Erstes FinTech-Einhorn: N26 sammelt Investment von 260 Millionen Euro ein
Das FinTech N26 wird das erste Unternehmen in der deutschen FinTech-Szene mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro. Laut einem Bericht des Handelsblattes hat die Digitalbank nun eine weitere Finanzierungsrunde mit der Rekordsumme von 260 Millionen Euro abgeschlossen. 2,3 Milliarden Euro ist die Bewertung der Investoren – zu denen unter anderem der Staatsfonds von Singapur und die Allianz-Gruppe gehören. Das zusätzliche Kapital könnte CEO Valentin Stalf vor allem dazu nutzen, einen Plan, den er schon länger hegt, in die Tat umzusetzen.
Als „Einhorn“ bezeichnet man in der Startup-Szene ein Unternehmen, das mehr als eine Milliarde Euro wert ist. Laut Informationen des Handelsblatt hat die Smartphone-Bank N26 dieses Ziel jetzt erreicht. Ihr Wert wird nun von den Investoren mit 2,3 Milliarden Euro bewertet. Rund 260 Millionen soll das Unternehmen im Rahmen der aktuellen Finanzierungsrunde eingesammelt haben. Zu den Investoren zählen neben dem Venture-Capital-Finanzierer Insight Venture Partners auch der Staatsfonds GIC aus Singapur sowie die Allianz-Gruppe. Wer sich in welchem Umfang beteiligt hat, ist bisher unklar. Die Finanzierungsrunde zeigt aber auch, dass das Unternehmen aktuell nicht das Risiko eines Börsengangs eingehen muss, um erfolgreich wachsen zu können – ein Risiko, das gerade in der aktuellen Marktlage nicht zu unterschätzen wäre. Hiervon hatte CEO Valentin Stalf im vergangenen Jahr mehrfach gesprochen.N26: Next Exit globale Expansion
In jedem Fall sind die Pläne, die CEO Valentin Stalf hat, ambitioniert: In den kommenden Jahren will das Unternehmen weltweit über 100 Millionen Kunden erreichen, so heißt es in der Pressemitteilung. Ob das in allen Fällen aktive Kunden sind, dürfte zu bezweifeln sein. Auf jeden Fall wolle man auch zukünftig am besten Bankprodukt aus Kundensicht arbeiten.
Weltweit nutzen immer noch zu viele Menschen schlechte digitale Bankprodukte und zahlen zu hohe Gebühren. Mit Insight Venture Partners und GIC stoßen weitere renommierte Investoren dazu und wir haben jetzt mehr denn je die Chance, mit den besten Investoren der Welt eine der größten Industrien umzukrempeln.”
Valentin Stalf, N26
Die Digitalbank, die sich in der Vergangenheit mit markigen Kampfansagen wie „alte Banken verlangen Geld für jeden Scheiß“ von der etablierten Banking-Welt abzugrenzen versuchte, hat vor allem bei jüngeren Zielgruppen Erfolg: Bereits mehr als 2,3 Millionen Kunden hat das Unternehmen, mehr als 5 Millionen sollen es in zwei Jahren sein – richten soll das die geplante Expansion ins Ausland, namentlich vor allem auf den US-Markt. Mit dem vorhandenen Rekordkapital steht dem schon länger geplanten Marktstart in den USA nun wohl nichts mehr im Weg – und der solle, so teilt das Unternehmen mit, noch im ersten Halbjahr 2019 erfolgen. Der Markt ist nicht nur aufgrund seiner Größe für Digitalbanken spannend, sondern auch, weil hier in mancherlei Hinsicht immer noch reichlich analoge Techniken wie Schecks eine große Rolle spielen.
N26: Für etablierte Banken ernst zu nehmende Konkurrenz
Wie viele der mehr als zwei Millionen N26-Konten wirklich aktiv und Gewinn bringend als erstes Girokonto genutzt werden, kann nur vermutet werden. In den Anfangsjahren schätzten viele Kunden vor allem die (für N26 teure) Möglichkeit des kostenlosen Geldabhebens. Für die etablierten Banken sind Smartphone-Banken wie N26 oder auch der englische Konkurrent Revolut (hier im exklusiven IT-Finanzmagazin-Vergleichstest) ein rotes Tuch. Denn anders als viele andere Startups, die insbesondere dank der PSD2-Richtlinie das Angebot der Etablierten gut ergänzen können, stehen Player wie N26 und Revolut in Konkurrenz – und drohen, gerade die jungen technik-affinen Kunden, für die das Banking alter Schule einfach nicht mehr selbstverständlich ist, abzuwerben. Gerade Projekte wie das jugendorientierte Yomo-Angebot der Sparkassen dürften es daher schwer haben, ihre Zielgruppe zu finden.
Dass die Rechnung für die Smartphone-orientierte Bank aufgehen könnte und dass da in Sachen Kundenakzptanz noch reichlich Luft nach oben ist, zeigt eine Handelsblatt-Umfrage in Kooperation mit Yougov. Demnach könnte sich unter den (wenn auch nur 500) befragten Erwachsenen immerhin jeder Dritte vorstellen, ein solches Konto zu eröffnen. Doch auch wenn die Luft für neue FinTechs dünner wird, wurde in Deutschland noch nie so viel Geld in deutsche Finanz-Startups gesteckt. Erstmals floss laut der Beraterfirma Barkow Consulting 2018 mehr als eine Milliarde Euro in deutsche Startups in diesem Sektor, wobei hierunter nicht nur klassische Digitalbanken, sondern auch Online-Vermögensverwalter, Robo-Advisor und Zinsvergleichsportale fallen. Gemessen am Vorjahr ist das ein Wachstum von 55 Prozent. Allein im vierten Quartal 2018 steckten Investoren laut Barkow 353 Millionen Euro in die Finanz-Startups,
Heißer Herbst für die FinTech-Szene
Alleine 130 Millionen Euro sicherte sich N26 im Frühjahr als Finanzspritze, finanziert vor allem vom chinesischen Allround-Digital-Konzern Tencent und der Allianz – schon das für deutsche Verhältnisse eine Rekordsumme im Vergleich zu den anderen rund 800 deutschen FinTechs. Insgesamt haben die Investoren nun 430 Millionen Euro in N26 investiert – zu den Investoren zählen Tencent, Allianz X, Peter Thiels Valar Ventures, Li Ka-Shings Horizons Ventures, Earlybird Venture Capital, Redalpine Ventures und Greyhound Capital.
Leichter wird es dadurch für kleine Unternehmen in der FinTech-Szene allerdings nicht, in einem solchen Markt Fuß zu fassen. Wie bereits in den USA und auch hierzulande in anderen Industriesektoren steigt die Investitionssumme im Laufe der Zeit an, konzentriert sich dabei aber vor allem auf einige Große, die sich herausgebildet haben. Der Risikokapitalgeber Earlybird hat N26 bereits in frühen Stadien mitfinanziert und war auch laut Handelsblatt in dieser Finanzierungsrunde mit dabei. Deren Gründer Hendrik Brandis sieht die neue N26-Finanzierungsrunde als ein Signal für die gesamte FinTech-Branche in Europa:
Das ist der Ritterschlag für die deutschen und europäischen FinTechs. Das hat es in Europa bislang noch nicht gegeben. Mit Runden wie dieser sind wir jetzt auf Augenhöhe mit den USA, was den Umfang und die Schnelligkeit der Finanzierungen wie auch der Bewertungen angeht.”
Hendrik Brandis, Earlybird
Zwar ist der Umfang an Venture Capital in den USA noch immer signifikant höher als bei uns, doch Europa hole hier nach und nach auf, erklärt Brandis. Es dürfte also nicht die letzte Rekord-Finanzierungsrunde gewesen sein, die wir im deutschen FinTech-Sektor sehen. tw
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/83385
Schreiben Sie einen Kommentar