Kahlschlag bei Paypal: Der Zahlungsdienst will in Berlin über 300 Stellen abbauen
Sind es „nur“ die üblichen Sparmaßnahmen oder steht bei Paypal eine Umstrukturierung an, die das Deutschland-Geschäft gründlich umkrempeln könnte? Am vergangenen Dienstag hat die Geschäftsleitung von Paypal dem Betriebsrat und der Belegschaft eröffnet, man plane den Standort Berlin-Wilmersdorf vollkommen neu zu strukturieren. Dabei sollen, so erklärt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, insgesamt mehr als 80 Prozent der Stellen am Standort Berlin-Wilmersdorf abgebaut werden.
Laut Plänen des Arbeitgebers sollen kurzfristig 309 Stellen von aktuell 355 Stellen wegfallen, dies entspricht einem Anteil von etwas über 87 Prozent der aktuell Beschäftigten“, heißt es in der Verdi-Mitteilung – eine Zahl, die die Unternehmensleitung in einem schriftlichen Statement nicht bestätigt, aber auch nicht explizit dementiert. Auf Nachfrage von IT-Finanzmagazin erklärt eine Unternehmenssprecherin:Paypal beabsichtigt, den Standort Berlin Wilmersdorf neu zu strukturieren und hat den Betriebsrat am 18. Juni 2019 über diesen Vorschlag informiert. Der Vorschlag des Unternehmens sieht vor, dass Teile der Arbeit von den Teams in Berlin Wilmersdorf an andere Paypal- oder Standorte externer Partner verlegt werden.“
Unternehmenskommunikation Paypal Deutschland
Immerhin geht es den Berliner Mitarbeitern der Paypal Europe SE damit in einem Punkt entscheidend besser als ihren Kollegen im brandenburgischen Dreilinden / Kleinmachnow. Dort verfügen die rund 150 Mitarbeiter nämlich seit der Abspaltung von Ebay vor gut drei Jahren nicht mehr über einen Betriebsrat. Und der will in Berlin zusammen mit Verdi um die Stellen kämpfen.
Paypal-Standorte: Der Unterschied zwischen Berlin und Brandenburg
Nach Aussagen der Gewerkschaft sei der geplante Stellenabbau deswegen besonders erstaunlich, weil der Berliner Standort in den vergangenen Jahren einen „maßgeblichen Anteil an den Unternehmensergebnissen der letzten Jahre“ gehabt habe. Immerhin erklärt auch die Geschäftsleitung, man strebe an, „im Rahmen der anstehenden Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan eng mit dem Betriebsrat zu kooperieren, um so eine für alle Beteiligten angemessene und faire Einigung zu erzielen.“
Doch laut Verdi soll es auch am Brandenburger Standort Umstrukturierungen geben, teilweise hätten diese auch bereits stattgefunden. Was dahinter steckt, darüber kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden. Denn die Aussagen des Unternehmens dazu, werfen eher mehr Fragen auf als sie beantworten:
Paypal überprüft regelmäßig die Struktur und personelle Besetzung seiner globalen Standorte. So soll sichergestellt werden, dass an jedem Standort der Service und die Dienstleistungen erbracht werden, die am besten den jeweiligen Anforderungen und Erwartungen auf Kundenseite entsprechen.“
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Paypal kann durch externe Partner und Auslandsgesellschaften Kosten sparen
Unterm Strich ist der Standort Deutschland, insbesondere für Services, die in ähnlicher Form auch anderswo erledigt werden können, vergleichsweise teuer, selbst im Raum Berlin / Brandenburg. Offenbar spielt man auch mit dem Gedanken, manche Services in externen Gesellschaften erledigen zu lassen. Das ist naheliegend und wird von den BaFin und anderen Regulierungsbehörden durchaus gedeckt, sofern die entsprechenden Datenschutzrichtlinien und einige weitere Vorgaben eingehalten werden.
Auch wenn Paypal Zahlen für den deutschen Markt in den Geschäftsberichten nicht explizit ausweist und aufschlüsselt, ist bekannt, dass Deutschland für Paypal durchaus einer der wichtigen Kernmärkte in Europa ist. Aber ähnlich wie Ebay einen Großteil seines Deutschlandgeschäfts nicht mehr aus Deutschland betreibt, könnte das auch bei Paypal der Fall sein. Hinzu kommt, dass Ebay im Februar 2018 bekanntgegeben hatte, dass der langjährige Partner Paypal nicht mehr der primäre Zahlungsdienstleister sein wird, sondern dass ab 2021 Adyen diese Rolle einnehmen wird. Könnte also so sein, dass Paypal in Zukunft den Gürtel etwas enger schnallen muss.tw
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