STRATEGIE30. März 2021

Immer weniger Geldautomaten in Deutschland – ein Problem für die Hersteller der ATMs

Immer mehr Geldautomaten werden wegen sinkender Nachfrage außer Betrieb genommen. So hat die Geldautomatenwirtschaft ein ernsthaftes Problem, das aber vielen Banken ohne eigenes Filialnetz in die Hände spielt. Stieg die Zahl der Geldautomaten in Deutschland in den letzten Jahren immer weiter an, ist inzwischen aber das dritte Jahr in Folge gesunken (2018 wurden 57.800 Geräte gezählt) – Tendenz sinkend.

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Die Zahlen klingen alarmierend:

Durch die Coronakrise ist die Nachfrage nach Bargeld an unseren Automaten um 75 Prozent eingebrochen”

… erklärt Kersten Trojanus, Geschäftsführer des Geldautomatenbetreibers IC Cash und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Geldautomaten. Die genannte Arbeitsgemeinschaft ist ein Zusammenschluss freier Aufsteller von Geldautomaten und spiegelt mit rund 5.000 Automaten ungefähr ein Zehntel der gesamten in Deutschland betriebenen Geldautomaten wider. Ein Teil davon wird kaum noch gebraucht. Die Folge: Rund 1.000 der Geräte seien derzeit nicht in Betrieb, etwa 200 bis 300 sogar komplett abgebaut worden.

Ist die Situation tatsächlich so gravierend, wie sie sich darstellt?

Fragt man bei den Banken und Sparkassen, ist immerhin auch von rückläufigen Zahlen die Rede. Die Commerzbank nennt einen Rückgang zwischen 10 und 15 Prozent, bei den Sparkassen ist auch von weniger Bargeld unterm Strich die Rede, wobei es zumindest im vergangenen Frühjahr zu einem aus Misstrauen resultierenden Ansturm gekommen sei.

Kunden heben zunehmend im Laden ab

Doch unterm Strich dürfte die Zahl der Abhebungen noch stärker abgenommen haben, weil tendenziell größere Abhebebeträge gezogen werden. Damit sinkt die Zahl der reinen Abhebevorgänge. Aber auch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn neben dem wohl allgemein bekannten Trend, dass die Verbraucher gerade in der Pandemie auch bevorzugt und immer häufiger kontaktlos bezahlen, gibt es auch einen zweiten Grund, warum immer weniger Kunden den Weg zum Bankautomaten wählen: die Abhebemöglichkeiten in den Supermarkt- und Drogerieketten. Rewe, Lidl, Aldi-Süd und Co. haben seit einigen Jahren den Bargeldservice zum Must-Have erklärt – und sorgen damit für geringere Summen in den Kassen (die freilich aber je nach Vertrag nicht zu geringeren Handling-Fees beitragen).

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Denn die Gebühr bei der Kartenzahlung hängt vom jeweiligen Betrag ab und liegt bei 0,2 bis 0,25 Prozent – dem gegenüber stehen die Kosten für den Wertdienstleister, die aber nicht geringer ausfallen, wenn weniger Geld physisch in der Kasse ist. Jeder fünfte Kunde nutzt den Service im Laden bereits, was bei Rossmann sogar ohne einen konkreten Einkauf geht, bei dm unabhängig von einem Mindestbetrag.

Konkret beobachten Handelsexperten eine steigende Nachfrage nach den Bargeldabhebungen im Laden, können den Umfang aber nicht genau beziffern.”

Für die Banken ist all das ein Deal, den sie mit gemischten Gefühlen beobachten. Während vor allem Neobanken, die kein eigenes Geldautomatennetz betreiben, das Ganze begrüßen, erklären etablierte Banken, dass ja gerade das dichte Netz an Geldautomaten einer der letzten USPs der Retail-Banken sei.

Branche weiterhin gefragt

Stieg die Zahl der Geldautomaten in Deutschland in den letzten Jahren immer weiter an, ist inzwischen aber das dritte Jahr in Folge gesunken (2018 wurden 57.800 Geräte gezählt) – Tendenz sinkend. Insgesamt konnten an den Geldautomaten in Deutschland rund 2,14 Milliarden Bargeldabhebungen gezählt werden.

Ein Geldautomat kostet im Schnitt zwischen 20.000 und 25.000 Euro, was die Bereitschaft vieler Banken, diese zu reduzieren, erklärt. Die monatlichen Kosten liegen laut Branchenzahlen bei rund 2.000 Euro, laut Braunschweigische Landessparkasse rechnet sich der wirtschaftliche Betrieb ab mindestens 2000 Transaktionen pro Monat für die Bank. Hinzu kommt das Risiko, dass die Geräte gesprengt oder über technische Tricks leergeräumt werden.

Dennoch hat Deutschland mit 1.052 Geräten pro eine Million Einwohner noch einen Wert, der im Mittelfeld angesiedelt ist. Ganz hinten liegen Länder wie Schweden, Finnland und die Niederlande, in denen das Bargeld kaum noch eine Rolle spielt und oft sogar nur widerwillig angenommen wird, ganz vorne liegen Länder wie Österreich und Portugal mit 1.500 bis 1.600 Automaten pro eine Million Einwohner.

Ein Problem für die Branche ist das allerdings zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Denn die etablierten Banken und Sparkassen werden mehr denn je die Geldautomaten benötigen und auch langfristig ein dichtes Netz unterhalten. Denn ansonsten kommt ihnen ein weiteres Argument gegenüber ihren Kunden abhanden. tw

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