STRATEGIE19. Oktober 2022

EZB macht mit Amazon den Bock zum Gärtner

EZB macht mit Amazon den Bock zum Gärtner
peshkov/bigstock.com

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im September bekanntgegeben, dass sie mit fünf Unternehmen zusammenarbeiten will, um potenzielle Nutzer-Schnittstellen für den Digitalen Euro zu entwickeln. Die fünf Unternehmen sollen Prototypen entwerfen, damit die EZB die Technologie testen kann, die für die Digitalen Euro zum Einsatz kommen soll.

von Frank Braatz, ChR Source-Magazin

Die spanische CaixaBank soll eine Lösung für Peer-to-Peer Online-Zahlungen entwickeln, die französische Worldline eine Lösung für Peer-to-Peer Offline-Zahlungen. Das europäische Bankenkonsortium EPI (European Payment Initiative) wurde für die Entwicklung von POS-Zahlungen ausgewählt, die vom Zahlungspflichtigen – also vom Kunden – initiiert werden, und die italienische Nexi soll einen Prototypen für POS-Zahlungen schaffen, die vom Zahlungsempfänger – also vom Händler – initiiert werden. Für das Thema „E-Commerce-Zahlungen“ hat die EZB den amerikanischen Konzern Amazon ausgewählt.

Die EZB will Transaktionen simulieren, die mit Hilfe der jeweiligen Front-End-Prototypen initiiert und durch die Schnittstellen- und Back-End-Infrastruktur des Euro-Systems abgewickelt werden.

Frank Braatz, Chefredakteur Source
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Die Zentralbank sieht in dem Praxistest mit den Prototypen einen wichtigen Schritt innerhalb der zweijährigen Untersuchungsphase zum Digitalen Euro. Der Test soll im ersten Quartal 2023 abgeschlossen sein.

Die fünf Unternehmen wurden aus 54 Anbietern ausgewählt, die sich an einer Ausschreibung im April 2022 beteiligt hatten. Laut EZB zeichnen sich die fünf ausgewählten Unternehmen durch spezifische Fähigkeiten im Zusammenhang mit den jeweiligen Anwendungsfällen aus. Die EZB weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass es keine Pläne gibt, die jetzt zu entwickelnden Prototypen in späteren Phasen des Projekts zum Digitalen Euro weiter zu nutzen.

Nun ist jeder Fortschritt in Sachen Digitaler Euro unbedingt begrüßenswert – im Prinzip.”

Allerdings will die EZB nun für die Entwicklung von Prototypen für bestimmte Anwendungsfälle mit solchen Unternehmen zusammenarbeiten, deren eigenes Geschäftsmodell durch den Digitalen Euro teilweise angegriffen wird – wie bei Worldline und Nexi – oder die …

… im Falle von EPI bisher vor allem dadurch aufgefallen sind, dass sie demonstriert haben, was alles nicht geht. Damit provoziert die EZB jedenfalls schon mal das eine oder andere Fragezeichen.”

Und wenn sich dann ausgerechnet auch noch Amazon an einem Projekt beteiligen darf, das ausdrücklich die europäische Eigenständigkeit im Zahlungsverkehr unterstützen soll, dann liegt der Verdacht nahe, dass die EZB hier den Bock zum Gärtner macht.Frank Braatz, Chef­re­dak­teur Sour­ce

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