FINTECH7. Oktober 2019

Paypal steigt bei Libra aus – und das dürfte erst der Anfang sein

Libra - Quelle: Gerd Altmann/Pixabay
Gerd Altmann/Pixabay

Noch ist Mark Zuckerbergs neue Digitalwährung Libra nicht mehr als ein Gedankenkonstrukt und eine Absichtserklärung, doch schon bekommen die ersten Unternehmen, die zum Kreis der Initiatoren gehören, kalte Füße. Der Zahlungsdienstleister Paypal hat angekündigt, am Projekt Libra nicht weiter teilzunehmen. Doch das ist erst der Anfang – und die bisher bekannten möglichen Abweichler haben alle eines gemein: sie kommen aus der Finanzwelt.

Auch wenn die Kryptowährung Libra (Website) bisher noch gar nicht existiert – mit einer Vorstellung ist frühestens 2020 zu rechnen – diskutieren schon viele Politiker und Wirtschaftsvertreter darüber, wie mächtig Mark Zuckerberg und die Libra-Stiftung durch die Einführung der Währung werden könnte. Diese soll als Medium für schnelle internationale Überweisungen fungieren und wird sich als Stablecoin an einem Währungskorb bedeutender Weltwährungen orientieren.

Politiker aus verschiedenen Ländern, darunter aus Deutschland, Frankreich und den USA, hatten die Pläne in der Vergangenheit kritisiert und vor Verwerfungen an den Geldmärkten gewarnt. Insbesondere die Regulierungsbehörden hatten erklärt, eine solche Kryptowährung nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen genehmigen zu wollen.

Libra führt zu zahlreichen Fragen im Hinblick auf Privatsphäre, Geldwäsche, Verbraucherschutz und Finanzstabilität. Diese Bedenken sollten im Detail und öffentlich adressiert werden, bevor die Aufseher hier grünes Licht geben.“

Jerome Powell, Chef der US-Zentralbank Fed

Denn auch wenn sich Facebook selbst dezent aus den Entscheidungsprozessen heraushält, ist klar, dass das soziale Netzwerk mit seinen 2,4 Milliarden Nutzern weltweit durch die Einführung von Libra eine wichtigere Rolle in den weltweiten Finanzsystemen spielen könnte.

Der Libra-Stiftung mit Sitz in der Schweiz gehören gut zwei Dutzend namhafte Unternehmen an. Doch die Phalanx bröckelt: Paypal hat jetzt angekündigt, man wolle aus dem Projekt aussteigen und seine Beteiligung aufgeben. Diese klare Bestätigung, die am Freitag nach US-Börsenschluss erfolgte, dürfte in der kommenden Woche Auswirkungen auf diverse Börsenkurse haben – und ist natürlich gerade angesichts der Kritik seitens der Politik ein echtes Ärgernis für die Libra-Stiftung. Laut Wall Street Journal erklärte ein Sprecher der Stiftung daraufhin:

Jeder Beteiligte der Stiftung muss die Chancen und Risiken für sich selbst abwägen. Es ist besser, von mangelndem Engagement zum jetzigen Zeitpunkt zu erfahren als später.“

Statement der Libra-Stiftung

Vor allem die Unternehmen aus dem Finanzlager zweifeln

Doch Paypal ist nicht der einzige Wackelkandidat innerhalb der Libra-Community. Auch Mastercard und Visa denken laut Medienberichten darüber nach, schon vor dem Start die Reißleine zu ziehen. Das könnte damit zu tun haben, dass gerade diese Unternehmen eng mit den Regulierungsbehörden in Kontakt stehen – und möglicherweise auch über mehr Know-how in Hinblick auf währungspolitische Fragen verfügen dürften, als einige andere der Beteiligten. Auch wenn beide Unternehmen offiziell dazu kein Statement abgeben, gibt es offenbar mehrere Quellen aus mit dem Sachverhalt vertrauten Kreisen, die hierin übereinstimmen.

Das Libra-Konsortium
Facebook

Für die Entwicklung der Kryptowährung wäre das ein herber Schlag. Denn auch wenn mit gut zwei Dutzend Partnern von Uber und Lyft über Spotify und Booking.com bis hin zu Ebay und Vodafone alles an Bord ist, was in der Digitalwelt Rang und Namen hat (und sich von Libra eigenes Geschäft verspricht), werden es gerade die Vertreter der Finanzwelt sein, ohne die Libra nur schwer zum Erfolg werden kann. Ob die Libra-Foundation ohne Namen wie Paypal, Stripe, Visa und Mastercard die Digitalwährung in der geplanten Form einführen kann, bleibt abzuwarten. Schon vor einiger Zeit hatte Marcus erklärt, es könne zu zeitlichen Verschiebungen bei der Einführung kommen, weil man die Politik erst noch überzeugen müsse. Andererseits sind es aber auch gerade die Unternehmen aus dem Finanz- und Bankenumfeld, die Libra gerade nicht brauchen, um einfache und schnelle Bezahlverfahren umzusetzen und zu etablieren. tw

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