Der “Gas”-Entgeltkrieg: Ethereum-Transaktionsgebühr steigt auf fast 7.000 $
Der Verkauf von virtuellem Land im Metaverse hat einen so großen Ansturm ausgelöst, dass das Ethereum-Ökosystem in die Knie gezwungen wurde. Angesichts der Überlastung steigen die sogenannten “Gas”-Gebühren – das Entgelt für Transaktionen – zeitweise auf mindestens 2,5 ETH. Dadurch wurden auch unbeteiligte Ethereum-Nutzer beeinträchtigt. Nun ist guter Rat teuer.
Der Bored Ape Yacht Club ist einer der bekanntesten NFT-Sammlungen, herausgegeben von Yuga Labs. Das Unternehmen hatte am vergangenen Samstag eine neue Verkaufswelle gestartet und Otherdeed-NFTs zum Festpreis von 305 ApeCoin angeboten, einer selbst herausgegebenen Währung. Die NFTs stellen Grundstücke in einem bevorstehenden Multiplayer-Spiel namens Otherside dar, der Preis entsprach zum Start der Auktion knapp 5.800 US-Dollar.Teurer Kampf um knappe Ressourcen
Während die 55.000 zur Verfügung stehenden NFTs selbst in ApeCoin geprägt wurden, basierten die Transaktionen auf der Ethereum-Blockchain. Der riesige Ansturm, der das Angebot bei weitem übertraf, löste einen „Gas-Krieg“ aus. Denn die Ethereum-Blockchain ermöglicht es, den Minern ein höheres Entgelt anzubieten und dadurch die Ausführung der eigenen Transaktion zu beschleunigen. Gerade in einer Auktionssituation ist Geschwindigkeit natürlich ein herausragender Faktor. So zog der NFT-Drop von Yuga Labs enorme Rechenkapazitäten auf sich.
Andere Nutzer hatten das Nachsehen – oder mussten ihrerseits höhere Gasgebühren anbieten. Bei zuletzt rund bis zu 25 US-Dollar konnte aber kaum jemand mit der Otherside-Community mithalten. Die trieb den Gas-Preis für eine einzelne Transaktion auf rund 2,5 ETH, das entspricht beinahe 7.000 US-Dollar. Aber auch die Grundgebühren innerhalb des Ethereum-Ökosystems wurden durch die hohe Last nach oben getrieben. Dementsprechend mussten auch solche Nutzer höhere Gas-Kosten berappen, die mit dem Otherside-NFT-Hype überhaupt nicht in Verbindung standen.
Ausgleich angeboten
Und auch unter denen, die sich ein Grundstück im Otherdeeds-Metaversum (Website) sichern wollten, gibt es etliche Verlierer. Denn die exorbitant ansteigenden Transaktionsgebühren sprengten bei einigen die Wallet. Ist nicht genügend Guthaben vorhanden, scheitert die Transaktion. Die Gasgebühren werden dann trotzdem eingezogen. Kein NFT erhalten, aber Tausende von Dollar futsch, und das auch noch gemäß geltenden Regeln – da ist die maximale Enttäuschung garantiert.
Immerhin hat Yuga Labs auf Twitter angeboten, in solchen Fällen die Kosten zu erstatten. Zumindest finanziell dürfte das nicht schwerfallen. Immerhin hat das Unternehmen mit den digitalen Grundstücken innerhalb von knapp vier Stunden rund 320 Millionen US-Dollar erlöst. Mit weiteren NFT-Verkäufen aus dem Otherside-Metaversum sollen sogar mehr als 560 Mio. Dollar innerhalb von 24 Stunden zusammengekommen sein.
Ursachen und Lösungen
Zwar hatte das NFT-Startup damit gerechnet, dass die Gasgebühren steigen. Ein Bump-Limit sollte dann das Prägen weiterer NFTs vorübergehend ausbremsen, bis sich die Lage beruhigt und die Preise wieder zurückgehen. Das hatte Yuga Labs zumindest im Vorfeld der Auktion angekündigt. Doch dieser Mechanismus hat offensichtlich nicht funktioniert, der Ansturm wurde zumindest nicht wirksam gebremst. Yuga Labs versuchte unmittelbar nach dem Ende der Auktion, sich auf Twitter zu rechtfertigen.
Eine weitere Ursache für den hohen Ressourcenverbrauch soll im schlecht designten Smart-Contract-Code der NFTs zu finden sein. Dieser habe kaum Optimierungen in Bezug auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit enthalten. Will Papper, Mitbegründer von SyndicateDAO, verwies auf die Entfernung der ERC721Enumerable-Erweiterung. Diese Code-Verbesserung reduziere normalerweise die Gasgebühren um rund 70 Prozent. In diesem Fall hatten 70 bis 80 Millionen der zuletzt 180 Millionen an Transaktionsgebühren eingespart werden können – was Yuga bestreitet.
Der NFT-Herausgeber selbst macht die begrenzte Kapazität der Ethereum-Blockchain verantwortlich. Tatsächlich gilt Ethereum als teilweise überlastet, was bereits in der Vergangenheit zu höheren Gasgebühren geführt hatte – allerdings noch nie in diesem Umfang. Während Yuga Labs überlegt, eine eigene Nebenkette zu installieren („ApeChain“), wird auch von Ethereum an Lösungen gearbeitet.
Der Umstieg auf das Proof-of-Stake“-Konzept (PoS), der bis Ende des Jahres erfolgen wird, ist mit dem Wechsel zu einem leistungsfähigeren Consensus-Layer verbunden. Die Transaktionsgebühren würden dann um den Faktor 50 bis 100 sinken, kündigten die Betreiber an.
Zum zweiten soll ein Vorschlag von Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin getestet werden, der im vergangenen November ein Calldata-Limit pro Block vorgeschlagen hatte. Über eine blockweite Begrenzung der Transaktionsdaten sollten die Gesamtkosten für Transaktionen im ETH-Netzwerk sinken. Der Vorschlag wurde als Ethereum Improvement Proposal (EIP) 4488 in das Ethereum-Sidechain-Testnet auf Geth implementiert. Dieses soll voraussichtlich Anfang Juni den Betrieb aufnehmen. hj
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/139718
Schreiben Sie einen Kommentar