FinTech figo im Bitkom-Hauptvorstand: André M. Bajorat und Steffen von Blumröder im Gespräch
Seit März 2016 ist es offiziell: André M. Bajorat, CEO von figo, gehört zum Hauptvorstand vom Bitkom. Mit ihm bekommt nun die FinTech-Szene einen Fürsprecher, der genau weiß, welche Themen die Branche umtreibt und welchen Herausforderungen sie sich unter anderem mit Blick auf die regulatorischen
Anforderungen, die PSD2 mit sich bringt, stellen müssen.
Herr von Blumröder: Heute sprechen wir nicht wie beim vorigen mal über Banken in der Bitkom (hier), sondern über FinTechs. Warum ist denn das Thema FinTech für den Bitkom ein wichtiges Thema?
Grundsätzlich geht es uns darum, die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben und an innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen mitzuwirken. Da spielen Technologie-Start-ups natürlich eine zentrale Rolle in der digitalen Wertschöpfung. Der Finanzsektor steht da aktuell im besonderen Fokus. Zum einen treibt die Regulierung die Compliance-Anforderungen traditioneller Banken auf die Spitze und zum anderen werden dadurch auch Wettbewerb sowie neue digitale Geschäftsmodelle gefördert. Im Vergleich zu anderen Sektoren sind FinTechs bereits heute ein wichtiger Bestandteil der Finanzwirtschaft. Banken haben akzeptiert, dass sie nicht um diese neuen Player herumkommen.
Wer ist denn aus dem Fin-Umfeld Bitkom-Mitglied?
Steffen von Blumröder: Neben den traditionelleren Bitkom-Mitgliedern, die ja auch schon immer Tech & Fin verbunden haben, haben aktuell über 40 FinTech-Start-ups zu uns gefunden. Diese decken im Grunde sämtliche Bereiche ab. Von Lending, Payment, Versicherung oder Wealth Management sind fast alle B2C-Bereiche dabei. Mich freut aber besonders, dass wir inzwischen auch viele aus dem B2B-Umfeld an Bord haben. figo und andere API-Plattformen, Factoring, Wechselservices oder Inkubatoren. Aber auch immer mehr Banken erkennen die Mehrwerte unserer Plattform. Das schöne – es kommen wöchentlich neue Unternehmen aus dem Fin-Umfeld dazu!
Herr Bajorat, warum ist denn figo Mitglied im Bitkom?
Für uns als FinTech-Start-up ist insbesondere im Kontext der Regulatorik, die die PSD2 mit sich bringt, eine starke Interessensvertretung sehr wichtig. Da es bei uns nicht nur um für Start-ups typische Themen geht, ist eine etablierte und gut vernetze Institution wie der Bitkom für uns Gold wert.
Und was erwarten Sie von der Mitgliedschaft?
André M. Bajorat: Einen Interessensvertreter, der unsere nach vorne gewandte, sehr digitale Sicht versteht sowie in geeigneten Momenten und bei passenden Institutionen mit Fachwissen und Branchenkenntnis vertreten kann.
Herr von Blumröder, welche FinTech-bezogenen Initiativen gibt es denn beim Bitkom?Aktuell arbeite ich an einem FinTech-Kodex, um vor allem das Vertrauen des Verbrauchers zu erhöhen.”
Wir wollen ein Regelwerk definieren, welches dem Verbraucher zeigt, dass man sich an bestimmte Grundwerte hält. Eine unserer Kernkompetenzen ist natürlich auch die Kommentierung der laufenden Regulierungsinitiativen sowie die proaktive Mitgestaltung der digitalen Zukunft Deutschlands. Darüber hinaus möchten wir mit unseren Veranstaltungen auch beim ‘Match Making’ helfen und Allianzen fördern. Außerdem müssen wir insgesamt die Kommunikation zwischen Regulator, Aufsicht und den Unternehmen noch weiter verbessern. Das sehe ich als eine meiner Kernaufgaben für die nächste Zeit.
Was sind denn die wichtigsten Herausforderungen, die Sie aktuell für die Branche sehen?
Steffen von Blumröder: Alles rund um den Finanzsektor hat viel mit Vertrauen zu tun. ‘Der Deutsche’ ist da im Vergleich zu anderen Märkten recht zurückhaltend. Wir müssen es schaffen, die Akzeptanz für neue digitale Dienste zu stärken.
Und was erwartet sich der Bitkom in dem Zusammenhang von der Zusammenarbeit mit FinTechs?
Steffen von Blumröder: Frische, innovative Ideen, unkonventionelle Ansätze und vor allem, neue Technologien nach vorne zu treiben. FinTechs sind bereits heute ein wichtiger Bestandteil für die deutsche Wirtschaft und wir möchten, dass daraus wichtige Unternehmen von morgen werden.
Ich möchte, dass das nächste Zalando ein FinTech ist.”
War das der Grund für ein FinTech im Hauptvorstand?
Steffen von Blumröder: Wir sind immer auf der Suche nach Köpfen, die einen neuen Blickwinkel und Themen mit einbringen. Uns ist auch wichtig, dass wir die Meinung aller Unternehmensgruppen aufnehmen, die unter unserem Dach organisiert sind. Da passt André Bajorat super rein!
Herr Bajorat, wie sehen Sie Ihre Rolle im Hauptvorstand? Wissen Sie schon, was auf Sie zukommt?
Noch nicht 100-prozentig, aber die Aufnahme war schon einmal sehr herzlich und nett. Da der Bitkom ja zukünftig verstärkt in und mit thematischen hubs arbeiten will, macht die Aufnahme eines FinTechs in den Hauptvorstand aber sicherlich Sinn. So können wir als Bitkom nämlich auch die derzeit gestarteten FinTech-Aktivitäten in verschiedenen deutschen Städten sinnvoll unterstützen. Außerdem können wir insbesondere in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen, in denen ja neben weiteren FinTechs auch klassische Banken vertreten sind, unseren Einfluss geltend machen.
Herr von Blumröder – und wie ist Ihre persönliche Meinung zu einem themenspezifischen FinTech-hub?
Der Bitkom glaubt an den hub-Gedanken, weil wir davon überzeugt sind, dass es wichtig ist, jedem den Zugang zu den unterschiedlichen Playern so einfach wie möglich zu machen. Da kann eine solche Begegnungsstätte ein toller Ansatz sein. Einen hub dieser Art muss man im internationalen Kontext sehen und diesem ein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten. Für Frankfurt könnte dies das Thema RegTech sein. Im Kern darf es keine innerdeutsche Regionaldebatte geben. Hubs sollen als Leuchttürme die Attraktivität für den deutschen Standort und als Anziehungspunkt für internationale Talents, Start-ups und Investoren dienen.
In welchen Punkten grenzen Sie sich zu anderen Initiativen ab?
Steffen von Blumröder: Wir sind der Verband der Digitalwirtschaft und wollen kein Bankenverband sein. Uns geht es um die nachhaltige Adressierung der Herausforderungen der digitalen Transformation in Deutschland.
Herr Bajorat, ist das Thema digitale Transformation aus Ihrer Sicht bei deutschen Unternehmen angekommen?
Ich bin der Meinung, dass das nur in Teilen zutrifft. Erst letzte Woche habe ich schmunzeln müssen, als ich eine Kolumne von Gunter Dueck zu dem Thema las. Der Titel war:
„Digitalisierung? Müssen wir wohl bald einführen!“ – diese Denke ist noch an vielen Stellen präsent. Und um das zu verändern, müssen wir gemeinsam daran arbeiten.
Sehen Sie das Angebot vom Bundesverband deutscher Banken (BDB) als Konkurrenz?
André M. Bajorat: Nein, was auch damit zusammenhängt, dass mir das Angebot des Bitkom sehr viel früher vorlag, sodass ich es auch gar nicht vergleichen mag.
Die Zusammenarbeit mit dem BDB, die sich sehr gut entwickelt, ist additiv.”
Aus der BDB-Initiative erwarte ich mir mehr konstruktiven Austausch und Verständnis zwischen klassischer Bankendenke und FinTech-Mindset.
Welche Einstellung haben Sie denn nun grundsätzlich zum Thema Lobbying?
André M. Bajorat: Ich sehe das Thema heute viel positiver als noch vor einigen Jahren. Ich denke, es ist wichtig und richtig, dass Fachverstand sehr früh gehört wird und Einfluss auf die zukünftigen und aktuellen Rahmenbedingungen erhält. Hier sehe ich Lobbying als essentiell.
Vielen herzlichen Dank für das Interview!aj
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