EVENTS & MESSEN15. September 2016

Glory: “Banken und Handel brauchen ‘Paartherapie’ für erfolgreiche Kooperation”

Oliver KapahnkeGlory
Oliver KapahnkeGlory

Auf der zweitägigen Hausmesse “Glory Innovation 2016” (7./8. September, Berlin) diskutierten Gastreferenten und Teilnehmer teilweise kontrovers über neue Konzepte für die Optimierung der Bargeldkreisläufe. Das Reizthema: Die Verlagerung der Bargeldversorgung und anderer Banking-Services auf Handelsseite. In einem Punkt waren sich alle Teilnehmer einig: Banken und Handel müssen in Zukunft beim Bargeldmanagement zu­sammen­arbeiten, um Kosten zu senken, neue Geschäftsmodelle zu finden und den Kunden flächendeckend Services zu bieten.

Bargeldmanagement am Point of Sale senkt Kosten

Bargeld ist in Deutschland trotz moderner digitaler Bezahlmethoden weiterhin das Zahlungsmittel Nummer eins. Doch Bargeldnutzung ist teuer. Die Kosten reichen vom Betrieb des Geldautomatennetzes über die Bargeldlogistik durch ein Werttransportunternehmen bis hin zu Investitionen in Kassensysteme und den Aufwand für das Personal in den Einzelhandelsfilialen. Viele Banken müssen heute für die Bargeldversorgung Service-Gebühren erheben, die beim Handel zusätzliche Kosten verursachen. Laut Arno Eitz, Partner bei Arkadia, belaufen sich die Kosten für Barzahlungen in Deutschland jährlich insgesamt auf mehr als 10 Milliarden Euro. Eitz sieht großes Potenzial für Einsparungen.

Wenn Banken und Handel kooperieren würden, könnten sie allein durch Bargeldauszahlungen am Point of Sale die Kosten um bis zu 600 Millionen Euro jährlich reduzieren.“

Arno Eitz,Partner bei Arkadia

„Zudem würde dem Trend der Filialschließungen auf dem Lande ein Gegenpol gesetzt, wenn der Einzelhandel diese Bankservices anbieten könnte. Wie die Zusammenarbeit genau ausgestaltet werden kann, hängt von den individuellen Rahmenbedingungen ab. Eine Kooperation bietet sich vor allem für Volksbanken und Sparkassen an, die traditionell regional verwurzelt und in der Fläche präsent sind.“

Brauchen Handel und Banken eine Paartherapie?Oneinchpunch/bigstock.com
Brauchen Handel und Banken eine Paartherapie?Oneinchpunch/bigstock.com

Zusammenarbeit steckt noch in den Kinderschuhen

Doch bislang gibt es nur zaghafte Ansätze für eine Kooperation von Banken und Handel. Im Rahmen der Podiumsdiskussion sahen die Branchenexperten den Hauptgrund dafür in der unterschiedlichen Kultur der beiden Branchen. Banken und Handel benötigten daher eine Art „Paartherapie“, damit sie vorhandenes Misstrauen überwinden und schwierige Fragen etwa zur Investition in Geräte und Technologien klären können. Wer macht den ersten Schritt? Wer investiert wie viel? Wie soll das Geschäftsmodell aussehen?

Angesichts des zunehmenden Drucks durch die Digitalisierung und das niedrige Zinsniveau sei aber davon auszugehen, dass Banken und Handel künftig näher zusammenrücken.”

Barzahlen.de
Barzahlen.de

Einen möglichen Ansatz für Banken, mehr Nähe zum Kunden aufzubauen, bietet das Start-Up Barzahlen.de (wir berichteten, Interview). Auch das Geschäftsmodell „Supermarktbank“ biete beiden Seiten Vorteile. „Banken brauchen beispielsweise weniger Geldautomaten mit Bargeld zu befüllen und erhalten neue Kundenkontaktpunkte, während Einzelhändler Kosten sparen und effizienter arbeiten können, wenn der Geldkreislauf lokaler wird. Überschüssiges Bargeld, das bisher von Werttransportunternehmen gegen Gebühren abgeholt und zur Bank gebracht werden muss, lässt sich an der Kasse ganz einfach wieder ausgeben und in Umlauf bringen“, resümiert Hagen Höhl, Head of Retail Europe Glory Global Solutions, der die Podiumsdiskussion moderierte.

Basis-Bankservices im Handel

Der Handel sollte es aber bei dieser Basis-Dienstleistung belassen und neben der Ein- und Auszahlung von Bargeld keine weiteren Bankservices wie Beratung oder den Abschluss von Verträgen übernehmen. Darüber waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig: Marco Atzberger (Mitglied der Geschäftsleitung EHI Retail Institute e.V), Dr. Harald Olschok (Hauptgeschäftsführer BDGW), Andreas Hünnebeck (Portfolio- und Produktmanagement Fiducia + GAD IT AG), Robert Aschoff (Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter EDEKA Aschoff LMVH GmbH) sowie Bernhard Werning (Geschäftsführer Bernhard Werning Bäckerei Konditorei GmbH). Für erweiterte Bankservices müsste das Personal etwa im Supermarkt besondere Qualifikationen vorweisen. Dies würde umfangreiche Schulungen erfordern und zudem den strengen Regularien des Bankengewerbes unterliegen.

Glory
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Filialen attraktiver gestalten

Neben dem Filialabbau insbesondere in ländlichen Regionen, dem Banken durch die Kooperation mit dem Handel ein Gegengewicht in der Bargeldversorgung setzen können, stehen die Finanzinstitute unter Druck, wieder näher an ihre Kunden zu gelangen: Der persönliche Kontakt in der Filiale bildet eine wichtige Grundlage für Beratung und Neugeschäft. Daher war das Thema „Filialtransformation“, die Umgestaltung der Filialen mit innovativen Konzepten und Technologien, ein weiteres wichtiges Thema der Fachkonferenz.

Glory
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Banken sollten ihren Fokus nicht nur auf Kostensenkung und höhere Gebühren richten, sondern ihre weiterhin bestehenden Filialen attraktiver gestalten und ein besseres Kundenerlebnis schaffen. Bislang lag der Fokus in den Filialen überwiegend auf Transaktionen; künftig sollten Banken den Schwerpunkt auf ihre ureigenen Stärken legen – die menschliche Interaktion und persönliche Beratung.“

Oliver Kapahnke, Geschäftsführer der Glory Global Solutions Germany

Kapahnke weiter, „Eine Lösung, mit der neue Filialkonzepte umgesetzt werden können, ist TellerInfinity von Glory” (wir berichteten).aj

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