STUDIEN & UMFRAGEN3. Mai 2023

Juniper Research: Open Banking ist Erfolgsmodell für Westeuropa

Die Umsätze mit Open-Banking-Services sollen sich laut Juniper Research bis 2027 beinahe verfünffachen – mit einem extremen Fokus auf Westeuropa. Hier habe sich die Zahlungsrichtlinie (PSD2) als Innovationsmotor erwiesen. Nordamerika liegt mit Abstand auf Platz 2, Lateinamerika zeigt das größte Wachstum.

Eine kostenlose Kurzfassung gibt die wichtigsten Erkenntnisse von Juniper Research zum Open Banking wider. <Q> Juniper Research
Eine kostenlose Kurzfassung gibt die wichtigsten Erkenntnisse von Juniper Research zum Open Banking wider. Juniper Research

 

Die Summe der mittels Open Banking abgewickelten Zahlungen soll sich von weltweit 57 Mrd. in diesem Jahr bis 2027 auf 332 Mrd. US-Dollar erhöhen – beinahe eine Versechsfachung innerhalb von vier Jahren. Das ist eine der Erkenntnisse der Kurzstudie „Why the Future of Banking Is Open“ von Juniper Research. Mit weitem Abstand liegt bei dieser Umsatzprognose Westeuropa vorne, das rund 82 Prozent des Marktes abdeckt. Etwas weniger dominierend, aber immer noch bei 70 Prozent sieht Juniper den Anteil der Westeuropäer in der Prognose der API-Aufrufe. Diese sollen um rund 470 Prozent in den kommenden vier Jahren zulegen, auf 580 Mrd. im Jahr 2027. Für diesen Vorsprung gebe es einen klaren Auslöser, so einer der Studienautoren von Juniper Research:

<Q> Juniper Research
Juniper Research

Europa hat beim Open Banking eine Vorreiterrolle eingenommen und ist ein Beispiel dafür, wie aufsichtsrechtliche Ansätze die Innovation fördern können. Als etablierter Markt wird die Wachstumsrate in Europa im Vergleich zu anderen Märkten sinken, aber es wird weiterhin als Innovationszentrum für die Entwicklung von Open Banking dienen.“

Nick Maynard, VP Fintech Market Research

Von einem niedrigen Niveau kommend wird das Wachstum in Lateinamerika deutlich über dem Durchschnitt liegen. Einen Anstieg der API-Aufrufe um 1.270 Prozent erwarten die Marktforscher. Spezifische Wachstumsfaktoren dieser Region seien ein breiterer Zugang zu APIs und eine stärkere Sensibilisierung der Verbraucher sowie die Expansion in bislang noch nicht abgedeckte Märkte, wie beispielsweise Kolumbien.

Treiber im Privatsektor…

Laut Juniper Research gibt es verschiedene Themen, die den Open-Banking-Trend befördern. Im Bereich der Finanz-Inklusion, die Finanzservices für breitere Teile der Weltbevölkerung verspricht, ist hier an erster Stelle die Kreditvergabe bzw. -entscheidung zu nennen. Eine bessere Datenbasis und personalisierte Optionen anhand von Einkommens- und Ausgabe-Gewohnheiten eröffnen Un- bzw. Unterversorgten einen besseren Zugang zu erschwinglichen Kreditdienstleistungen wie Mikrokrediten und Nanokrediten, erleichtert die Schuldensanierung und eröffnet den Zugang zu wettbewerbsfähigen Dienstleistungen auch ohne Bankkonto.

An zweiter Stelle nennt Juniper die Möglichkeit zur Eröffnung eines einfachen Giro- oder Debitkontos auf Basis anderer Informationen als der bislang „harten“ Daten, die zur Ablehnung führten oder zu Angeboten mit hohem Risiko-Aufschlag führten. Ebenso führen die Analysten das Thema Schuldenabgleich an. Daten von Open Banking könnten genutzt werden, um Schulden zu konsolidieren, Muster zu identifizieren, die den Einkommensschwankungen der Kunden entsprechen, und einen spezifischen Plan für Zahlungsaufschläge zu erstellen und Zahlungsbeträge neu zu ordnen, was zu einer effektiven Abstimmung beiträgt.

Ebenfalls starkes Interesse wecken PFM-Tools (Personal Financial Management), die dazu beitragen können, persönliche Sparziele zu erreichen, Fälligkeitstermine einzuhalten, den Schuldenstand zu senken und damit die finanzielle Situation so weit zu verbessern, dass größere Finanzierungsoptionen wie etwa Hypotheken erreichbar werden.

… und im Geschäfts- und Firmenkundenbereich

Juniper Research sieht in Open Banking darüber hinaus das Potenzial, das Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auf das Niveau des Privatkundengeschäfts zu heben. Einfacherer Zugang zu Krediten mit besseren Konditionen, zielgenauere Risiko-Entscheidungen und ein effizientes Zahlungs- und Ausgabenmanagement sehen die Finanzspezialisten als Felder, auf denen KMU-Kunden von Open-Banking-Services profitieren könnten.

Um diese Entwicklung zu befördern, gilt es aber noch einige Bremsen zu lösen. Eine wichtige Aufgabe besteht darin, die Ängste und Missverständnisse der Verbraucher in Bezug auf den möglichen Missbrauch von Finanzdaten, zu denen Dritte Zugang haben, zu lindern und Sicherheitsbedenken auszuräumen. Aufklärung und mehr Transparenz in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit seien dazu die geeigneten Mittel.

Nach Transfersummen liegt Westeuropa in vier Jahren bei rund 82 Prozent des Marktes, weit vor der zweitplatzierten Region Nordamerika. <Q>Juniper Research
Nach Transfersummen liegt Westeuropa in vier Jahren bei rund 82 Prozent des Marktes, weit vor der zweitplatzierten Region Nordamerika. Juniper Research

Darüber hinaus sieht Juniper Research ein erhebliches Potenzial in der Entwicklung neuer Anwendungen und Services. Als Beispiel nennt die Studie das Begleichen von Steuerforderungen, wie es bereits in Großbritannien praktiziert wird. Allein in diesem Bereich könnten 2027 weltweit Transfers in Höhe von 59 Mrd. Dollar anfallen. Open-Banking-Anbieter sollten sowohl in die Entwicklung neuer Funktionen wie in die Vergrößerung des Marktes investieren. Also beispielsweise versuchen, mehr E-Commerce-Marktplätze zu gewinnen und damit die Nutzerbasis zu verbreitern.

Weitere Details kostenpflichtig

Juniper Research empfiehlt Anbietern, sich bereits in den frühesten Phasen der Open-Banking-Einführung in neuen Ländern zu engagieren, um ihren Early-Mover-Vorteil zu maximieren. Genauere Details über Märkte und Entwicklungen stellen die Experten für den Finanzsektor kostenpflichtig in der ausführlichen Studie „Open Banking: Opportunities, Competitor Leaderboard & Market Forecasts 2023-2027“ zur Verfügung (Website). Ein eher allgemeiner Überblick steht hier kostenlos zum Download bereit. hj

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