Paypal-Dollar geht als Stablecoin in den Markt

Eine eigene Kryptowährung hat Paypal in den USA eingeführt: den Paypal-Dollar (Paypal USD bzw. PYUSD). Dabei handelt es sich um einen Stablecoin, der 1:1 in US-Dollar getauscht werden kann. Ziel sei es, den Zahlungsverkehr in Web3- und rein digitalen Umgebungen zu transformieren, so Paypal zum Start der neuen Kryptowährung. Geprägt wird der Coin vom Kooperationspartner Paxos Trust.

Bislang unterstützte Paypal den Einsatz von vier Kryptowährungen: Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Bitcoin Cash. Zugänglich sind diese jedoch nur für Nutzer in den USA, mit Ausnahme von Hawaii. Mit dem Paypal-Dollar kommt nun eine eigene Währung hinzu, die ab sofort Schritt für Schritt an Kunden ausgerollt wird – aber ebenfalls nur in den „Festland“-USA. In Venmo, dem ebenfalls auf die USA beschränkten Mobile-Payment-Dienst von Paypal, ist der Stablecoin noch nicht integriert. Dies soll aber in Kürze nachgeholt werden, kündigte das Unternehmen an.

Schnelle und kostengünstige Transaktionen

Mit dem Paypal-Dollar sollen die gleichen Transaktionen möglich sein wie mit Fiat-Geld. Neben gewöhnlichen Online-Käufen, bei denen beim Check-Out PYUSD als Zahlungsmittel ausgewählt wird, nennt der Zahlungsdienstleister explizit:

• Überweisungen zwischen Paypal und externen kompatiblen Wallets;
• Zahlungen von Person zu Person;
• Fondskäufe, bei denen am Ende das Zahlungsmittel PYUSD ausgewählt wird, und
• Konvertierung in andere Kryptowährungen.

Der Paypal-Chef sieht einen zunehmenden Trend hin zu digitalen Währungen. Diese Umstellung erfordere ein stabiles Instrument, das sowohl digital nativ sei, als auch auf einfache Weise mit Fiat-Währungen verbunden werden kann.

Unser Engagement für verantwortungsvolle Innovation und Compliance und unsere Erfolgsbilanz bei der Bereitstellung neuer Erfahrungen für unsere Kunden bieten die notwendige Grundlage, um zum Wachstum der digitalen Zahlungen über PayPal USD beizutragen.“

Dan Schulman, Präsident und CEO von PayPal

Stablecoins gibt es zwar bereits seit etlichen Jahren. Der Gesamtmarkt wird auf rund 126 Mrd. US-Dollar geschätzt. Davon entfallen fast 83,5 Mrd. allein auf den Tether-Dollar (USDT), auf Platz zwei folgt USD Coin, herausgegeben von Circle. Alle anderen Anbieter teilen sich weniger als zehn Prozent des Marktes. Im Consumersegment sind Stablecoins bislang jedoch kaum als Zahlungsmittel vertreten, sie dienen hauptsächlich dem Handel von anderen Kryptowährungen und digitaler Assets.

Für Schulman sind die hohe Geschwindigkeit, die reduzierten Kosten und die Programmierbarkeit von Blockchain-Protokollen entscheidende Vorteile, die mit dem Einsatz von digitalen Währungen einhergehen. Mit dem Paypal-Dollar sollen Reibungsverluste verringert, direkte Erlöse von Entwicklern und Kreativen per Mikrozahlungen ermöglicht und das Vordringen der großen Marken in die Welt der digitalen Assets vorangetrieben werden. Die Kompatibilität des PYUSD mit dem gesamten Paypal-Ökosystem vom ersten Tag an werde die Integration in Web3-Anwendungen, Wallets und Börsen erleichtern und für eine hohe Akzeptanz sorgen, ist sich der Chef des Zahlungsdienstleisters sicher.

Kooperation mit Paxos Trust

Paypal hatte zwar eine Zeitlang die Entwicklung des Paypal-Dollars im eigenen Haus vorangetrieben. Nachdem jedoch die US-Aufsichtsbehörden scharf gegen einige Akteure im Krypto-Markt vorgegangenen waren – von Teilen der Branche als „Crypto-War“ bezeichnet –, hatte man das Vorhaben ruhen lassen. Inzwischen gebe es mehr Klarheit im regulatorischen Umfeld, deshalb habe man sich entschlossen, gemeinsam mit einem Partner der steigenden Nachfrage nach einem alternativen Stablecoin mit einem eigenen Produkt zu begegnen, sagte Jose Fernandez da Ponte, Leiter des PayPal-Teams für Blockchain und digitale Währungen, gegenüber den Medien. Nun wartet die Finanzbranche gespannt, wie Politik und Aufsichtsbehörden auf die Ankündigung reagieren.

Paypal USD wird nicht vom Finanzdienstleister selbst geprägt, sondern vom Kooperationspartner Paxos Trust (Website) ausgegeben. Dieser untersteht der Regulierung des New York State Department of Financial Services (NYDFS), das entsprechende Lizenzen erteilt hat.

Das Unternehmen ist bereits mit einer eigenen Kryptowährung, dem Pax-Dollar (USDP) sowie dem tokenisiertem Edelmetall Pax Gold (PAXG) auf dem Markt und betreibt zudem die Kryptobörse itBit. Laut Paxos ist der Paypal-Dollar vollständig reguliert, nur solche Stablecoins gebe man heraus. Dies dürfte als Botschaft an die Regulierungsbehörden zu verstehen sein, dass man sich streng an die gesetzlichen Grundlagen halten werde – schließlich war es Paxos im Februar 2023 untersagt worden, den Binance-Stablecoin BUSD weiter zu prägen.

Ab September werde Paxos monatliche Berichte herausgeben, in denen die Reserven zur Absicherung des Stablecoins offengelegt werden, kündigte Paypal an. Die Anlagen sollen demnach zu 100 Prozent in kurzfristigen Staatsanleihen auf US-Dollar-Basis, US-Dollar-Einlagen und ähnlichen Baräquivalenten erfolgen. Dabei werde man sich ausschließlich auf solche Instrumente beschränken, deren Auszahlung von der US-Regierung garantiert werden, schreibt Paxos in seinen Erläuterungen zum Paypal USD. Zudem werde die Bewertung der Reserven von einer unabhängigen externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zertifiziert, gemäß der vom American Institute of Certified Public Accountants (AICPA) festgelegten Standards, versichert Paypal.

Digitales Ökosystem ausbauen

Was für Paypal, Online-Händler und deren Entwickler im Wallet- und Web3-Universum jedoch vermutlich noch wichtiger ist: die Verfügbarkeit von Schnittstellen und Routinen für den Einsatz als Zahlungsmittel und als programmierbares Geld. Denn als Ethereum-basiertes ERC20-Token kann der Paypal-Dollar in Smart Contracts eingebunden werden. Entsprechende Unterstützung finden Programmierer im PYUSD-Repository von Paxos auf Github. Die Paypal-eigenen APIs sollen bereits für den Umgang mit dem neuen Stablecoin ergänzt worden sein.

Daneben hat sich Paypal auf die Fahnen geschrieben, Konsumentinnen und Konsumenten ebenso wie die Handelsseite aufzuklären und mit verlässlichen Informationen zu versorgen, um so den Markt für vertrauenswürdige Kryptowährungen und digitale Zahlungen zu befördern. Dazu will das Unternehmen Bildungsinhalte bereitstellen, die Kontoinhabern helfen, die Risiken und Möglichkeiten der Technologie zu verstehen. Daneben werde man auch eng mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten.

Wie nötig diese Aufklärung ist, zeigte sich bereits wenige Stunden nach der Ankündigung der neuen Digitalwährung. Da tauchten auf der dezentralen Krypto-Börse Uniswap die Handelspaare PYUSD/WETH und PYUSD/WBNB auf, die Kunden suggerierten, es handele sich um handelbare Paypal-Dollar, die mit WETH bzw. WBNB in Beziehung stehen. Doch das ist ein klarer Betrugsversuch – zumindest momentan ist der PYUSD nicht außerhalb des Paypal-Ökosystems erhältlich. hj