Filialen werden künftig mobile-Banking unterstützen
150 Top-Banker von Canada bis Korea besuchten Ende Oktober in Istanbul das 22. International Management Seminar von Wincor Nixdorf. Klar ist: Jedes Institut hat seine individuelle Herausforderungen – die Mega-Themen der Institute sind jedoch die Gleichen: Branch Transformation und Omni-Channel-Banking.
„Filialen haben auch in der digitalen Welt eine klare Zukunftsberechtigung, allerdings vor allem als Unterstützung von Mobile Banking.“ Mit dieser These provozierte der Australier Brett King, Autor von „Breaking Banks“ und Gründer und CEO des Banking-Start-ups Moven, die etwa 150 Banker aus aller Welt. Seine These: Wer als junger Mensch jetzt seine Persönlichkeit im Smartphone wiederfindet, der wird die Banken von heute als nicht akzeptabel empfinden. „Wer eine Geschäftsverbindung nicht online beginnen kann, ist demnächst aus dem Markt“, kritisiert er diejenigen Finanzinstitute, deren Kunden zur Eröffnung eines Kontos in die Filiale kommen müssen. Allein das Erfordernis einer handschriftlichen Unterschrift sieht er als obsolet an: „Kaum jemand der Generation Y hat heute noch eine echte Unterschrift, die als Identifikationsmerkmal dienen kann. Daher sind handschriftliche Signaturen unter Verträgen in Zukunft nicht mehr viel wert.“
Zukunftsvisionen zwingen zum Umdenken
Türkische Geldinstitute sind weltweit gesehen die Innovationsführer
Treten Kings Zukunftsvisionen so ein, haben Banken noch ein großes Stück Weg vor sich, bis sie sowohl technisch als auch vom Umgang mit den Kunden her zukunftsfähig aufgestellt sind. Alle Banken weltweit stehen vor dieser Herausforderung. Über eines waren sich Bankenexperten auf dem 22. International Management Seminar einig: Den einen perfekten Weg zur Zukunftsfähigkeit von Filialbanken gibt es nicht. Statt dessen habe jeder Markt individuelle Herausforderungen, jede Bank mit ihrem spezifischen Kundenmix einen individuelle Lösung zu finden. Die Finanzhäuser präsentierten ihre Lösungen, auf dass sich andere Banken davon inspirieren lassen können.
Vorbilder für erfolgreiche Innovationen sind die türkischen Geldinstitute, die beispielsweise auf ihren Geldautomaten bis zu 200 unterschiedliche Produkte und Transaktionen inklusive Video-Kontaktmöglichkeiten zu einem persönlichen Bankberater anbieten. „Wer an einem technischen Gerät – sei es beim mobile Banking per Smartphone oder am Geldautomaten – ein Problem hat, der braucht sofort Unterstützung und will nicht warten“, begründete Orkun Oguz, Executive Vice President Direct Banking der Akbank, das Video-Angebot.
40.000 Kreditanfragen über Facebook
Die Personalisierung aller Angebote ist der Kernpunkt der Bemühungen der französischen BNP Paribas, der Mutter der türkischen TEB Bank. Erklärtes Ziel von Pierre-Marie Dussart, der Leiter der Innovationsabteilung der französischen Bank ist es, ein „5-Sterne-Banking“ mit einer emotionalen Bindung zu bieten, wie dies in der 5-Sterne-Hotellerie der Fall ist: Jeder Mitarbeiter sollte stets die Identität des vor ihm stehenden Kunden kennen und diesen mit Namen begrüßen. Wie ein gutes Hotel die persönlichen Vorlieben des Gastes kennt und das passende Kopfkissen im Zimmer wartet, so müsse jeder Bankkunde mit seinen Wünschen erkannt werden. Grundlage dafür sei eine vollständige IT-seitige Integration aller Informationen aus allen Kanälen.
Welche Kanäle gemeint sind, brachte Deniz Güven von der Garanti Bank auf den Punkt. Allein im vergangenen Monat habe Garanti beispielsweise rund 40.000 Kreditanfragen über Facebook erhalten.
Geldautomaten als Service-Zentrale
Kundenfreundlichkeit und mehr Effizienz stehen im Mittelpunkt zweier Software-Projekte bei türkischen Banken, die Hakan Oczubukzu, General Manager von Wincor Nixdorf Türkei, vorstellte. Zurzeit arbeitet ein Team von Mitarbeitern der Halkbank und Wincor Nixdorf an einem Projekt zur besseren Gestaltung der Bediener-Oberflächen der Geldautomaten. Die Bank möchte zum Beispiel die Bedienfelder vergrößern, um sie für ältere Nutzer leichter lesbar zu machen. Die Halkbank implementiert dazu die HTML5-basierte Wincor Nixdorf-Software ProFlex, mit der Banken die Bildschirmoberflächen und Services ihrer Selbstbedienungs-Systeme individuell gestalten und sich von den Bildschirm- und Downloadlimitierungen des Switch-Betreibers lösen können. Ein aus dem Einsatz von ProFlex resultierender Nebeneffekt ist, dass die Kommunikation der einzelnen Geldautomaten mit dem Zentralrechner reduziert wird, was wiederum die Netzwerkkosten der Bank senkt.
Auch die Garanti Bank nutzt die Software ProFlex, um die mehr als 4000 Geldautomaten verschiedener Hersteller in die Omni-Channel-Architektur der Bank zu integrieren. „Durch unsere Software wird es für die Bank einfach, neue Funktionen schnell im gesamten ATM-Netzwerk zu implementieren“, erklärte Oczubukzu.
Nicht zuletzt durch diese erfolgreichen Software-Projekte motiviert, hat Wincor Nixdorf inzwischen den Software-Bereich in einem eigenen weltweiten Headquarter im niederländischen Utrecht zusammengefasst. „Wir sehen, dass Software bei Investitionsentscheidungen unserer Kunden eine zunehmend wichtigere Rolle spielt“, sagt CEO Eckard Heidloff. Wincor Nixdorf hat sich vorgenommen, in den kommenden fünf Jahren die Software-Umsätze auf 600 Millionen Euro zu verdoppeln.
Sicherheitsinitiative für Geldautomaten gestartet
Die Sensibilität für Sicherheitsfragen steigt. Nicht zuletzt deshalb setzt sich Wincor Nixdorf für internationale Standards und einen globalen Erfahrungsaustausch ein und hat daher in den vergangenen Wochen gemeinsam mit Diebold, die ATM Security Association gegründet. Ziel der Vereinigung ist es, Sicherheitsstandards für den Kanal „Selbstbedienung“ zu schaffen, für erkannte Bedrohungen schnell Gegenmaßnahmen zu entwickeln und diese weltweit verfügbar zu machen. Nach einer Präsentation der Gründungsmitglieder in London bei der ATMIA Security Conference seien 70 Anfragen und Anträge auf Mitgliedschaft von Banken, Herstellern und Komponenten-Zulieferern eingegangen, erzählte Heidloff. Das Feedback zur Initiative sei ausnahmslos positiv.
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