Nürnberger haucht Getsurance neues Leben ein
Im Rahmen eines Insolvenzplans steigt die Nürnberger Versicherung beim Berliner InsurTech als Lead-Investor ein. Der Versicherungskonzern erwartet Impulse zur Digitalisierung des eigenen Vertriebs. Die beiden Getsurance-Gründer verlassen das Unternehmen.
Kann man ein komplexes Produkt wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung tatsächlich online vertreiben? Viele Experten zeigten sich angesichts des Geschäftsmodells von Getsurance skeptisch – und haben möglicherweise Recht behalten. Denn im Oktober 2020 musste das InsurTech Insolvenz anmelden.Zu der Zeit war das Portfolio auf vier Produkte angewachsen: Neben der BU boten die Berliner auch eine Arbeitsausfallversicherung, eine Risikolebensversicherung und eine Krebsversicherung. Die Geschäfte waren aber bislang weitergeführt worden. Mit der Nürnberger Versicherung konnte der Insolvenzverwalter nun den dringend benötigten Investor präsentieren.
Digitalisierung des Vertriebs unvermeidlich
Für die Nürnberger Versicherung, nach eigenen Angaben einer der größten Anbieter rund um den Einkommensschutz (EKS), gewinnen digitale Produkte zunehmend an Bedeutung. Das Kaufverhalten der Kunden ändere sich, der klassische Vertrieb werde deshalb aber nicht überflüssig, ist man bei der Nürnberger überzeugt.
Dort erwartet man, dass die Customer Journey immer häufiger im Netz beginnt, bei komplexen Produkten wie Altersvorsorge oder Berufsunfähigkeitsversicherung aber doch erst nach einem Beratungsgespräch durch einen Vermittler mit einem Abschluss endet. Das Ziel des Versicherungskonzern ist es daher, beide Segmente gut abzudecken: auf der einen Seite einfache, digitale Produkte, als auch auf der anderen Seite die persönliche Beratung, wo der Bedarf besteht.
Nürnberger setzt auf Kombination
Mit dem Einstieg bei Getsurance will die Nürnberger den digitalen Vertrieb stärken und zugleich eine Brücke zu den traditionellen Produkten bauen.
„Wir sind schon geraume Zeit in verschiedenen Start-up-Netzwerken aktiv unterwegs und kennen die Fähigkeiten dieser agilen Unternehmen. Diese kombinieren wir mit unseren eigenen Stärken.“
Harald Rosenberger, Nürnberger Leben-Vorstand
Getsurance solle der Nürnberger wertvolle Impulse für den digitalen Vertrieb von EKS-Produkten geben. Im Gegenzug will der Konzern seinen Neuerwerb mit seiner langjährigen Kompetenz und Finanzstärke unterstützen, so Rosenberger. Das InsurTech werde das Nürnberger-Portfolio nachhaltig und sinnvoll erweitern. Der Nürnberger Vorstand lobte das kompetente Team, das innovative Geschäftsmodell und den hervorragenden Marktauftritt aus Kundensicht.
Größtmögliche Kontinuität
Das Berliner Start-up hatte im Oktober letzten Jahres Insolvenz angemeldet. Der Einstieg der Nürnberger erfolgt im Wege eines Insolvenzplans, durch den das Unternehmen entschuldet und neu finanziert wird. Getsurance wird weiterhin unter der eigenen Marke am Markt agieren, Firmensitz bleibt Berlin, alle Mitarbeitenden werden übernommen, nur nicht die beiden Gründer. Dr. Johannes und Dr. Viktor Becher werden sich neuen Herausforderungen widmen, teilte die Nürnberger mit.
Fortgeführt wird zudem die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der RGA, einem globalen Rückversicherer im Bereich Leben und Gesundheit, und dem Versicherer Squarelife, die im Hinblick auf Produktentwicklung und Kundenzufriedenheit Service und Support sicherstellen werden. RGA war auch als Investor engagiert, als weitere Geldgeber weist die Getsurance-Website die Investitionsbank Berlin sowie die Schweizer Postbank, PostFinance, aus. hj
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