FINTECH3. Dezember 2024

Rettung der Solaris – ein Ende der Krise ist das nicht

Solaris

Das Berliner FinTech Solaris hat sich über die Jahre zu einem wichtigen Puzzleteil in der Bankenszene entwickelt. Doch über die letzten Monate gab es einige Hiobsbotschaften, die das Unternehmen in Schieflage brachten. Jetzt haben die Investoren im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Zukunft von Solaris abgestimmt. Klar ist, dass man die Abwicklung zunächst verhindert hat, gleichzeitig aber noch nicht von einem Ende der Krise sprechen kann.

Als Banking-as-a-Service-Plattform hielt und hält die Solaris vieles in der deutschen FinTech-Szene am Laufen – auch wenn sich zuletzt einige Unternehmen gegen die Zusammenarbeit entschieden. Egal ob Tomorrow, Coinbase, Finom oder auch der ADAC – sie alle verlassen sich auf die Services des Berliner Start-ups und sparen sich so die Banklizenz und alle regulatorischen Hürden, die damit verbunden sind.

Jetzt hatten die Investoren aber darüber zu befinden, ob die Solaris-Plattform abgewickelt wird oder eine weitere Finanzspritze und damit eine Chance auf ein Weiterbestehen bekommt.

Nachdem ein paar namhafte Kunden wie Binance und Trade Republic sich für andere Lösungen entschieden haben, musste die Bank nicht nur kürzlich ihre E-Geld-Sparte abschaffen (wir berichteten & Kommentar), sondern war auch mit einem Verlust von fast 180 Millionen Euro (2023) konfrontiert.

Schwierige zeiten für Carsten Höltkemeyer, Solaris CEOSolaris

Insgesamt hat die Solaris seit 2017 rund 500 Millionen Euro Investorengelder eingesammelt und musste nun noch weitere 96 Millionen Euro bekommen. Nicht zuletzt hatte man mit einer Strafe der BaFin zu kämpfen, die dem Unternehmen weitere 6,5 Millionen Euro abverlangte und einen Sonderbeauftragten ins Haus brachte (bzw. dessen Beauftragung weiter verlängerte). Im Rahmen einer Sonderprüfung der BaFin wurden Mängel im Risikomanagement und in der Geschäftsorganisation konstatiert, die neben den Abschreibungen und Verzögerungen beim ADAC-Großprojekt (die Kreditkarte des Automobilclubs) für suboptimale Stimmung im Unternehmen und unter den Investoren sorgten.

Solaris Bank wird weitermachen – vorerst …

Kürzlich wurde darüber hinaus bekannt, dass Solaris wohl weitere bis zu 150 Millionen Euro an Kapital benötigt, um den Geschäftsbetrieb weiter am Laufen zu halten. Ohne diese hätte dem Unternehmen wohl die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Immerhin haben die sich jetzt dafür entschieden, weiter zu machen. Doch ein Ende der Krise ist damit noch lange nicht in Sicht.

Auch wenn ein Sprecher den Schritt als Grundlage für eine „langfristige und nachhaltige Finanzierungslösung für Solaris“ sieht, müssen konkrete Modalitäten zu den Zahlungsvereinbarungen erst noch gefunden werden. Erst dann kann man wohl (vorerst) Entwarnung geben, auch wenn die Krise tiefer liegt. Denn viele der Probleme – abwandernde Kunden, zu hohe Kostenblöcke – bestehen nach Aussage von unternehmensnahen Quellen weiter.

Eingespart hat die Bank zudem etwa ein Drittel ihrer Belegschaft. Solaris-CEO Carsten Höltkemeyer sprach in einer Betriebsversammlung von etwa 270 der 700 Mitarbeitenden, die gehen müssen. Auch wenn das dem Vernehmen nach 30 Millionen Euro spart, könnte (und wird ziemlich sicher) die Manpower und das Know-how der entlassenen Mitarbeitenden fehlen. Aber à propos fehlen: Rein rechnerisch fehlen ohnedies vor allem noch einige Millionen Euro Umsatz, die das Unternehmen wohl nur durch Neukundengewinnung erzielen könnte.

Solaris hätte auch verkauft werden können

Offenbar gab es aber auch bereits verschiedene Szenarien, die im Vorfeld des Investorentreffens durchgespielt wurden – Varianten, bei denen man sich auch intensiv mit dem Verkauf an andere Banken wie die BNP Paribas oder die SBI aus Japan auseinandergesetzt habe. Das Manager-Magazin berichtete immerhin über erste Zusagen von Investoren bereits am vergangenen Wochenende.

Und so bleibt der Solaris vor allem eines: Hoffnung darauf, dass der „gegenüber 2023 deutlich gestiegene Gesamtertrag, verbunden mit einer stabilen Entwicklung der Bruttomarge“ es richten wird. Dabei verließ man sich neben der geplanten Übernahme des ADAC Portfolios auf die Expansion vorhandener Partnerschaften. Doch darauf zu hoffen, ist ein Spiel auf Zeit, zumal sich der ADAC-Deal ja erst 2025 vollends im Ergebnis widerspiegeln dürfte und zumal das Vertrauen der bestehenden Unternehmenskunden wohl auch nicht größer geworden sein dürfte.tw

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