Joonko: Dieses neue Vergleichsportal will den Markt aufmischen
Joonko ist der Name eines neuen Vergleichsportals, das zur Berliner FinTech-Gruppe Finleap gehört und sich anschickt, den großen und in Deutschland etablierten Vergleichsportalen, allen voran der Münchener Check24-Gruppe ernsthaft Konkurrenz zu machen. Das Unternehmen, an dem der weltweit größte Versicherer (am Marktwert gemessen) beteiligt ist, betont dabei, man wolle nicht um jeden Preis den Kunden zum Wechseln seiner bestehenden Tarife animieren, sondern verdiene auch an den Bestandsprovisionen mit. Ein Transparenzbeirat, dem eine ehemalige Bundesministerin vorsitzt, solle dafür Sorge tragen.
Dass das Vergleichsportal überhaupt einen solchen Buzz im Markt erzeugen kann, dass sie den Platzhirsch Check24 aus dem Stand heraus attackieren können, dafür sorgt ein Investment aus China: Ping An ist der am Marktwert gemessen größte Versicherer aus China weltweit, der sowohl an FinTech-Entwickler Finleap als auch an Joonko selbst beteiligt ist (über dessen Global Voyager Fund). Ungewöhnlich ist übrigens, dass sich Ping An bereits in der Seed-Phase für ein Unternehmen interessiert und dort finanziell engagiert.Dabei ist es vergleichsweise wenig Kapital, das Joonko in einer ersten Finanzierungsrunde unter anderem von Ping An und Raisin einsammelte – von 10 Millionen Euro ist die Rede. Ein überschaubarer Betrag angesichts der 500 Mio. Euro Umsatz, die beispielsweise die Check24-Gruppe alleine im Geschäftsjahr 2015/16 gemacht hat. Einen dreistelligen Millionenbetrag, so heißt es in der Branche, gebe der deutsche Platzhirsch unter den Finanzvergleichsportalen pro Jahr für Werbung aus.
Joonko will die etablierten Vergleichsportale herausfordern
Ist da noch Platz für einen Herausforderer? Hört man sich in der Branche um, gilt das Geschäft mit den Vergleichen noch nicht als gesättigt. Im Gegenteil sei das Potenzial bei der Kundengewinnung noch nicht ausgeschöpft, sondern gerade die Kfz-Versicherer würden von Jahr zu Jahr abhängiger von den Vergleichsportalen. Doch gerade den Kfz-Versicherungen macht das Jahr für Jahr neu ausgelobte Preis-Hopping vieler Kunden zu schaffen – und verursacht unnötig Kosten, insbesondere für die Marketing-Schlacht.
Doch die Ziele, die Joonko sich gesetzt hat, sind mehr als sportlich. Wie so oft waren auch in diesem Fall Stellenausschreibungen die ersten Announcements nach außen, wenn ein solches Projekt an den Start geht. So hieß es bereits vor einigen Wochen in gut zwei Dutzend Job-Angeboten:
Wir bauen das nächste große B2C-Unternehmen im Bereich Finance und Versicherungen in Deutschland. Mit unserer Plattform möchten wir unseren Kunden ermöglichen, fundierte und auf ihren Bedarf ausgerichtete Entscheidungen zu treffen. (…) Mit unseren Produkten adressieren wir allein in Deutschland einen Multi-Milliarden-Euro-Markt. Um unsere Vision wahr werden zu lassen, haben wir bereits ein starkes Netzwerk an internationalen Investoren und Partnern an Bord geholt.“
Stellenanzeige von Joonko aus dem Sommer
Doch auch wenn man bereits die chinesische Besatzung – alles andere als Leichtmatrosen – mit an Bord hat, ist an Deck, respektive auf der Website, bisher nicht allzu viel zu sehen: Lediglich ein nicht allzu spektakulärer Vergleich für Kfz-Versicherungen mit rund einem Dutzend Anbietern – die beiden großen Versicherer Allianz und Huk Coburg sind bislang zumindest dort nicht dabei. Gut möglich, dass der Start jetzt erfolgt ist, um erste Erfahrungen im Vorfeld des alljährlichen Schaulaufens der Kfz-Versicherer vor dem Stichtag 30.11. zu sammeln. Hinzukommen sollen nach und nach weitere Anbieter und weitere Vergleiche, etwa im Bankenbereich sowie in der Altersvorsorge.
Joonko ist auch für Finleap ein neues Terrain
Für Finleap, die sich insbesondere im Kontext von Clark und Solarisbank einen Namen gemacht haben, ist es das erste B2C-Projekt dieser Größenordnung, wobei es sich ja genau genommen auch hier um ein B2B2C-Geschäft handelt, weil ja erst einmal die teilnehmenden Versicherungen Kunden im eigentlichen Sinn sind. Als CEO hat das Unternehmen Carolin Gabor gewonnen, die vor ihrem Start bei Joonko als Managing Partner bei Finleap für die strategische Weiterentwicklung des FinTech-Ökosystems verantwortlich und war zuvor CEO der Unternehmen Toptarif und Autohaus24, die erfolgreich an Verivox bzw. Sixt Leasing verkauft wurden.
Anders vorgehen will das Unternehmen bei der Werbefinanzierung – die soll es nämlich nicht geben, sodass die „Position 0“, das gesponserte, vorne stehende Angebot nicht vorgesehen ist. Bei der Auswahl betont man, dass es für den Kunden möglichst einfach werden soll. Statt unzähliger Kriterien werden gerade einmal gut 20 abgefragt – bei der Konkurrenz ist es regelmäßig mehr als das Doppelte. Eine übersichtliche, mobile-first-optimierte Website mit möglichst wenigen Eingabefeldern soll laut der Unternehmensmitteilung einer der Schlüssel zum Erfolg werden.
Mit unserem Best-Match-Ansatz helfen wir Verbrauchern dabei, das Produkt zu finden, das am Besten zu ihren individuellen Bedürfnissen und Lebensumständen passt. Dabei ist der beste Preis natürlich ein wichtiger Faktor, aber es geht nicht ausschließlich um das Finden des billigsten Produktes. Das geschieht bei uns einfach, objektiv und werbefrei.“
Carolin Gabor, CEO Joonko
Ansatz von Joonko: Nicht nur die Abschlussprovision zählt
Auch wenn das neue Vergleichsportal wie die anderen auch provisionsbasiert verdient, wolle man nicht nur auf die Abschlussprovision schielen. Bestandsprovisionen sind daher fester Teil des Geschäftsmodells. Man wolle, so Gabor gegenüber Medienvertretern, nicht den Kunden um jeden Preis zu einem Wechsel animieren, wenn es die private Situation nicht erforderlich macht. Das klingt vernünftig: Denn in vielen Geschäftsfeldern, angefangen bei Bankprodukten und Versicherungen bis hin zu Handy- und Internettarifen geben die Unternehmen unnötig Geld für Abschlussprovisionen aus und vergessen dabei oft, den Kunden nach der Mindestvertragslaufzeit oder zum Laufzeitende bei der Stange zu halten. Das verursacht immense Onboarding-Kosten, die unnötig wären, weil sie oftmals höher sind als die eigentliche Ersparnis. Wenn also Joonko etwas mehr Ruhe und Nachhaltigkeit ins Geschäft der Versicherungen und Bankprodukte bringt, dann ist das nur zu begrüßen.
Mit Joonko schaffen wir die Bedingungen für einen fairen und transparenten Wettbewerb, von dem Verbraucher und Versicherungsanbieter gleichermaßen profitieren. Unser Finanzportal ist unabhängig und werbefrei. Für den Start der Betaversion haben wir bereits viele Versicherungspartner gewinnen können. Weitere Anbieter folgen in Kürze, um bis Ende der Kfz-Wechselsaison eine größere Marktübersicht anzubieten.“
Andreas Schroeter, COMO Joonko
Transparenzbeirat mit Brigitte Zypries im Vorsitz
Noch in anderer Hinsicht will Joonko Dinge anders machen als der Rest des Marktes: Das Startup leistet sich einen Transparenzbeirat, der als Expertengremium, bestehend aus namhaften Vertretern der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und des Datenschutzes, dafür Sorge tragen soll, die Transparenz und Objektivität im Sinne des Kunden zu wahren. Für den Beiratsvorsitz hat man die ehemalige Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries gewonnen. Der Transparenzbeirat soll quartalsweise tagen, um über die Joonko-Produkte, Marktveränderungen, neue Technologien und Forschungsergebnisse zu diskutieren, die dem Thema Neutralität zuträglich sind. tw
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