorträgen, hochkarätige Teilnehmer und coole Location. Das Format lebt vom Austausch und Miteinander und grenzt sich wohltuend von Produkt/Firmen-Pitch Events ab.Klaus Igel
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