Kontaktlos und Karte: Zahlungsverhalten in Deutschland im Corona-Jahr 2020
In der Corona-Pandemie haben viele Bürgerinnen und Bürger ihr Zahlungsverhalten angepasst. Bargeldlose Zahlungsmittel und vor allem Karten haben 2020 bei den alltäglichen Ausgaben wesentlich an Bedeutung gewonnen. Das kontaktlose Bezahlen per Karte prägt und fördert diesen Trend und wird immer zur Normalität. Das ergibt sich aus der neuesten Studie der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland 2020.
Von allen erfassten Zahlungen der Studie an der Ladenkasse, in der Freizeit, im Online-Handel und bei weiteren Zahlungsanlässen wurden rund 30 Prozent mit einer Karte getätigt. In der Studie zum Zahlungsverhalten von 2017 lag der Wert noch 9 Prozentpunkte niedriger. Gleichzeitig ist der Anteil der Barzahlungen von 74 Prozent vor drei Jahren auf derzeit 60 Prozent zurückgegangen.
Im stationären Handel einschließlich Tankstellen und Apotheken wurden 30 Prozent der Zahlungen mit der girocard erledigt. Bezogen auf den Umsatz fällt der Anteil der girocard mit 48 Prozent noch größer aus. Vor drei Jahren lag dieser Wert erst bei 35 Prozent. Während kleinere Beträge zumeist noch bar bezahlt wurden, setzen die Befragten ab 20 Euro stärker die Karte ein. Entsprechend wurde Bargeld in 61 Prozent der Transaktionen und mit einem Anteil von nunmehr 38 Prozent am Umsatz an der Ladenkasse eingesetzt.
Prägend für die Veränderung im Zahlungsverhalten waren kontaktlose Karten. 78 Prozent der Befragten, die eine kontaktlose girocard besaßen, nutzten sie zum Bezahlen. Bei der kontaktlosen Kreditkarte waren es zwei Drittel der Befragten. Die Corona-Pandemie beflügelte den Trend. Ungefähr die Hälfte der Befragten begründete dies mit Hinweisen im Laden oder mit der besseren Hygiene beim kontaktlosen Bezahlen.
Mehr als ein Fünftel der Befragten, die kontaktlos bezahlten, probierte dies erstmals während der Corona-Pandemie aus.“
Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank
Im Gegensatz zu kontaktlosen Kartenzahlungen sind Zahlungen mit dem Smartphone noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen. Nur 13 Prozent der befragten Smartphone-Besitzer gaben an, damit schon mobil an der Kasse bezahlt zu haben. 70 Prozent der Befragten, die nicht mobil zahlten, hatten einfach keinen Bedarf dafür. Knapp die Hälfte der Befragten empfanden das mobile Bezahlen als zu unsicher oder zu kompliziert. Jüngere Menschen sind offener für das mobile Bezahlen und nutzten das Smartphone bereits häufiger an der Ladenkasse.
Zahlungsverhalten im Internet
Internetbezahlverfahren konnten ihren Anteil nicht ausbauen. Sie tragen weiterhin etwa 4 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Werden nur die Einkäufe im Online-Handel betrachtet, liegt der Anteil bei 33 Prozent des Umsatzes. Das wichtigste Zahlungsmittel im Internet ist die Kreditkarte mit 37 Prozent Umsatzanteil. Weitere 27 Prozent entfallen auf Überweisung und Lastschrift.
Bei den Internetbezahlverfahren dominiert weiterhin ganz klar PayPal, dass für 44 Prozent das am häufigsten genutzte Zahlverfahren ist. Lediglich 4 Prozent nutzen die Sofort-Überweisung am häufigsten und 3 Prozent Amazon Pay. Weitere Zahlverfahren wie Apple Pay, Google Pay, paydirekt und giropay gehören nicht zu den am häufigsten genutzten und werden auch nur von 6 Prozent als am zweithäufigsten genutzt angegeben.
Zur Methodik der Bundesbank-Studie
Für die Analyse des Zahlungsverhaltens im Corona-Jahr 2020 wurden 5.022 zufällig und repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger zwischen August und Oktober 2020 per Telefon oder Online-Fragebogen befragt. Anschließend führten sie ein ein- oder dreitägiges Tagebuch, um ihr eigenes Zahlungsverhalten zu dokumentierten. Wegen der Corona-Pandemie war diesmal keine Präsenzbefragung möglich. Daher ist die direkte Vergleichbarkeit mit früheren Studien zum Zahlungsverhalten (wir berichteten) eventuell eingeschränkt. Die komplette Studie steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.pp
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