O2 Banking trennt sich von Fidor – wer ist der neue Banking-Partner der Telefónica?
Schlechte Nachrichten für die Fidor: Der Banking-Partner O2 wird sein Angebot O2 Banking in Zukunft nicht mehr mit der Münchner Digitalbank realisieren. Wer an die Stelle der Fidor tritt, darüber schweigen sich die Beteiligten aus. Klar ist aber, dass die Kunden nicht automatisch wechseln werden – und sich deswegen gut überlegen, ob es angesichts des reichhaltigen Angebots an Digital-Banking-Lösungen wieder O2 wird.
Dass ein Mobilfunkprovider ein Banking-Angebot im Programm hat, ist ungewöhnlich. Die Telefónica hatte mit O2 Banking ein Konto am Start, das „das Banking revolutionieren sollte“. Von der Revolution haben wir seit dem Start im Jahr 2016 jetzt eher weniger mitbekommen, während andere Neobanken und Digital-Banking-Lösungen von N26 bis Klarna derweil durchgestartet sind. Jetzt wird bekannt, dass die Telefónica und Fidor ihre Zusammenarbeit zum Ende Juni 2020 aufkündigen werden.Über die Gründe darf spekuliert werden. Klar ist, dass die Fidor seit der Übernahme durch die französische BPCE-Gruppe und allerspätestens seit dem Weggang von Matthias Kröner, der die Bank vor knapp zehn Jahren als Challenger-Bank aus der Taufe hob, eher für negative Schlagzeilen sorgte. Kröners Vision, die Bank zum Geld-Coach des Kunden zu machen, hatten bis dahin andere schon umgesetzt (oder arbeiten noch daran), Fidor tat sich dagegen schwer. Immer wieder schrieben uns Kunden über Ausfälle, Schwierigkeiten mit dem Service der Bank und dokumentieren auch ansonsten eher mäßige Zufriedenheit bezüglich der Verlässlichkeit des Unternehmens, was sich auch in entsprechenden Foren niederschlägt. Auch wenn es sich bei dem O2-Angebot um eine Whitelabel-Variante handelte, ist unwahrscheinlich, dass die Punkte hier besser gelöst wurden als bei den Fidor-Originalkonten.
Bei Fidor läuft es schon länger nicht ganz rund
Heute wurden jetzt die O2-Banking-Kunden über den Schritt unterrichtet, der allerdings nicht das Ende von O2 Banking sein soll, wie es seitens der Telefónica heißt. Welche Bank dies sein wird, die hier in die Bresche springt, ist unklar. Auf Nachfrage wollen sich die Beteiligten nicht äußern. 70.000 Konten soll die Fidor laut Geschäftsbericht 2018 im Rahmen ihrer Whitelabel-Lösung („Banking-as-a-Service“) geführt haben.
Für die Fidor kommt das Ende der Kooperation zu Unzeiten: Sie verliert auf diese Weise wohl rund ein Drittel ihrer Endkunden, ist dem Vernehmen nach schon länger mit internen Umstrukturierungen gut beschäftigt und rangierte bei der französischen BPCE laut Personen, die mit dem Sachverhalt gut vertraut sind, immer eher „im luftleeren Raum“. Man habe, so heißt es, seitens des französischen Partners nie so genau gewusst, welches Potenzial in Sachen Digitalstrategie der deutsche Exot entfalten könnte und was für eine Bank man sich da eingekauft habe.
O2 Banking 2.0 – aber wer steckt dahinter?
Unter welche Decke der Telekommunikationsanbieter mit der Neuauflage seines Banking-Produkts nun schlüpfen wird, ist unklar. Zwar verrät die neue Website bereits eine Vielzahl an Features, die das Konto mitbringen soll, nicht aber die aus unserer Sicht wichtigste, mit welchem Banking-Partner es realisiert wird. Ein geplantes Bonusprogramm (Cashback-Lösung), das allerdings erst im Herbst folgen soll, weltweit kostenlose Bargeldversorgung auf Basis einer Visa-Karte, eine kostenlose Kontoführung sowie eine App, die vollen Überblick bieten soll – das sind alles Features, die im Prinzip mit dem Banking-Partner verhandelbar sind. Interessant ist, dass das Bonusprogramm, das bei O2 Banking „1.0“ im Mittelpunkt stehen sollte und eng mit dem Mobilfunkvertrag verknüpft war, erst im Herbst folgen wird, also nicht wirklich oberste Priorität zu haben scheint.
Dein Handy hast du immer dabei. Und damit auch dein mobiles Konto von O2 . Erledige dein Banking besser als je zuvor. Ohne Gebühren – und genau so sicher wie in der Filiale. Schnellstens überweisen: per Chat, Foto oder QR Code – oder per Spracheingabe.“
Aus der neuen Website von O2 Banking
Und auch die beiden Features Apple Pay und Google Pay lassen inzwischen weit mehr als nur eine Handvoll Banken zu. Man wolle, heißt es, den neuen Banking-Partner erst Ende Mai bekanntgeben. Zusätzlich kündigt das Unternehmen interessante Neukundenangebote an, erklärt aber, man werde die bestehenden Konten nicht einfach umziehen können, sondern müsse diese neu beantragen.
Letzten Endes werden die Kunden sich dann aber überlegen, ob das Angebot für sie das richtige ist – denn Neobanken, Digitalkonten, die mit spannenden Apps kommen, gibt es inzwischen reichlich. Angefangen bei den Angeboten von N26 bis Revolut über Boon Planet aus dem Hause Wirecard, bis hin zum Klarna-Zahlungs-Ökosystem – nicht zu vergessen die diversen technisch versierteren Direktbanken von Comdirect bis Consors… Hinzu kommt, dass viele das Konto beim Telefonvertrag wohl bestenfalls als Zweit- oder Drittkonto genutzt haben, was die Monetarisierung und die Loyalität der Kunden erschwert haben dürfte. Kurzum: Das O2-Banking-Angebot 2.0 wird sich mehr anstrengen müssen als noch vor vier Jahren, als alleine schon der Nimbus einer Mitmachbank wie Fidor ausreichte, um für Kunden attraktiv zu sein.tw
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