Kognitive Technologie: Compliance – Fokus auf Agilität und Geschäftserfolg macht den Unterschied
Risikomanagement und Regulierung halten immer weiter Einzug in die Aktivitäten der Unternehmen der Finanzbranche, getrieben durch den Umfang und den Detailgrad der Vorschriften. Es ist kein Geheimnis, dass diese Vorschriften die Regulierer zu den Top-Kostentreibern von Finanzdienstleistern gemacht haben. Dies macht eine neue Denkweise bei Unternehmen der Finanzbranche unumgänglich. Das Plädoyer für den Einsatz kognitiver Technologie (künstlicher Intelligenz) in der Finanzwirtschaft.
von Bettina Rose, Business Development Executive IBM
Mit ernüchternder Regelmäßigkeit erstarren viele Organisationen vor der Notwendigkeit, ihre traditionellen Geschäftsmodelle in diesem Bezug zu überdenken – obwohl sie den Druck zwischen den Erwartungen der Aktionäre und der Notwendigkeit, FinTechs in Schach zu halten, spüren. Grund dafür ist die ermüdend lange regulatorische Liste, in der Regulationsbehörden wie OCC, SEC oder FCA laufend aktualisierte Voraussetzungen, Tests und Healthtests auferlegen. Was Organisationen weiter herausfordert, ist die prozessurale Ungleichheit, wenn Vorschriften nur eine Geschäftseinheit betreffen, andere aber nicht. Schnelle Arbeitsabläufe, aber auch das Unternehmensklima werden so beeinträchtigt.Permanente Regelumsetzung ist aufwändig – und teuer
Aus funktionaler und infrastruktureller Perspektive betrachtet ist es nicht einfach, eine permanente Regelumsetzung in einer Organisation zu implementieren. Es entsteht die Notwendigkeit, eine Infrastruktur für die permanenten Regeländerungen zu bieten. Organisationen suchen in der Technologie und in organisatorischer Flexibilität nach Möglichkeiten, die am wenigsten komplexe und kosteneffizienteste Lösung zur Verfügung zu stellen. In Anbetracht der Komplexität der Regelungen und im Hinblick darauf, wie Organisationen traditionell diesem Problem begegnen, wird deutlich, dass es auch hier keine garantiertes Erfolgsrezept gibt.
Regelbasiertes Management ist in Banken allgegenwärtig, denn es betrifft jedes Element einer Organisation: Frontoffice- und Backoffice-Funktionen, Wholesale, Retail und Investment-Banking, und natürlich auch die Geschäftsführer. Es lässt sich beobachten, dass der Shift zu einer ganzheitlichen Sicht auf die Regelbefolgung und die Nutzung moderner Technologien, die das Compliance-Thema unterstützen sollen, auch eine riesiger Schritt weg von einem manuellen und rein funktionalen Prinzip ist, der von einer übergeordneten Kontrolle geführt wird.
Regularien verändern sich – wie Steuergesetze – ständig
Deshalb haben viele Finanzdienstleister den Wert eines stärker automatisiserten, implementierten Compliance-Managementsystems erkannt. Dieses hat das Potenzial, gleichzeitig Risiken proaktiv zu managen und Wert durch Risikomanagement zu schaffen. Denn anstatt Budget für Projekte zu verpulvern, die Organisationen nur mit der Regelbefolgung unterstützen, nutzen Top-Dienstleister Compliance als Katalysator für ein neues Niveau an Transformation für ihr Geschäft.
Banken, die schnelle Erfolgsergebnisse erzielen können, wollen zuerst nach dem „Warum“ der Compliance fragen.”
In diesem Zug versuchen sie Risiko- und Regelkonformitätsprobleme zu lösen, zu verbessern oder zu transformieren. Solche Banken konzentrieren sich in der Regel auf ein Portfolio von Vermögenswerten, eine Region oder eine Branche. Sie arbeiten sich rückwärts durch das „Wie“ (z.B. wie sich eine verbesserte Analytik und Geschwindigkeit der Auswertung von Risikodaten aus dem Back-Office ins Front-Office verschiebt) und das „Was“ (z.B. Governance, Datenqualität, Herkunft). Diese Organisationen beschränken ihren Aufwand konsequent auf zielunterstützende Aktivitäten. Auf diese Weise können die Banken die notwendige Strategie, Prozesse und die Technologie aufsetzen, um gegenwärtige Risikomanagementprobleme zu lösen und zukünftige zu antizipieren. Im Ergebnis schlagen sie damit zwei Fliegen mit einer Klappe:
… sie tun nicht nur das, was die Aufsichtsbehörden von ihnen verlangen, sondern sie verwandeln ihr gesamtes Geschäft, um sich auf die Entwicklung eines daraus resultierenden Wettbewerbsvorteils zu konzentrieren.”
Finanzinstitute investieren und konzentrieren sich seit Jahren auf den Ausbau von Datenmanagementfunktionen wie Master Data Management /Relational Data Management (MDM/RDM), Metadatenmanagement, Datenqualität und Governance und binden diese nun auch in unternehmensweite Governance-, Risc- and Compliance- (GRC-)Lösungen ein. Diese GRC-Lösungen erfassen die Daten an der Quelle und machen sie verfügbar, um einer Vielzahl von geschäftlichen und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Allerdings beschreibt das nur die Funktionsweise des Problems. Es geht vielmehr auch darum, wie Organisationen der Compliance als nützlichem Werkzeug gegenüberstehen, das die Aufsichtsbehörden befriedigt und das Unternehmen gerade auch mit wirtschaftlichen Nutzen oder geschäftlichen Vorteilen versorgt. Was eine reine Compliance-Thematik von einer Kostenreduktions- oder gar -vermeidungsaufgabe in eine Wertschöpfungsfähigkeit umwandelt, ist die unternehmerische Perspektive auf die Daten, die genutzt werden, um Einblicke in das Geschäftsgeschehen und das Kundenverhalten zu gewinnen.
Risikomanagement für Finanzdienstleistungen
Der Umsturz in der Denkweise, wie man Daten nutzen kann, um mehr Einblick zu gewinnen, ist in vollem Gang. Kognitive Werkzeuge können die Infrastruktur einer Organisation von einem mechanischen Datenspeicher zu einer agilen, für Compliance-Zwecke geeigneten Umgebung verwandeln. Kognitive Technologie kann so das Risikomanagement von Finanzdienstleistern nicht nur unterstützen, sondern geradezu in eine scharfe Waffe im Wettbewerb verwandeln. Automatisierung im Regelmanagement ist dabei das Geheimnis, die Daten sprechen zu lassen.
Es reicht allein das Zuordnen von noch mehr Mitarbeitern nicht aus, um den Anforderungen der Compliance und der Geschäftstransformation zu genügen. Um Regelkonformität zu erreichen und sich dabei wettbewerbsfähig zu transformieren, braucht es kognitive Technologie.aj
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