Online-Vermögensverwalter Vaamo und Moneyfarm vor Zusammenschluss
Der Online-Vermögensverwalter Vaamo wird vom Mitbewerber Moneyfarm übernommen. Wie lange es die Marke Vaamo danach geben wird, ist unklar. Offenkundig ist aber zweierlei: Moneyfarm plant die europäische Expansion und da ist ein auf dem deutschen Markt etablierter Partner, der hierzulande ebenso früh am Markt war wie Moneyfarm in seinem italienischen Heimatmarkt, ein passender Gegenpart. Und: Die Konsolidierung am FinTech-Markt hat gerade erst begonnen. Wer nicht groß genug ist, um langfristig zu wachsen, wird es in Zukunft zunehmend schwer haben, Investoren und Kunden zu überzeugen.
Der Online-Vermögensverwalter Moneyfarm mit Hauptsitz in London übernimmt Vaamo, nach eigenen Angaben Deutschlands ersten unabhängigen Robo-Advisor für Privatanleger. Mit der Übernahme von Vaamo will Moneyfarm seinen Eintritt in den deutschen Markt forcieren und beschleunigen und die europäische Präsenz um Deutschland als dritten Kernmarkt neben Großbritannien und Italien ausweiten. Mit dem Zusammenschluss verbinden beide Unternehmen das Ziel, einen europaweit tätigen Online-Vermögensverwalter aufzubauen.Die beiden Vaamo-Gründer Dr. Thomas Bloch und Dr. Oliver Vins werden Mitglieder des Executive Committees von Moneyfarm. Bloch wird verantwortlich für das Deutschlandgeschäft und den Ausbau des europaweiten B2B-Geschäfts von Moneyfarm sein, Oliver Vins wird zukünftig die Themen Produkt-Management und -Entwicklung bei Moneyfarm gruppenweit verantworten.
Für uns ist Vaamo der ideale Partner, um unsere Präsenz in Europa zu stärken. Wir sehen Deutschland als attraktiven Wachstumsmarkt mit großem Potenzial für die digitale Vermögensverwaltung. Die Vision von Vaamo, die private Geldanlage besser und einfacher zu machen, deckt sich mit unseren Zielen, die wir bei Moneyfarm verfolgen.”
Giovanni Daprà, Vorstandsvorsitzender Moneyfarm
Moneyfarm hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2011 zu einem der führenden europäischen Online-Vermögensverwalter entwickelt und betreute Ende 2017 rund 30.000 Privatkunden (Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr) mit einem Anlagevolumen von 400 Millionen Pfund, wie im Mai 2018 berichtet. Nach erfolgreichem Wachstum in den Kernmärkten Italien (seit 2012) und Großbritannien (seit 2015) ist der Einstieg in den deutschen Markt durch die Übernahme von Vaamo der nächste Schritt einer europaweiten Expansion.
Vaamo: Bankenunabhängige Vermögensverwalter haben’s zunehmend schwer
Doch was bedeutet der Schritt für Vaamo? Zunächst einmal ist die Einschätzung einiger Marktbeobachter, es handele sich um eine Konsolidierung mit ungewissem Ausgang für die Marke Vaamo, nicht von der Hand zu weisen (und auch nicht wirklich überraschend). Andererseits dürfte für Moneyfarm vor allem die Möglichkeit ausschlaggebend gewesen sein, mit dem FinTech einen Fuß auf den deutschen Markt zu bekommen. Davon mal abgesehen dürfte ein europaweites Angebot angesichts anderer FinTechs in diesem Bereich der einzig vernünftige Schritt sein. Denn immer mehr Kunden interessieren sich zwar für Robo-Advisor und Online-Vermögensverwaltung, vertrauen aber ihr Geld gerne Unternehmen aus dem Dunstkreis der Banken an – oder jenen Startups, die durch schiere Größe überzeugen, wie dem Münchner Anbieter Scalable Capital.
Dass Vaamo als erster unabhängiger Robo-Advisor am hiesigen Markt im Jahr 2013 gestartet ist, mag zwar schon sein, davon kann der Kunde sich aber wenig kaufen. Die hochgesteckten Ziele von damals sind in weiter Ferne und umgekehrt haben zahlreiche andere Player, viele mit dem Rückenwind aus den großen Banken, aufgeholt und sind jetzt die Stars der Szene.
Doch da ist noch etwas Weiteres: Denn abgesehen vom eigenen unter der Marke Vaamo betriebenen Privatkundengeschäft gibt’s ein B2B-Geschäft mit Partnern wie N26 und 1822direkt. Insofern passt auch Moneyfarm dazu, ein Unternehmen, das in seinem Heimatmarkt Italien ebenfalls einer der ersten in dem Segment war. Ob es den beiden Partnern besser gelingt als anderen, zusammenzuwachsen und zusammen zu wachsen, wird sich indes erst noch zeigen müssen. So oder so wandelt sich der Markt der digitalen Banken und Vermögensverwalter gerade ständig und viele Marktteilnehmer wie beispielsweise die Fidor Bank entdecken, dass man gerade im B2B-Geschäft gutes Geld verdienen kann.
Angesichts steigender Kundenanforderungen und schärferen Wettbewerbs ist es entscheidend, dass Banken und Sparkassen ihrerseits die digitalen Innovationen vorantreiben. Dabei geht es längst nicht mehr um Insellösungen, Apps oder die Automatisierung von Kernprozessen im Firmenkundenbanking.”
Dr. Thomas Bloch, Gründer und Vorstand von Vaamo
Warten wir ab, ob hier zwei Partner zusammengefunden haben, die tatsächlich aus eins und eins mehr als zwei machen können. Klar ist jedenfalls, dass das Eis für kleinere FinTechs zusehends dünner wird, insbesondere wenn sich nach ersten Achtungserfolgen nicht das gewünschte Wachstum einstellt, gilt das in Unternehmensberaterkreisen geflügelte Wort „grow or go“. tw
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