Öffentliche Banken starten Taxo Tool
Nach dem Willen der EU soll auch das Finanzwesen einen Beitrag leisten zum Erhalt der Grundlagen des Lebens auf diesem Planeten. Der Weg führt über ein Steuern der Kapitalströme in nachhaltige Projekte, die Klimaschutz, Energiewende, Erhalt der Artenvielfalt unterstützen. VÖB und Dydon haben dazu das KI-basierte Taxo Tool entwickelt, mit dessen Hilfe sich die komplexe EU-Taxonomie beherrschen lässt.
Die Europäische Kommission hat mit dem Green Deal und dem Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen dem Finanzsektor eine Schlüsselrolle bei den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit zugewiesen. Im Rahmen der EU-Taxonomie sollen Banken und Investoren mit der bewussten Steuerung von Geldströmen Einfluss nehmen auf die nachhaltige Transformation der Gesamtwirtschaft und vieler gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.
Eingebettet ist diese Strategie in eine Reihe weiterer Maßnahmen und Aktivitäten, angefangen vom „Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken“ der BaFin über den „Leitfaden Klimarisiken“ der EZB, diverse Guidelines der Europäischen Bankenaufsicht EBA bis hin zum „Aktionsplan zu Sustainable Finance“ der EU-Kommission.
Taxo Tool für ein nachhaltiges Finanzwesen
Für VÖB-Service, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), gehört die Berücksichtigung von ESG-Kriterien schlicht zum modernen Risikomanagement und einer zukunftsgerichteten Unternehmensführung. Kreditinstitute und ihre Dienstleister müssen sich angesichts dessen zwangsläufig mit allen Nachhaltigkeitsaspekten intensiv auseinandersetzen.
Der Fachbereich Bankensoftware der VÖB-Service hat daher gemeinsam mit dem Kooperationspartner Dydon, einem Schweizer KI-Unternehmen, ein Tool entwickelt, das auf der EU-Taxonomie, einem einheitlichen Klassifizierungssystems für umweltverträgliche Wirtschaftstätigkeiten, aufsetzt. Ziel ist es, die Komplexität der technischen Evaluierungskriterien der EU-Taxonomie in einem System abzubilden und Datensammlung sowie Dokumentenerfassung mittels eine KI-Plattform zu unterstützen. So soll es den Anwendern ermöglicht werden, in einem automatisierten Verfahren Finanzierungsprojekte oder Finanzprodukte auf Konformität zur EU-Taxonomie zu analysieren und bewerten.
Es ist klarer politischer Wille, dass Kapitalflüsse verstärkt in ökologische und soziale Investitionen geleitet werden sollen und Nachhaltigkeitsrisiken besser gesteuert werden. […] Mit der Taxonomie gibt sich die EU hierfür ein einzigartiges Nachhaltigkeitsklassifizierungssystem. Das Taxo Tool unterstützt die Kunden dabei, dessen weitreichende Anforderungen zu bewältigen.“
Iris Bethge-Krauß, Hauptgeschäftsführerin VÖB
Cloud oder On Premise
Das Taxo Tool (Website) zielt vor allem auf Banken und Sparkassen als Kunden. Es steht aber auch allen Institutionen offen, die an einem Marktstandard zur Umsetzung der Taxonomie interessiert sind, und die in den Anwendungskreis der Verordnung (EU) 2020/852 des Europäischen Parlaments und des Rats vom 18. Juni 2020 über die Einrichtung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltiger Investitionen fallen.
Die VÖB-Anwendung steht interessierten Finanzinstituten ab sofort zur Verfügung. Die Nutzung kann entweder als cloudbasierte Software as a Service (SaaS) oder als On-Premise-Lösung erfolgen. Entwickelt wurde das Tool in einem mehrmonatigen Pilotprojekt, an dem die LBBW, die Sparkasse Bremen AG sowie die österreichische 3-Banken-Gruppe mit den Instituten Bank für Tirol und Vorarlberg, BKS Bank und die Oberbank beteiligt waren.
Komplexität handhabbar machen
Dr. Stefan Hirschmann, Mitglied der Geschäftsleitung bei VÖB-Service, sieht die grundsätzlichen Herausforderungen der EU-Taxonomie in der großen Komplexität sowie dem riesigen Umfang der technischen Bewertungsmaßstäbe. Damit steigt der Aufwand zur Prüfung eines Kriteriums und der erforderliche Daten-Input. Mit dem Taxo Tool biete man den VÖB-Mitgliedern ab sofort ein passgenaues Instrument, mit dem die Institute in erheblichem Maße Kosten reduzieren und Prozesse automatisieren können.
Zentrale Basis der Anwendung ist eine eigene CO2-Emissionsdatenbank. Darin enthalten sind zudem prozedurale Modelle, die eine Bewertung auch dann ermöglichen, wenn Basisdaten nicht vollständig vorliegen, so die Kooperationspartner. Die Ergebnisse der KI-Plattform seien zudem vollkommen „Open Box“, betont KI-Lieferant Dydon, es seien also alle Schritte der Entscheidungen transparent und nachvollziehbar.
VÖB-Service kündigte an, dass der aktuellen Version 1.0 noch in diesem Jahr mehrere weitere Releases folgen sollen. Damit werde den stetigen Veränderungen der EU-Taxonomie-Regulierung Rechnung getragen und die Anwendung stets Up-to-Date gehalten. hj
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