STRATEGIE14. März 2025

ESG: Banken kämpfen mit dem Green Reporting

Michael Baldauf, Pegasystems, berät zur Umsetzung des ESG-Gesetzgebung bei Banken.
Michael Baldauf, PegasystemsPegasystems

Im Rahmen der ESG-Richtlinien der EU sind Banken in der Verpflichtung, ihre Kreditportfolios auf Nachhaltigkeit zu prüfen. Doch die Erfüllung dieser Pflicht stellt sie vor große Probleme.

von Michael Baldauf, Industry Principal Financial Services Senior Director bei Pegasystems

Wie es scheint, ist die Bankenaufsicht mit dem Stand der Dinge in Sachen grüne Portfolios noch nicht zufrieden, obwohl die Banken große Anstrengungen unternehmen. Das Problem sind wieder einmal die Datensets und deren Auswertung. Viel zu viel passiert da zwangsläufig noch händisch über Formulare und Excel-Tabellen. Damit aber, soviel ist jetzt schon klar, werden die Auflagen nicht zu bewältigen sein. Und die EU-Taxonomie formuliert sie nur vage. Es fehlt also ein standardisierter Katalog, nach welchen Kriterien Bankkunden gemessen und bewertet werden, um einen vergleich- und nachvollziehbaren Score zu ermitteln.Mangels Absprachen untereinander baut jede Bank daher ihr eigenes ESG-Modell, mit unterschiedlichen Bewertungen und Gewichtungen.

Bewährte Methodik

Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass dieses Vorgehensmuster nicht neu ist.

Auch bei anderen Gesetzgebungen wurde erst einmal nur ein Rahmenwerk vorgegeben, damit praktische Erfahrungen bei der Umsetzung gesammelt werden können.”

Diese Erkenntnisse werden dann später adaptiert. Bei den Compliance-Regularien oder dem Geldwäschegesetz war das ja nicht anders. So gesehen haben wir es mit einer bewährten Methodik zu tun, nur dass es jetzt eben nicht um die Verhinderung von Terrorfinanzierung geht, sondern um grüne Kredite. Bei diesem Prozess reden wir erfahrungsgemäß über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren. Und noch eins: Die EU ist hier, wieder einmal, Vorreiter. Andere Regionen werden nachziehen. Somit haben wir aktuell die Last, später aber auch den Erfahrungs- und Know-how-Vorsprung.

Build for change

Autor Michael Baldauf, Pegasystems
Michael Baldauf, Pegasystems, berät zur Umsetzung des ESG-Gesetzgebung bei Banken.Michael Baldauf ist Industry Pricipal Financial Services Senior Director bei Pegasystems.

Pegasystems (Website) liefert Software, mit der sich Arbeitsprozesse vereinfachen lassen sollen. Die Technologie nutze Echtzeit-KI und Automatisierung, weise eine skalierbare Architektur auf und bietet Low-Code als Plattform-Lösung.

Für die Banken macht das die Lage allerdings nicht einfacher. Sie dürften sich aktuell wie ein Versuchskaninchen im Experimentierstadium fühlen.

Die wohl wichtigste Konsequenz ist, alles was sie unternehmen und implementieren so flexibel auszulegen (Build for change), dass die Adaption an spätere Regularien mit geringem Aufwand möglich ist.”

Das betrifft sowohl die Kernsysteme, als auch die Kanäle und Datenprovider der Banken. Damit sind wir bei der Frage nach der praktischen Umsetzung des Reportings. Klar ist, die Automatisierung wird hier das Generalthema sein, um den Aufwand in vertretbaren Grenzen zu halten. Das erleichtert das Reporting nicht nur für die Banken, sondern auch für deren Kunden. Gerade mittelständische Unternehmen, die häufig nicht nur eine einzige Hausbank haben, fühlen sich mit den unterschiedlichen Anforderungen und Formaten zu Recht überfordert.

Plattform und KI

Auf technischer Ebene sind die Kernsysteme für die Automatisierung und spätere Anpassung der komplexen Workflows zu langsam und zu unflexibel. Sinnvoller ist es, sie über eine Plattform für Business Orchestration and Automation Technologies (BOAT) abzubilden. Sie bietet die besten Voraussetzungen für schnelle Änderungen und Erweiterungen, die dann zentral gelten und allen Beteiligten gleichzeitig zur Verfügung stehen.

KI wird bei der Automatisierung natürlich eine tragende Rolle spielen, sei es um Dokumente mit analytischer KI auszulesen, mit Hilfe prediktiver KI Voraussagen zu treffen oder per generativer KI E-Mails zu erstellen oder sie als Coach zu nutzen.”

Die gute Nachricht lautet also: Es gibt Licht am Ende des ESG-Tunnels. Mit standardisierten und automatisierten Workflows über flexible Plattformen verliert Green Reporting seine Schrecken – für Banken wie für deren Kunden.Michael Baldauf, Pegasystems

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