Mobile Payment von Vodafone und PayPal – von Mücken und Elefanten
PayPal und Vodafone arbeiten künftig beim Thema Mobile Payment zusammen (“Paukenschlag: Vodafone bringt PayPal an den POS“). Die Branche ist entzückt und der Durchbruch ist (mal wieder) greifbar nahe. Eine Analyse.
von Maik Klotz
Das Potential dieser gemeinsamen Partnerschaft scheint gigantisch zu sein und die Zahlen können sich sehen lassen: In Deutschland nutzen 16 Millionen Kunden PayPal und 30 Millionen Kunden haben einen Mobilfunkanschluss bei Vodafone. So weit so gut.Mücken und Elefanten
Um künftig kontaktlos mit der Vodafone Wallet und PayPal am POS bezahlen zu können, müssen auf der Seite der Kunden ein paar Voraussetzungen erfüllt sein, angefangen mit einem Mobilfunkanschluss bei Vodafone. Weiter geht es mit dem passenden Smartphone, denn die Lösung kann beispielsweise nicht mit einem iPhone genutzt werden. Der Kunde braucht ein Android-Gerät. Vodafone spricht von 70 Modellen, die unterstützt werden. Neben einem passenden Smartphone und einem Vodafone-Vertrag braucht man auch eine neue SIM-Karte. Letztere bekommt der Kunde automatisch mit einem neuen Gerät und ansonsten kann die SIM-Karte jederzeit getauscht werden. Zu guter Letzt braucht der Anwender noch einen PayPal Account und die App Vodafone Wallet.
Diese Hürden sind niedriger als in der Vergangenheit, aber immer noch hoch genug, um den einen oder anderen willigen Kunden erst gar nicht ins System zu lassen.
In Deutschland liegt der Markanteil von Android bei 72%. Heruntergebrochen auf Vodafone macht das 24 Millionen Kunden aus. Wie viele davon eines der 70 Geräte nutzen, ist unklar. Weltweit gibt es 25.000 Android-Geräte von über 1.000 Herstellern. Zweifelsohne kommen die meisten Geräte von Samsung und Co., aber die Fragmentierung im Android Markt ist ein Problem. Zudem ist, um die Vodafone Wallet nutzen zu können, das aktuellste Android-Betriebssystem erforderlich. Also Lollipop oder Marshmallow. Nur 20% der Android-Nutzer haben, Stand heute, Lollipop installiert. Unter Umständen muss der Nutzer sein Betriebssystem erst einmal aktualisieren und ist hier auf die Update-Willigkeit der Gerätehersteller angewiesen.
Milchmädchenrechnung
Von den 16 Millionen PayPal-Kunden nutzen weniger als 50 Prozent (lt mobileaction.co) die Android-App, also ca. 8 Millionen. Da Vodafone einen Marktanteil von 25 Prozent im Mobilfunkmarkt hat, aber PayPal über alle Mobilfunkanbieter genutzt werden kann, ist anzunehmen, dass auch nur 25 Prozent der 8 Millionen Android-Nutzer von PayPal in Frage kommen, also 2 Millionen. Diese 2 Millionen potentiellen Nutzer müssen eines der 70 Android-Geräte haben, eine NFC-fähige SIM (die mit dem Gerät geliefert wird bzw. wurde) und die Vodafone Wallet installieren. Vor allem aber müssen die Kunden überhaupt das Bedürfnis haben, ein Produkt wie Mobile Payment nutzen zu wollen.
Zu viele Hürden?
Autor Maik KlotzMaik Klotz arbeitet als Head of Business Development im Bereich Mobile Loyalty und Payment. Er ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment und Retail. Seit vielen Jahren berät er Unternehmen zu kundenzentrierten Innovationsmethoden und der Fokussierung auf den Nutzer. Maik ist Jahrgang 1975. Sie finden Maik Klotz auf XING oder Twitter.Für diese Kooperation spricht, dass die Einstiegshürden mit PayPal signifikant fallen, schließlich braucht der Kunde keine Kreditkarte mehr und die Registrierung wird einfacher. Aber reicht das aus? Vor allem vor dem Hintergrund, dass Apple mit Apple Pay und Google mit Android Pay über kurz oder lang auch nach Deutschland kommen werden und beide Lösungen dann noch ein ganzes Stück einfacher den Kunden in die Nutzung bringen. Auch bleibt die Frage unbeantwortet, ob denn die Kunden überhaupt mit PayPal im stationären Handel bezahlen wollen und vielleicht PayPal ganz bewusst als Online-Bezahlverfahren verorten. So bemerkenswert die Meldung über die Zusammenarbeit ist, von einem Durchbruch kann noch keine Rede sein.
Nichtsdestotrotz ist diese Zusammenarbeit zwischen PayPal und Vodafone bemerkenswert und wichtig. PayPal fehlte für Mobile Payment am POS der Zugang. Mit der Kooperation ist man an dieser Stelle einen beachtlichen Schritt weiter und es liegt auf der Hand, dass Vodafone nicht der letzte Mobilfunkanbieter sein wird, mit dem PayPal spricht. Das Grundproblem löst aber auch diese Zusammenarbeit nicht: Mobile Payment reicht als Produkt nicht aus. Kunden erkennen keinen Mehrwert im Mobile Payment, denn sonst hätten sie bereits die Lösungen genutzt, die es heute gibt oder in der Vergangenheit gab.
Anzunehmen, dass nun PayPal den gordischen Knoten zerschneiden wird, ist zu kurz gedacht.mk
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