EVENTS & MESSEN13. Februar 2025

Finanzindustrie als Wachstumsmotor: Sabine Mauderer mahnt zu Innovation und Investitionen

Gaby Gerster für Deutsche Bundesbank

Sabine Mauderer, Vizepräsidentin der Bundesbank, hat auf der Frankfurt Digital Finance Conference und dem European Fintech Day zur  Zukunft der europäischen Finanzindustrie gesprochen.  Im Rahmen ihrer Rede  betonte Sabine Mauderer die zentrale Rolle der Finanzindustrie für Wachstum, Innovation und die Bewältigung globaler Herausforderungen. Sie erinnerte an die „Gründerzeit“, eine Epoche wirtschaftlichen Aufschwungs im 19. Jahrhundert, und zog Parallelen zur heutigen Situation: Europa müsse sich erneut auf Wachstum und Produktivitätssteigerung konzentrieren.

Mauderer verwies auf das „goldene Jahrzehnt“ der 2010er Jahre, in denen Deutschland eine solide Wachstumsphase durchlief. Heute sei die wirtschaftliche Lage jedoch herausfordernder. „Unsere Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa“, so Mauderer. Faktoren wie geopolitische Unsicherheiten, die Digitalisierung und der ökologische Wandel erforderten erhebliche Investitionen.

Hierbei komme der Finanzindustrie eine entscheidende Rolle zu: Sie müsse als „Enabler“ fungieren und Wachstumspotenziale in reale wirtschaftliche Erfolge umsetzen. Sektoren wie Digitalwirtschaft, künstliche Intelligenz (KI), Clean Tech, Pharma oder Biotechnologie böten enorme Chancen. Dafür seien jedoch unterschiedliche Finanzierungsquellen nötig – von traditionellen Bankkrediten über Wagniskapital (VC) bis hin zu Private Equity. Besonders wichtig sei eine starke Bankenlandschaft, um der Wirtschaft ausreichende Kreditmittel zur Verfügung zu stellen.Die Investitionen für den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft seien enorm: Der Expertenrat für Klimafragen schätze den jährlichen Finanzbedarf allein für Deutschland auf 135 bis 255 Milliarden Euro.

Künstliche Intelligenz als Herausforderung und Chance

Ein zentrales Thema der Rede war die rasante Entwicklung der KI. Zwar existiere der Begriff seit Mitte des 20. Jahrhunderts, doch mit der Veröffentlichung von ChatGPT 2022 sei ein Durchbruch gelungen. „Heute kann fast jeder KI nutzen“, sagte Mauderer und verwies auf die wachsende Bedeutung verantwortungsvoller KI-Anwendungen, wie zuletzt auch in der G20-Erklärung betont wurde.

KI kann auch dazu beitragen, Innovationen voranzutreiben. KI ermöglicht sowohl inkrementelle als auch disruptive Innovationen in allen Teilen der Gesellschaft.”

Sabine Mauderer, Deutsche Bundesbank

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von KI seien jedoch ambivalent. Einerseits könne sie die Effizienz steigern und den Fachkräftemangel mildern, andererseits werfe sie gesellschaftliche und regulatorische Fragen auf. Wie verändert KI die Wettbewerbsfähigkeit? Welche Risiken ergeben sich für die Finanzstabilität, wenn Algorithmen Investitionsentscheidungen dominieren? „Werden Anlageempfehlungen immer ähnlicher und führen zu einer Risikokonzentration?“ fragte Mauderer.

Europa müsse mit der globalen KI-Entwicklung Schritt halten, insbesondere mit den USA und China, die in diesem Bereich führend seien. Mauderer nannte als positives Beispiel den „EU AI Champions“-Gipfel in Paris, wo Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Förderinitiative von rund 109 Milliarden Euro ankündigte. Dennoch sei es entscheidend, Risiken zu minimieren und klare Regeln für den KI-Einsatz zu etablieren.

Stärkung der europäischen Finanzlandschaft

Zur Sicherung der Innovationskraft Europas forderte Mauderer eine Stärkung der Finanzindustrie. Zwei zentrale Maßnahmen hob sie hervor: Zum einen müsse die Finanzierung von Start-ups verbessert werden. 2024 seien in Deutschland über 2.700 innovative Start-ups gegründet worden, die zweithöchste Zahl nach dem Rekordjahr 2021. Es fehle jedoch an Umsetzung und Wachstumsfinanzierung. Ein vollständiger Ausbau der Europäischen Kapitalmarktunion (CMU) sei daher essenziell. Zum anderen  müsse die Digitalisierung genutzt werden, um die europäischen Finanzmärkte effizienter und widerstandsfähiger zu gestalten. Die sogenannte „digitale CMU“ könne hierbei ein entscheidender Faktor sein. Zudem spiele die Bundesbank eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) für den Finanzsektor.

Wir von der Bundesbank sind an mehreren Initiativen beteiligt. Und wir spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung (Wholesale CBDC).”

Sabine Mauderer, Deutsche Bundesbank

Mauderer schloss ihre Rede mit einem klaren Appell: Die europäische Finanzindustrie müsse zum Motor wirtschaftlicher Transformation werden. „Unsere Finanzindustrie ist der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft“, betonte sie. Nur mit gezielten Investitionen und einer innovationsfreundlichen Regulierung könne Europa im globalen Wettbewerb bestehen.tw

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