Rekord-Exit in der FinTech-Szene: Scout-Gruppe übernimmt Finanzcheck.de
Es ist einer der größten Exits in der deutschen FinTech-Szene: Die Scout-Gruppe übernimmt für stolze 285 Mio. Euro das Portal Finanzcheck. Was die Scout-Gruppe, die erst im Juni in den DAX aufstieg, mit dem Portal vorhat und warum der Deal ein gutes Zeichen für die deutsche Fintech-Szene ist.
Die Internetkleinanzeigenbörse übernimmt das Finanzvermittlungsportal Finanzcheck.de. Die in München beheimatete Gruppe zahlt für das Hamburger Start-up 285 Mio. Euro, den gesamten Betrag in bar. Für die Scout-Gruppe ergeben sich aus der Übernahme Möglichkeiten der Kreditvermittlung im Autobereich für Autoscout sowie im Bereich der Verbraucherkredite, was rund um die Plattform Immoscout interessant ist. Scout-Chef Greg Ellis sprach von einer „perfekten Ergänzung für das eigene Portfolio“, da vier von zehn Automobilen zumindest teilweise über einen Kredit finanziert würden. Man wolle gemeinsam die Consumer Journey beim Auto- und Immobilienkauf besser abdecken.Mit Finanzcheck ergattert die Scout-Gruppe einen der drei großen Player in Deutschland im Bereich der Kreditvermittlung (neben Smava und der Check24-Gruppe). Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei rund 35 Mio. Euro. Das seit 2012 existierende Unternehmen bietet neben dem Kerngeschäft als Kreditvermittlungsportal für Endkunden auch Softwarelösungen und Kreditvermittlung auf White-Label-Basis. Darüber hinaus kooperiert FINANZCHECK.de über die eigene Technologieplattform für Verbraucherfinanzierung mit Affiliate-Webseiten, Point-of-Sale Finanzierungspartnern und Partnernetzwerken in Deutschland.
Finanzcheck ergänzt das Portfolio der Scout-Gruppe
Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von rund 35% in den letzten drei Jahren kann Finanzcheck eine starke Wachstumshistorie nachweisen und erzielte im Geschäftsjahr endend im Dezember 2017 Umsätze von mehr als 35 Millionen. Euro. Von Q1 2015 bis Q1 2018 hat das Unternehmen die Zahl der neu registrierten Kunden pro Quartal, die den Kreditantragsprozess durchlaufen, mehr als verdreifacht und die Zahl der Kredittransaktionen mehr als verdoppelt. Insgesamt beläuft sich das vermittelte Kreditvolumen seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2012 damit auf mehr als 3,5 Milliarden Euro.
Noch schreibt das Unternehmen allerdings rote Zahlen. In der Kombination mit dem Rückenwind der Scout24-Portale könnte sich das aber ändern. Aktuell vermittelt Finanzcheck Kredite von rund 20 verschiedenen Banken. Vor einigen Monaten hatte Finanzcheck Schlagzeilen gemacht, weil das online-orientierte FinTech eine Filiale in Bestlage Hamburgs eröffnet hatte. Damals teilte das Unternehmen mit, man wolle so weitere, weniger netzaffine Zielgruppen erreichen, die auch in der Vergangenheit teilweise schon das telefonische oder persönliche Gespräch gesucht hatten. Ob Finanzcheck unter dem neuen Besitzer an der Strategie festhält, ist unklar.
Wir wollen die Verbraucher bei der Aufnahme eines Kredits zur Finanzierung ihres Kaufes stärken. Derzeit gibt es im Internet beispielsweise keine integrierte Lösung von der Suche bis zur Finalisierung der Transaktion beim Kauf eines Autos. Durch die Zusammenarbeit mit Autoscout24 sind wir in der Lage, einen weiteren Schritt der Consumer Journey in einem einzigen Marktnetzwerk abzubilden und den Nutzern auf einem der größten digitalen Automobilmarktplätze Deutschlands transparente und relevante Lösungen anzubieten.“
Andreas Kupke, Geschäftsführer und COO Finanzcheck
Investitionen in zukünftiges Wachstum und die volle Ausschöpfung des Potenzials unseres Marktnetzwerks sind wichtige Pfeiler der Strategie, wie wir sie dem Kapitalmarkt kommuniziert haben. Finanzcheck ist eine starke Marke im deutschen Markt für Verbraucherfinanzierung, und wir glauben, dass diese Akquisition perfekt zu unserer Gesamtstrategie passt. Gemeinsam sehen wir erhebliche operative Synergien, die uns helfen werden, zusätzliche Umsatzpotenziale entlang der erweiterten Wertschöpfungsketten der Immobilien- und Automobilmärkte zu erschließen.“
Christian Gisy, Finanzvorstand Scout24
Spannendes Detail am Rande: Die Finanzierung des Deals solle über einen Kredit erfolgen, teilte das seit drei Jahren börsennotierte Unternehmen mit. Eine Kapitalerhöhung sei indes nicht vorgesehen. Der Deal muss noch durch die Kartellbehörden, die aber aller Voraussicht nach keine Einwände haben dürften. tw
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