Grünes Engagement: Ideen & Taten zum Weltklimatag – Nachgehakt bei Banken & Sparkassen
Der Klimawandel wird quer durch alle Bevölkerungsschichten, Altersgruppen und Branchen diskutiert. Doch noch besser als Reden sind Taten. Wir haben bei Banken & Sparkassen nachgefragt, was sie konkret für den Klimawandel tun.
von Yvonne Göpfert (yvo)
Schon 515 Banken, darunter die Deutsche Bank, die deutschen Volksbanken und internationale Großbanken wie BNP Paribas und UBS haben anlässlich des Klimagipfels nächste Woche in New York mit diesem Statement ein Zeichen gesetzt und die Politik aufgefordert, endlich konkrete Schritte in die Wege zu leiten, um die Klimaziele von 2015 zu erreichen. Fragt man bei den Banken nach, welche Rolle Klima und Nachhaltigkeit spielen, kommen überraschende Fakten zutage: Die Commerzbank (Website) beispielsweise bekennt sich – im Gegensatz zu einem blondhaarigen Ich wär-so-gern-Präsidenten – zum Pariser Klimaabkommen. Eine der Hauptaufgaben im unternehmenseigenen Umwelt- und Energiemanagement ist es deshalb auch, die CO2-Emissionen in der Bank zu reduzieren. Diese sind im Vergleich zu 2007 um 70 Prozent gesunken. Damit hat die Bank das selbstgesteckte, für 2020 geplante Klimaziel früher erreicht, als ursprünglich vorgenommen. Darüber hinaus arbeitet die Commerzbank seit 2015 komplett klimaneutral. Auch wurden alle der mehr als 1.000 von der Commerzbank in Deutschland genutzten Gebäude bereits 2013 auf Öko-Strom umgestellt. Da kann die Politik nur staunen.Staaten und Unternehmen, die (…) eine starke Klima- und Energiepolitik mit geringem CO2-Ausstoß beschließen, werden bedeutende wirtschaftliche Vorteile haben und Investitionen anziehen, die Arbeitsplätze in den Industrien der Zukunft schaffen werden.”
Energiesparen vorleben
Autorin Yvonne Göpfert, JournalistinYvonne Göpfert schreibt gefühlt ihr ganzes Leben lang über Business-Themen und Geld. Dabei interessieren sie vor allem die Möglichkeiten der Digitalisierung, moderne Technologien und Zukunftschancen von Businesskonzepten. Die besten Themen und Headlines fallen ihr auf ihren Bergwanderungen ein – denn nichts entspannt so sehr wie ein Ausblick in die Ferne.Die EthikBank/Volksbank Eisenberg (Website) bezieht seit dem Jahr 2007 Ökostrom von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS). Dieser stammt zu 96 Prozent aus erneuerbaren Energien und zu 4 Prozent aus Kraft-Wärme-Kopplung und ist garantiert atomstromfrei. Darüber hinaus betreibt die EthikBank eine größere eigene Photovoltaik-Anlage. Bedenkt man, wie viele Arbeitsplätze der Bankensektor zählt, so ist das mehr als nur ein Tröpfchen auf dem heißen Stein. Im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe besteht ein Bankbetrieb nämlich ausschließlich aus Büroarbeitsplätzen. Zwei wesentliche Faktoren sind daher der Energieverbrauch für die Informationstechnologie und der Papierverbrauch.
Die Sparkasse Köln Bonn (Website) hält ihre Mitarbeiter*innen dazu an, nach Möglichkeit auf Ausdrucke zu verzichten, bei Ausdrucken am besten nur schwarz-weiß und doppelseitig zu drucken, ungenutzte Geräte auszuschalten etc. Was wie Peanuts klingt, summiert sich aber: Im vergangenen Geschäftsjahr 2018 konnte die Sparkasse auf diese Weise über 15 Mio. Euro an Sachkosten einsparen.
Dass wir das Thema Nachhaltigkeit forcieren, zeigt sich u. a. daran, dass wir allein im vergangenen Jahr mehrere Millionen. Euro an Sachkosten einsparen konnten. Das entlastet die Umwelt und schont Ressourcen. Eine wichtige Rolle spielt hier auch unsere Digitalisierungsoffensive. So empfehlen wir Kunden, Kontoauszüge digital zu nutzen und Verträge digital zu unterschreiben.”
Norbert Minwegen, Leiter Zentralbereich Unternehmenskommunikation und Werbung der Sparkasse KölnBonn
Die Commerzbank bietet ihren Kunden nicht nur ein elektronisches Postfach an, wodurch Papier gespart wird. Seit Oktober 2018 forstet sie für jedes neu aktivierte Postfach im Rahmen des Bergwaldprojekts sogar einen Quadratmeter Wald auf. Durch diese Aktion konnten bislang rund 450.000 Quadratmeter Wald in Deutschland neu gepflanzt werden. Auch wenn es wie eine Lappalie klingt, so ist es doch genau der minikleine Beitrag jedes Einzelnen, der sich auf das große Ganze auswirkt.
Und da jeder noch so kleine Beitrag hilft, vermittelt die Sparkasse Nürnberg (Website) ihren Mitarbeitern, wie sie ihren Arbeitsalltag umweltfreundlich gestalten können. Im Intranet gibt es einen Bereich, in dem Ideen und Anregungen zu diesem Thema gesammelt werden. Zum Beispiel haben einige Abteilungen Glasbehälter angeschafft, mit denen sich die Mitarbeiter in der Mittagspause in den umliegenden Restaurants ihr Mittagessen holen und so Plastik- und Verpackungsmüll vermeiden. Bei der Commerzbank wiederum wird seit Herbst 2018 an allen Standorten mit Kantinenbetrieb auf Einwegbecher verzichtet.
Salesforce, bekannt für seine CRM-Lösungen, hat jüngst auch eine Sustainability Cloud gelauncht, eine Lösung zur CO2-Bilanzierung, die Unternehmen bei Klimaschutzmaßnahmen unterstützt. Mit der Sustainability Cloud stellt Salesforce seinen Kunden eine vertrauenswürdige Nachhaltigkeitsplattform zur Verfügung, die ihre gesamten Umweltauswirkungen darstellt. Datengestützte Erkenntnisse unterstützen dabei, negative Folgen für die Umwelt spürbar zu verringern.
Zukunft E-Autos
Neben Ressourcen sparen ist auch das Thema Elektromobilität bei den Banken angekommen. Seit März 2019 werden in ausgewählten Commerzbank-Gebäuden in Frankfurt Ladestationen für private Elektrofahrzeuge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingerichtet. Die Sparkasse Nürnberg hat bereits eine Flotte mit E-Autos und wird diese in den nächsten Jahren kontinuierlich erweitern. Am fortschrittlichsten jedoch zeigt sich die EthikBank: Der Fuhrpark der Gesamtbank reduziert sich auf einen Kleinwagen, der dem Hausmeister für die täglichen Kurierfahrten zur Verfügung steht. Hinzu kommen Mittelklassewagen für den Vorstand. Zudem hat die Bank hat im Jahr 2017 begonnen, ihren Fuhrpark auf Elektroautos umzustellen.
Öko-Sponsoring kann sich sehen lassen
Kreativ werden die Banken und Sparkassen bei der Verwendung ihrer Spenden und Sponsoring-Aktivitäten: Die Sparkasse Nürnberg gibt rund 13% ihres Spenden- und Sponsoring-Etats für Umwelt- und Wissenschaftsprojekte aus. So wurden zum Beispiel von 2012 bis 2017 über 330 Bäumen für insgesamt 650.00 Euro im Rahmen einer Kooperation mit der Stadt Nürnberg für ein grünes Stadtbild und eine saubere Luft gepflanzt. Weiter unterstützt die Sparkasse Nürnberg Urban Gardening Projekte wie Bluepingu e.V. und fördert gemeinnützige Institutionen und Vereine, die sich ein Lastenrad anschaffen.
Als regionales Kreditinstitut lautet unser Credo `Geht es der Region gut, geht es uns gut`. Ein elementarer Baustein davon ist eine intakte und gesunde Umwelt, damit sich die Menschen in der Region wohlfühlen.“
Dr. Matthias Everding, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Nürnberg
Eine pfiffige Idee hat die Sparkasse Köln-Bonn: Alte Werbebanner lässt sie in einer Werkstatt für Menschen mit Handicap zu attraktiven Umhängetaschen recyceln. Der Verkaufserlös geht an einen guten Zweck.
Bienenvolk und Demo
Viel Geld fließt auch in die Jugendarbeit. Die Sparkasse Nürnberg hat verschiedene Partner aus dem Umweltbereich beim Projekt „Biodiversität auf der Stadtmauer“ zusammengebracht. Dort pflegen Grundschulklassen Hochbeete und lernen die Natur und Pflanzenarten durch die Betreuung von zwei Umweltpädagoginnen des Bund Naturschutz e.V. näher kennen. Und mit einem eigenen Bienenvolk im Garten einer Geschäftsstelle der Sparkasse Nürnberg ist das Geldinstitut auch selbst aktiv für den Artenschutz. Damit will man auch bei der nächsten Generation ein Verständnis für das Thema Nachhaltigkeit wecken und deshalb besucht regelmäßig ein Imker mit einer Schulklasse den Bienenkasten.
Die EthikBank nimmt jedes Jahr an verschiedenen Veranstaltungen teil. Dazu gehören neben den „Fridays For Futures“-Demonstrationen zum Beispiel die “Wir haben Agrarindustrie satt” – Demonstration oder das Umweltfestival in Berlin. Hier sucht die Bank explizit das Gespräch mit den jungen Leuten, die bis dato gar nicht wussten, dass auch die Wahl der Bank ein Beitrag zum Klimaschutz sein kann.
Es ist wichtig, die Schülerinnen und Schüler bei ihren Demonstrationen zu unterstützen. Das haben wir bereits an früheren Streiktagen getan. Auch wenn die Proteste zunächst von Jugendlichen organisiert wurden, gibt es keinen Grund für die Erwachsenen, ihnen fern zu bleiben. Klimaschutz ist die größte gesellschaftliche Herausforderung – dieser können und wollen wir uns als Unternehmen nicht entziehen.“
Klaus Euler, Vorstandsvorsitzende der EthikBank
Auf der Hauptversammlung der Commerzbank am 22. Mai 2019 wiederum hat sich ein Vertreter von Fridays for Future an die Bank gewandt. Auf Einladung unseres Vorstandsvorsitzenden Martin Zielke kam es anschließend zu einem vertiefenden Gespräch.
Grün investieren
Doch der größte Hebel der Banken sind nach wie vor Finanzierungen. Die Commerzbank ist mit dem CoC Energy in Hamburg einer der führenden Finanzierer von erneuerbaren Energien mit einem Kreditvolumen von rund 4,9 Mrd. Euro in Projektfinanzierungen und rund 0,9 Mrd. Euro an Unternehmensfinanzierungen. Auch hat die Bank 2018 ihren ersten eigenen Green Bond mit einem Volumen von 500 Millionen Euro emittiert.
Kunden der GLS Bank können beispielsweise mit entscheiden, in welchen Branchen ihr Geld wirken soll. Bei der Kontoeröffnung können die Kund*innen auswählen z.B. erneuerbare Energien, Bildung oder Ernährung. Darüber hinaus erfolgt jeder Kredit und jedes Investment nach nachhaltigen Kriterien.‘Endlich! Ich möchte etwas ändern!’ So lauten die Wünsche unserer Zielgruppe.“
Silke Bechtle, Marketing-Expertin bei der GLS Bank
Auch bei der Bank für Sozialwirtschaft sind Nachhaltigkeit und Social Impact Investing tief im Geschäftsmodell verankert. Fast 100 Prozent der Finanzierungen im Volumen von 5 Milliarden sind in Projekte der Sozial- und Gesundheitswirtschaft investiert. Weitere 2,5 Milliarden Euro sind nach strengen Ausschlusskriterien in Wertpapieren angelegt.
Mit der Unterzeichnung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und unsere Nachhaltigkeitsleistungen transparent und vergleichbar darstellen.“
Prof. Dr. Harald Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Bank für Sozialwirtschaft
Und die EthikBank investiert das Geld ihrer Kunden ebenfalls ausschließlich in sozial und ökologisch unbedenkliche Investitionen. So investiert die Bank beispielsweise nicht in Kohle- oder Atomkraftwerke, Kohleförderung, der Förderung fossiler Brennstoffe und anderer Klimakiller. Darüber hinaus sind selbstverständlich auch Rüstung, Gentechnik, Kinderarbeit und Korruption Ausschlusskriterien für die Investitionen. In der Praxis führt dies zu einer Reihe von interessanten und vielfältigen Kunden. Zu den Kunden gehören beispielsweise Entwickler von energieautarken Häusern, ein Restaurant mit veganen Burgern, soziale Wohnprojekte, Konzernkritiker oder auch politische Dokumentarfilmer.
Und hier schließt sich der Kreis. Denn es sind diese Leute, die die Welt verändern helfen. Notfalls auch ohne Klimagipfel und Politik.”Yvonne Göpfert, Journalistin
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