Per Low-Code in die Transformation: Vier- bis Fünffach schneller als mit klassischen Entwicklungsmethoden
Der Begriff Low-Code ist zu einer Art Buzzword verkommen. Das Problem ist, dass Low-Code von vielen ausschließlich als Werkzeug wahrgenommen wird, mit dem man das User Interface für mobile und Web-Anwendungen grafisch modellieren kann. Viele Low-Code-Anbieter offerieren genau das. Dabei handelt es sich allerdings nur um den kleinsten gemeinsamen Nenner, über den alle Low-Code-Tools verfügen. Low-Code-Enterprise-Plattformen hingegen bieten einem Finanzinstitut deutlich mehr Funktionalitäten. Das Plädoyer für Low-Code
von Falk Kukat, Senior Solution Architect Central Europe OutSystems
Per Low-Code lassen sich binnen kurzer Zeit Anwendungen erstellen – und das häufig um das Vier- bis Fünffache schneller als mit klassischen Entwicklungsmethoden.Doch wer eine umfassende Anwendung, beispielsweise im Retail Banking, erstellen möchte, wird mit einem einfachen Low-Code-Tool innerhalb kurzer Zeit an Grenzen stoßen.”
So lässt sich zwar in der Regel schnell ein User Interface erstellen. Umfassende Anpassungen – etwa an das Corporate Design eines Unternehmens oder durch spezielle Funktionalitäten im Bereich Sicherheit und Hochverfügbarkeit – sind damit aber nur sehr eingeschränkt möglich.
Außerdem müssen Unternehmen den immer weiter anwachsenden Innovationsstau (Backlogs) beheben. Wenn Banken diesen Stau beseitigen, bringt ihnen das allerdings keinen unmittelbaren Wettbewerbsvorteil, weshalb sie es auf möglichst unkomplizierte Weise tun möchten. Denn so können sie Raum für Innovationen schaffen. Um das zu bewerkstelligen, benötigen sie eine clevere Lösung, die auch die Bedürfnisse des Endnutzers erfüllt.
Außerdem sollte dieses System über umfassende Business-Funktionalitäten verfügen. Die Antwort hierauf liefern Low-Code-Plattformen auf Enterprise-Niveau.
User Interface als Grundlage
Was jede Low-Code-Lösung leistet, ist, dass man damit problemlos und sehr zügig ein User Interface (UI) erstellen kann, was in einigen Fällen ausreichend sein mag. Oft wünschen sich Unternehmen allerdings, dieses Interface auch als umfassende Anwendung zu erstellen, zu verwenden und darin alle Enterprise-Features, die sie in ihre IT eingebunden haben, zu integrieren. Dafür reicht eine simple Low-Code-Software mit eingeschränktem Funktionsumfang nicht aus. Auch den Wünschen und Bedürfnissen der Anwender wird sie nicht wirklich gerecht. Um ein hervorragendes UI-Design zu erstellen, benötigen Entwickler eine möglichst umfassende Bibliothek an wiederverwendbaren Komponenten, die sich am realen Leben orientieren – die also exakt auf ihre und die Bedürfnisse der Endnutzer zugeschnitten sind und sich direkt in der Low-Code-Plattform verwenden lassen. Vorteilhaft ist auch eine Komponentenbibliothek, die Elemente bereithält, die in typischen Anwendungen vorkommen.
Außerdem sollte die Enterprise-Lösung auch die Möglichkeit eröffnen, diese Werkzeuge eine Ebene höher einzusetzen und sie beispielsweise für die Erstellung von bedarfsgerechten Screens oder Templates zu verwenden. Solch eine Anpassung ist für zwei verschiedene Ebenen essentiell: Zum einen können Entwickler diese Elemente als Schablone verwenden und sie exakt auf das User Interface anpassen. Zum anderen lassen sich auch eigene Templates definieren. Das bedeutet: Das Unternehmen beziehungsweise die Entwickler müssen sich nur einmal damit auseinandersetzen, wie eine Seite aussehen muss – beispielsweise eine Kundendetailseite für das Online-Banking. Anschließend lässt sich diese Kreation, basierend auf den Corporate Standards und Anforderungen eines Unternehmens, immer wieder verwenden, was natürlich die Geschwindigkeit der ohnehin schnellen Low-Code-Entwicklung weiter erhöht. Mit einer Enterprise-Low-Code-Plattform lässt sich dies problemlos realisieren.
Integration ins Backend und in andere Systeme
Natürlich spielt im Zuge der stetig wachsenden Anforderungen seitens der Kunden nicht nur das Frontend, also die Präsentation des Unternehmens nach außen, eine Rolle – Unternehmen sollten auch im Backend eine entsprechende technologische Grundlage schaffen. Bei einigen einfacheren Low-Code-Tools besteht die Herausforderung darin, dass sie sich nicht ohne Weiteres an bestehende Systeme im Backend integrieren lassen. Viele Unternehmen wie etwa Finanzinstitute haben dann allerdings das Problem, dass sie ihre Daten aus anderen Systemen nicht in die Low-Code-Lösung integrieren und auch nicht auf die Funktionalitäten dieser Systeme zurückgreifen können. Auch hier schafft eine Enterprise-Low-Code-Plattform Abhilfe. Denn diese Plattformen sind in der Regel sehr offen und verfügen über entsprechende Schnittstellen, um sie an andere Systeme, darunter auch Kernbankensysteme, anbinden zu können – beispielsweise an Temenos, SAP, Salesforce, Oracle DB, IBM Db2 oder MongoDB. Auch eine Integration in Services von Drittanbietern ist möglich, wie etwa IBM Watson, Amazon Web Services (AWS), Azure Cognitive Services etc. Die technischen Details solcher Systeme lassen sich durch eine versierte Person mit dem entsprechenden Know-how entkoppeln und für den Low-Code-Entwickler in der Entwicklungsumgebung bereitstellen, sofern sie nicht sogar schon als vordefinierter Adapter zur Verfügung stehen, wie z. B. bei OutSystems. Dieser kann anschließend ganz einfach, per Drag & Drop innerhalb der Anwendung, beispielsweise auf Künstliche-Intelligenz-Funktionalitäten zurückgreifen und diese in seine zu erstellende mobile oder Web-Applikation integrieren.
Anwendungslogiken erstellen
Selbstverständlich sind bei der Entwicklung der Anwendung auch entsprechende Logiken zu integrieren. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Entwickler nach der Integration des Systems in das Backend beispielsweise noch Änderungen vornehmen möchte, weil er gewisse Daten vorfiltern oder bearbeiten muss. Oder es sind regelbasiert Entscheidungen zu treffen, auf welches System man von dieser Applikation aus überhaupt zugreifen kann. Außerdem ist es wichtig zu berücksichtigen, unter welchen Parametern die Möglichkeiten bestehen, zum Frontend hin validieren zu können. Das betrifft beispielsweise Funktionalitäten, wie etwa die Eingaben eines Nutzers aussehen können oder auch in welcher Benutzerrolle man dem Endnutzer welche Informationen zur Verfügung stellt.
Business-Prozesse mit Low-Code modellieren
Häufig wünschen sich Fachbereiche, in Anwendungen eigene Business-Prozesse abbilden zu können. Die Herausforderung besteht darin, sie so abzubilden, wie der Bereich sie tatsächlich benötigt. In der Regel beinhaltet ein Business-Prozess manuelle Tätigkeiten für eine gewisse Rolle in einer Web- und/oder in einer mobilen Anwendung. Möglich sind aber auch automatisierte Aktivitäten, bei denen Zugriffe im entsprechenden Backend oder in anderen Services orchestriert werden, Dokumente generiert und archiviert werden oder Email-Notifikationen versandt werden. Es gibt zahlreiche Beispiele für solche Business-Prozesse. Im Retail Banking-Umfeld kann dies beispielsweise der Bereich Genehmigungen sein. Durch einen definierten Business-Prozess lässt sich etwa feststellen, ob ein Endkunde einen Kreditantrag genehmigt bekommt oder nicht. Ähnliches gilt für den Bereich Kontoeröffnung. Wenn es sich um einfache Logik-Flows handelt, dann lassen sich diese innerhalb der Anwendung definieren. Wenn aber mehrere Aspekte und Bereiche involviert sind, avanciert der Prozess schnell zu einem unternehmens- und softwareübergreifenden Vorgang. Beispielsweise sollte festgelegt sein, wer innerhalb der Bank einen Prozess genehmigen muss und wer letztlich den Genehmigungsschritt durchführt. Für all diese Aspekte müssen die verschiedenen Fachbereiche entsprechende Entscheidungen treffen. Transparenz und einfache Anpassbarkeit unterstützt man durch eine grafische Modellierung dieser Prozesse.
Enterprise-Plattform notwendig
Um die Bereiche, Logiken und Anwendungen schnell und flexibel erstellen und anpassen zu können, benötigen Unternehmen also eine Low-Code-Plattform, die sie dabei umfassend und end-to-end unterstützt. End-to-end bedeutet in diesem Kontext nicht nur innerhalb der Anwendungsentwicklung, sondern über alle Unternehmensbereiche hinweg. Für eine Low-Code-Plattform auf Enterprise-Niveau heißt das, dass sie die Unternehmen auf dem gesamten Weg begleitet: vom Prototyping über die Entwicklung, die Qualitätssicherung und das Testen bis hin zur Produktiv-Version einer Anwendung. Darüber hinaus lässt sich das produktive System mit einer Low-Code-Plattform auch monitoren und managen. All dies ist möglich mit den plattformeigenen Tools oder durch – selektive oder komplette – Integration in die vordefinierte Tool-Strategie. Das bedeutet: Solch eine Low-Code-Lösung unterstützt den gesamten Lebenszyklus einer Anwendung. Finanzinstitute, die mit einer Low-Code-Plattform auf Enterprise-Niveau arbeiten, sind bereit für die digitale Transformation.Falk Kukat, OutSystems
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